Schweinfurter Straße 23
97464 Niederwerrn
Deutschland
Zunächst war ein Betsaal, dann eine erste Synagoge vorhanden (kleine "Schul", die der Familie des Löb Kaz gehörte). 1786 erbaute die jüdische Gemeinde auf dem heutigen Grundstück Schweinfurter Straße 23 eine neue Synagoge. Dank der großherzigen Unterstützung des Bankiers Löb Kent, der aus Niederwerrn stammte, konnte ein monumentaler Bau errichtet werden, der in seinen Ausmaßen und seiner Anlage mit der Synagoge in Heidingsfeld (bei Würzburg) vergleichbar ist. Die Synagoge wurde 1885 umgebaut und 1913 renoviert. Das Gebäude fällt durch seinen charakteristischen Mansarddachbau auf; ein Eckstein trägt die hebräische Jahreszahl für 5546 = 1785/86.
Beim Novemberpogrom 1938 kamen am Mittag des 10. November etwa 50 SA-Leuten aus Schweinfurt, die mit Beilen und Hämmern ausgerüstet waren. Nach der Verwüstung der jüdischen Häuser drangen sie in die Synagoge ein, zerstörten das Mobiliar und die Ritualien, darunter Torarollen und Toraschrein-Vorhänge aus dem 18. Jahrhundert. Die Trümmer der Inneneinrichtung wurden in der Synagoge auf einen Haufen geworfen und in Brand gesetzt. Da bei einem Brand des Gebäudes Gefahr für die (u.a. landwirtschaftlich genutzten) Nachbarhäuser bestanden hätte, löschte die Feuerwehr den Brand. Die politische Gemeinde kaufte wenig später die Synagoge für 3.000 RM sowie das jüdische Schul- und Gemeindehaus für 7.000 RM (der Wert wurde auf 15.000 RM geschätzt).
1958 wurde die ehemalige Synagoge zu einem Kino umgebaut. Bis 1987 diente sie als Abstellhalle einer Fabrik und als Schulungsraum der Handwerkskammer. 1999/2000 wurde das Gebäude zur Gemeindebücherei umgebaut und am 19. Januar 2001 eröffnet. Mit Hilfe der Städtebauförderung, Denkmalpflege und Bibliotheksförderung wurde aus der ehemaligen Synagoge wieder ein Schmuckstück für die ganze Gemeinde. Zur Gestaltung des sieben Meter hohen Raumes ließ Architekt Dag Schröder eine Empore einbauen, die dem ehemals sakralen Charakter des Raumes Rechnung trägt. Bei der Möblierung wurde an der Ostseite der Platz ausgespart, an dem in der ehemaligen Synagoge der Toraschrein stand.
ehemalige Synagoge
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