Am Remsufer 2
71686 Remseck am Neckar
Deutschland
Die frühere Straßenbezeichnung „Judengasse" ist kein Hinweis auf jüdische Familien in Neckarrems. Vielmehr zogen hier im späten 18. Jh. und im 19. Jh. die jüdischen Viehhändler aus Hochberg regelmäßig zum Markt nach Winnenden durch. Sie verkauften bei dieser Gelegenheit Vieh an die Neckarremser Landwirte. Auch Pferde wurden gehandelt. Die Poststation in der Koppengasse (heute Remstalstraße), die Remsbrücke und zwei Gasthäuser (Ochsen und Hirsch) boten lukrativere Geschäfte als das damalige Dorf Bittenfeld, über das Winnenden an sich schneller zu erreichen war. Die Straßenbezeichnung stammt vermutlich erst aus dem 19. Jh. Bereits ein Vierteljahr nach der NS-Machtübernahme am 4. Mai 1933 und damit mehr als ein Jahr vor dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg im August 1934 wurde die Straße in Hindenburg-Straße umbenannt. 1945 erfolgte wenige Wochen nach Kriegsende wiederum die Rückbenennung in „Judengasse". Nach wiederholten Anregungen mehrerer Anlieger erfolgte 1967 die Umbenennung in „Am Remsufer".
Barbara Rösch hat in einer umfangreichen Studie hunderte "Judengassen" als jüdische Handelswege im deutschsprachigen Raum nachgewiesen. Auch in Ludwigsburg-Oßweil und in Kirchheim am Neckar gab es einst solche Straßenbezeichnungen, ohne dass Juden am Ort lebten. Die Neckarremser Judengasse hat Rösch in ihrer Dokumentation allerdings übersehen.
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