Mittelstraße 16
69502 Hemsbach
Deutschland
1843 kaufte die jüdische Gemeinde unter ihrem damaligen Vorsteher Max Pfälzer im Ortskern von Hemsbach das heutige Grundstück Mittelgasse 16. 1845 wurden von Baumeister Valentin Fuchs Pläne für eine Synagoge mit Schule, Lehrerwohnung und einem Badhaus angefertigt, die mit dem Bau des jüdischen Gemeindezentrums 1847/48 umgesetzt werden konnten. An der Südseite des Synagogenhofes wurde ein Badhaus mit rituellem Bad erstellt.
1895 traf die jüdische Gemeinde ein schweres Brandunglück. In der Nachbarschaft brach auf Grund einer Brandstiftung in einem landwirtschaftlichen Anwesen ein Feuer aus, dem insgesamt fünf Scheunen, mehrere Ställe sowie die Synagoge zum Opfer fielen. Der Brand in der Synagoge konnte zwar bald gelöscht werden, dennoch musste in den folgenden Monaten ein komplett neuer Dachstuhl erstellt werden; das Dach wurde mit Tonfalzziegeln neu eingedeckt.
Beim Novemberpogrom 1938 brachten auswärtige SA-Leute am 10. November 1938 in der Synagoge eine Sprengladung zur Explosion, wodurch beträchtliche Zerstörungen angerichtet wurden.
Ende der 1960er-Jahre wollte man noch mit einem Teil der Hemsbacher Altstadt auch die ehemalige Synagoge abreißen, um neue Wohnhäuser zu bauen.
Erste Überlegungen für eine sinnvollere Nutzung des baulich inzwischen völlig heruntergekommenen Gebäudes wurden um 1980 angestellt. 1981 erwarb die Stadt die ehemalige Synagoge. 1982 wurde sie als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch eingetragen und genießt seitdem den Schutz nach § 12 des Denkmalschutzgesetzes von Baden-Württemberg. 1984 bildete sich ein „Förderverein Ehemalige Synagoge in Hemsbach e.V.".
Die Mitglieder des Vereins und Schüler der Hemsbacher Haupt- und Realschule unternahmen im Juli 1985 eine große Entrümpelungsaktion, um die sich im Gebäude seit 1942 angesammelten großen Gerümpelmengen auszuräumen. Die Restaurierungen wurden im Herbst 1987 mit der Erneuerung des Badhauses abgeschlossen. Ziel der Arbeiten war es, den alten Zustand der Gebäude soweit wie möglich wiederherzustellen.
Am 14. September 1987 wurde die restaurierte ehemalige Synagoge wieder eingeweiht. Sie dient seitdem für kulturelle Zwecke, die der Würde des Hauses entsprechen. Eine aus der Synagoge 1938 gerettete Torarolle befindet sich in einer Synagoge in Tom's River (USA).
Letzte Nutzung: überkonfessionelle Begegnungsstätte und Gedenkstätte
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