Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg

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60
Kategorie
Adresse

Arno-Hamburger-Straße 3
90411 Nürnberg
Deutschland

Koordinate
49.4741507, 11.101798

Geschichte

Spuren jüdischen Lebens in Nürnberg reichen bis weit in die Zeit des Mittelalters zurück. Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts befinden sich Juden*Jüdinnen aus umliegenden Regionen auf der Flucht vor Verfolgung und lassen sich in Nürnberg nieder. 

Am 28. Januar 1862 wird die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKG) gegründet.
Zwei Jahre später wird der jüdische Friedhof an der Bärenschanzstraße eröffnet. Ende der 1860er Jahre leben bereits 1.254 Juden*Jüdinnen in Nürnberg. Nach langen Bemühungen um Grundstück und Bau eines Gotteshauses wird am 8. September 1874 die im maurischen Stil errichtete Synagoge unter großer städtischer Beteiligung am Hans-Sachs-Platz feierlich eingeweiht. 

Um 1900 ist die jüdische Gemeinde auf 1.705 Mitglieder angewachsen. Die Nürnberger Juden*Jüdinnen leisten einen erheblichen Beitrag zur Industrialisierung der Stadt. Mehrere Wirtschaftszweige, wie beispielsweise die Zweiradindustrie, die Blechspielwarenfabrikation sowie die Pinselfabrikation werden erheblich von jüdischen Industriellen geprägt und gefördert. 

Im Ersten Weltkrieg dienen 1.543 Männer der Israelitischen Kultusgemeinde in der deutschen Armee für ihr Vaterland. 178 jüdische Soldaten aus Nürnberg fallen während des Krieges. 

1922 zählt die IKG 9.280 Mitglieder. In den Folgejahren vermehren sich die antisemitischen Tendenzen innerhalb der Stadtbevölkerung, was durch das judenfeindliche Wochenblatt "Der Stürmer" zusätzlich verstärkt wird. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 verändern sich die Bedingungen für die Mitglieder der Jüdischen Gemeine in Nürnberg dramatisch. Boykotte, Amtsenthebungen, Berufsverbote, Misshandlungen und Diskriminierungen gegenüber den jüdischen Nürnbergern nehmen im Lauf der 1930er Jahre stetig zu. 

Am 15. September 1935 werden die sogenannten Nürnberger Gesetze verkündet. Damit entzieht das nationalsozialistische Regime den jüdischen Deutschen einen großen Teil der bürgerlichen Rechte. 1938 wird die Hauptsynagoge Nürnberg zerstört. Der gewaltsame Abbruch des Gotteshauses beginnt bereits am 10. August, noch vor den sogenannten Novemberpogromen (8./.9. November). In den folgenden Jahren werden viele Nürnberger Juden*Jüdinnen in den Osten deportiert. Im Juni 1942 wird der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Leo Katzenberger, in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. 

Im letzten Kriegsjahr, 1945, entgehen die wenigen verbliebenen jüdischen Nürnberger*innen der Deportation, da Unterlagen und Transportwege durch Luftangriffe zerstört werden. Anfang der 1950er Jahren zählt die Gemeinde knapp 200 Mitglieder. Darunter befinden sich viele DP's, die nach Auflösung der Lager nach Nürnberg kommen. 

Im Jahr 1962 feiert die IKG ihr 100-jähriges Bestehen. Arno Hamburger wird 1972 zum 1. Vorsitzenden der Gemeinde und im gleichen Jahr in den Nürnberger Stadtrat gewählt. Damit ist die Gemeinde nach über 39 Jahren wieder im Stadtparlament vertreten.

Das Anwesen Wielandstr. 6, erbaut im Jahre 1928, das als Altenwohnheim, Gemeindeverwaltung und Gebetshaus genutzt wurde, entspricht nicht mehr den Anforderungen, die von der Regierung Ansbach an ein Altenwohnheim gestellt werden und ist auch für die Anzahl der Mitglieder als Gebetsstätte nicht mehr adäquat. So wird nach längeren Diskussionen unter den Mitgliedern der Gemeinde beschlossen, ein neues Gemeindezentrum zu errichten.

Nach nur 1,5 Jahren Bauzeit wird am 8. September 1984 – auf den Tag genau 110 Jahre nach der Einweihung der großen Synagoge am Hans-Sachs-Platz – das neue Gemeindezentrum an der Kilianstr. eröffnet. Es besteht aus einer neuen Synagoge, Verwaltungsräumen sowie aus einem Seniorenwohnheim und Pflegeheim.  

2013 zählt die Gemeinde wieder knapp 2.000 Mitglieder, was vor allem der Zuwanderung jüdischer Mitglieder aus der ehemaligen Sowjetunion zu verdanken ist. Um den Bedürfnissen der gewachsenen Gemeinde gerecht zu werden, startet die IKG ein großes Bauprojekt: Geplant ist ein neues Gemeindezentrum mit Büroräumen, Klassenräumen und einem Jugendzentrum. Damit soll auch die Möglichkeit geboten werden, große Veranstaltungen durchzuführen und den akuten Platzmangel zu beseitigen.
Am 26.September 2013 verabschiedet sich die Gemeinde von ihrem langjährigen Vorsitzenden Arno Hamburger. Er stirbt im Alter von 90 Jahren. 

Am 3. Juli 2016 wird das neue Gemeindezentrum feierlich eingeweiht. 

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