Bernhardstraße 3
98617 Meiningen
Deutschland
<p>Schon seit Anfang 18. Jahrhunderts war die jüdische Familie Strupp nahe der Residenzstadt Meiningen, im benachbarten Dorf Dreißigacker, ansässig. Sie war anfangs vor allem im Getreidehandel tätig, weitete ihre Geschäfte jedoch auf den Textilbereich aus, insbesondere auf den Handel mit Baumwoll-, Leinen- und Seidenstoffen. Seit 1742 waren die Strupps auch im Bankwesen tätig. Ein zweistöckiges Haus samt Garten in Dreißigacker diente als Stammsitz der Familie. Spätestens ab 1825 kamen auch Kreditgeschäfte mit dem herzoglichen Hof hinzu, und so nahm das Bankhaus „B. M. Strupp“ ab 1833 seinen Sitz im neu erbauten jüdischen Kauf- und Gewerbehaus („Basar“) in der heutigen Bernhardstraße 3 – direkt nördlich der Stadtgrenze.</p><p>Um den jüdischen Hausierhandel in der Stadt einzudämmen, hatten sich Landesregierung und Stadtverwaltung - sehr zum Unwillen der nichtjüdischen Konkurrenz - ausdrücklich für ein solches Kaufhaus ausgesprochen. Professionell wurde nun das Warenangebot der einzelnen Ladenbetreiber in Zeitungsannoncen beworben. Doch trotz der enormen Bedeutung für die weitere wirtschaftlich-industrielle Entwicklung Meiningens konnten sich einzelne jüdische Familien wie die Strupps erst nach 1856 mit Bürgerrecht in der Stadt niederlassen. 1866 folgte die Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Meiningen – unter ihrem ersten Vorsteher Bernhard Meyer Strupp.</p><p>Das klassizistische Gebäude in der Bernhardstraße 3 wurde mehrfach umgebaut und schon bald – bis in die 1990er Jahre – als Schulgebäude („Lutherschule“) genutzt. Im Nordflügel eröffneten dort im Juni 2008 die „Kammerspiele“ des Staatstheaters Meiningen, direkt neben dem „Großen Haus“ (Bernhardstraße 5). Im Südflügel findet sich eine Galerie und eine Bildungseinrichtung.</p>
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