Wrangelstraße 6-7
12165 Berlin
Deutschland
Da es für blinde Jüdinnen*Juden bisher keine Heime gab und sie dadurch keine Lebensgrundlage hatten, gründeten jüdische Wohlhabende in der Wrangelstraße 6-7 eine Blindenanstalt. Ab 1918 konnten auch gehörlose Jüdinnen*Juden in der Anstalt leben. Alle lebten dort freiwillig, behütet und selbstbestimmt.
Im Jahr 1928 wurde das Gebäude um eine Etage erweitert, sodass danach 50 Personen dort Platz hatten, darunter auch Betreuer*innen, Ärzt*innen und ein Rabbi. Die Blinden arbeiteten im Untergeschoss des Hauses als Bürstenbinder*innen oder als Korb- und Stuhlflechter*innen. Außerdem gab es auch einen Gebetssaal und Unterricht in Blindenschrift. Für weiteren Unterricht besuchten sie die staatliche Blindenanstalt in der Rothenburgerstr.14 (heute Blindenhilfswerk Berlin e.V.). Dort hatten sie Zugang zu einer Bibliothek und anderen Aktivitäten. Da sich die staatliche Blindenanstalt der Hitlerjugend anschloss, wurden die jüdischen Blinde 1933 von sämtlichen Aktivitäten und Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen.
1939 wurde die Blindenanstalt verpflichtet, der "Rechtsvereinigung der Juden in Deutschland" beizutreten, wodurch sie nicht mehr selbstständig war und unter ständiger Kontrolle stand.
Nur zwei Jahre später am 19.November 1941 wurde das Gebäude beschlagnahmt und die Bewohner nach Weißensee verlegt. Von dort wurden sie deportiert und ermordet.
Das Gebäude wurde im Krieg zerstört und später wieder aufgebaut, jedoch ohne die klassischen Verzierungen der Erbauungszeit. Heute beinhaltet das "Haus Nazareth" eine Arztpraxis.
JÜDISCHE BLINDENANSTALT
WIE DIE KLEINE SYNAGOGE
IN STEGLITZ, DÜPPELSTRASSE 41
WURDE SIE IN DER ZEIT DER
NATIONALSOZIALISTISCHEN
GEWALTHERRSCHAFT ZERSTÖRT.
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