In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Rottweil bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Erstmals wird 1315 der "Judenort" in der Stadt genannt. Bei der Verfolgung während der Pestzeit 1349 wurde die Gemeinde vernichtet. Seit etwa 1380 waren (bis 1418) wieder einzelne Jüdinnen*Juden in der Stadt wohnhaft. Um 1500 wurden die Jüdinnen*Juden ausgewiesen. Vorübergehend wurden im 17. Jahrhundert einige Juden in der Stadt aufgenommen (1648 zwei Familien). Danach konnten sich erst seit 1806 wieder Jüdinnen*Juden in Rottweil niederlassen.
1933 lebten noch 84 jüdische Personen in Rottweil. Alsbald setzten auch in Rottweil antijüdische Maßnahmen ein (Boykotthetze, Schaufensterschmiereien, Volksauflauf). Bis 1938 gingen alle jüdischen Gewerbebetriebe in nichtjüdischen Besitz über. Ein großer Teil der jüdischen Einwohner konnte in den folgenden Jahren auswandern (in die USA und nach Palästina/Israel; einzelne Familien nach Südamerika, Südafrika, Portugal und in die Schweiz). Die Verwüstung des Synagogenraums und die Schändung des Heiligtums beim Novemberpogrom 1938 bedeuteten das Ende der Israelitischen Gemeinde Rottweils. Schon einen Monat später - am 13. Dezember - verkaufte Oberregierungsrat Julius Wissmann von der Jüdischen Kultusvereinigung Württemberg e.V. in Stuttgart als Liquidator der Rottweiler Judengemeinde das Haus an der Kameralamtsgasse 6 ("die Synagoge…mit Lehrer-Wohnung") für 8ooo Reichsmark an einen Rottweiler Kaufmann.
Mitten im Krieg, im Juni 1943, bot die Stuttgarter Großgemeinde, in der zwangsweise alle noch in Württemberg lebenden Jüdinnen*Juden zusammengeschlossen waren, das Friedhofsareal an der Hoferstraße der Stadt zum Kauf an; für 85 RM - dem 185O für den Erwerb bezahlten Betrag von 5O Gulden entsprechend - ging der jüdische Friedhof an die Kommune über. Auf einem Teil der freien Fläche wurden drei Einfachhäuser erstellt.
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