Laerstraße 9
33615 Bielefeld
Deutschland
<p>Als Sitz der Bezirksstelle Westfalen bezieht die RVJD das Wohn- und Geschäftshaus Laerstraße 9 der jüdischen Unternehmerin Witwe Julie Stern (Leinen und Wäschefabrik).</p><p>Erste Leiterin der Bezirksstelle Westfalen war von Frühjahr 1939 bis Januar 1940 Dr. Rosi Karfiol, die in die USA emigrierte. Die Fürsorgeabteilung leitete Sophie Koritzer. Leiter von Anfang 1940 bis Juli 1942 war Dr. Max Ostwald. Ostwald wurde am 31. Juli 1942, sein Nachfolger Adolf Stern, der in der Hauptsache die Gestapo bei den Deportationen unterstützten musste, nach Auflösung des Büros am 29. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert. Sie kehrten nicht zurück. Vertrauensmann für die Juden in Bielefeld war bis zu seiner Deportation im Juli 1942 Max Hirschfeld. Er war nach Rückkehr 1945 Vorsitzender der neugegründeten Synagogengemeinde.</p><p>Die Bezirksstelle betreute Altersheime in Unna, Bielefeld und Detmold, ein Waisenhaus in Paderborn, Umschulungslager in Bielefeld (Schloßhofstraße) und Paderborn (Grüner Weg), sowie eine Umschulungswerkstatt in Dortmund. Bis zur Auflösung gehörten auch die jüdischen Schulen in ihre Verantwortung. Einer Abteilung oblag Verwaltung, Pflege und Verkauf von Immobilien (z.B. der Friedhöfe), einer weiteren das stetig wachsende Gebiet der Fürsorge.</p><p>Die Bezirksstelle war letztlich ein wesentliches Instrument der Gestapostellen Münster, Bielefeld und Dortmund bei der Forcierung der Auswanderung, in der Erfassung (Führung von Listen), sowie ab Ende 1941 in der Durchführung der Deportationen. Außerdem hatte sie die Zwangseinweisung in ➔ Judenhäuser, die Umsetzung von Gesetzen und Verordnungen (Abgabe von Pelzen, Schmuck etc.) zu organisieren.</p><p>Nach Auflösung der Bezirksstelle übernahmen Juden aus dem Kreis der verbliebenen jüdischen Mischehepartner Restfunktionen bis 1945. Als zentraler Vertrauensmann für die Regierungsbezirke Münster, Minden und Land Lippe fungierte bis zuletzt Louis Sternberg aus Paderborn, für den Regierungsbezirk Arnsberg Dr. Max Rosenbaum aus Dortmund. </p>
Jüdisches Nachrichtenblatt vom 12. Juni 1939 (Laerstraße 9 als Anschrift nach Bildung der Bezirksstelle)
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