St 2033
86637 Binswangen
Deutschland
Der Jüdische Friedhof Binswangen ist ein jüdischer Friedhof in Binswangen, einer Gemeinde im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Der Friedhof befindet sich an der Staatsstraße 2033 zwischen Binswangen und Wertingen auf einer kleinen Anhöhe. 1663 konnte die Gemeinde ein Feldstück für einen Friedhof ankaufen. Die Friedhofsfläche beträgt etwa 3000 qm. Von den ursprünglich mehreren hundert Grabsteinen sind nur noch wenige erhalten.
Alter: 1663; zuvor mussten die Juden ihre Toten in Burgau bestatten. Die jüdische Gemeinde erhielt 1663 nach langem Verhandlungen von Sigmund Franz Erzherzog zu Österreich ein Viertel Acker Land, auf der „Schwartz“ in der Wertinger Flur gelegen, zum Preis von 20 Gulden für die Anlage eines Friedhofs. Für jede Beisetzung musste ein „Todfallgeld“ an die Herren von Pappenheim gezahlt werden, auf deren Grundbesitz der Friedhof lag. Alljährlich hatten die Juden zudem für die Nutzung des Friedhofs einen weiteren Gulden zu entrichten. Der Friedhof wurde mehrfach erweitert (1694, 1730, 1761). Mit großen finanziellen Anstrengungen gelang es der Gemeinde, 1761 eine Einfassungsmauer bauen zu lassen. Die Kosten deckte man durch verschiedene Einkünfte, so z.B. aus den Abgaben von jedem, der zur Tora aufgerufen wurde, der Sandak oder der Bar Mizwa war. Mit dem Bau der Einfassungsmauer reagierten die Juden auf Zerstörungen von Gräbern. Beerdigungen: In der dritten Stufe des Hangs kreisförmige Anordnung der alten, teilweise sehr alten Grabsteine, darunter der eines in Dillingen gestorbenen französischen Kriegsgefangenen des Krieges 1870/71. Die runde Anordnung ist auf die sekundäre Neuaufstellung nach Schändungen des Friedhofs zurückzuführen. Nur mehr wenige Grabsteine sind erhalten.
Besonderheiten: In Binswangen betätigte sich eine Chewra Kaddischa.
Schändungen: Bereits 1924 warfen Mitglieder einer NSDAP-Jugendgruppe 30 Grabsteine um oder zerschlugen sie, andere beschmierten sie mit Nazisymbolen. Der Anstifter wurde gefasst und zu 14 Wochen Gefängnis verurteilt. 1938 stürzte man 25 Grabsteine um und zerschlug die meisten. 1940 verwüsteten Angehörige der HJ den Rest bis zur Unkenntlichkeit. Gegen Ende des Krieges wurde auch die Friedhofsmauer abgetragen und als Baumaterial zum Ausbessern von Kriegsschäden in Binswangen verwendet. Nach 1945 konnte ein kleiner Teil der Grabsteine wieder aufgestellt und 1963 auch die Friedhofsmauer wieder aufgebaut werden. 1975 warfen Schänder fünfzehn der wenigen verbliebenen Grabsteinen um.
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“: Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
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