In der früheren freien Reichsstadt Oppenheim gab es bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. In einer Reichssteuerliste von 1242 werden Juden in der Stadt erstmals genannt. Sie lebten vor allem vom Geldverleih. Die bedeutendste Stellung hatte hierbei ein Jud Anselm inne, der zwischen 1285 und 1305 bei zahlreichen Geldgeschäften genannt wird. Ein reges geistiges Leben prägte die Gemeinde. Die Gelehrten Oppenheims waren auch in umliegenden Städten anerkannt. Eine wertvolle Pentateuchhandschrift aus Oppenheim wird in der Ambrosiana in Mailand aufbewahrt. Ende Juli 1349 wurden bei der allgemeinen Judenverfolgung während der Pestzeit auch die Juden Oppenheims erschlagen. Unter den Märtyrern war auch der Rabbiner Joel haKohen. Das jüdische Wohngebiet lag in der Judengasse, die erstmals 1388 genannt wird. Sie lag im südwestlichen Viertel der Altstadt (heute Am Stadtgraben und Rathofstraße).
Nach der Verfolgung von 1349 lebten Juden vermutlich wieder seit 1355 in Oppenheim, sicher seit 1366. 1391 wurden die Juden für einige Jahre ausgewiesen. 1444 lebten wieder vier jüdische Familien in der Stadt. Auch jetzt betätigten sich diese vor allem im Geldhandel. Die Gemeinde hatte mehrere Rabbiner. Weiterhin ist von einem regen geistigen Leben der jüdischen Gemeinde auszugehen. 1415 umfasste die Bibliothek eines Juden über 100 Handschriften, darunter einige philosophische und kabbalistische. Zwischen 1543 und 1548 verließen die Juden die Stadt (vielleicht nicht alle, dazu gezwungen oder freiwillig) und siedelten sich in Ortschaften der Umgebung an. Auch im 17. und 18. Jahrhundert lebten Juden in Oppenheim (1674 drei Familien, 1722 acht Familien, 1765 zehn Familien). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden bei einer Volkszählung 1804 74 Juden gezählt. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Mainz.
Die Zeit nationalsozialistischer Pogrome begann in Oppenheim bereits im September 1928, als es zu schweren Ausschreitungen aus auswärtigen Nationalsozialisten in der Stadt kam. Nach 1933 sind die meisten der jüdischen Einwohner auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts von Oppenheim in andere Orte verzogen oder ausgewandert (u.a. 1937 Carola Löw und Emil Löw nach Italien). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt, jüdische Geschäfte wurden verwüstet. 1941 lebte in Oppenheim noch eine jüdische Familie mit vier Personen
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.), „...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, Mainz 2005, S. 306.
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