In Obermoschel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch gab es bereits im Mittelalter Juden in der Stadt. Nach dem Deutzer Memorbuch traf sie die Verfolgung in der Pestzeit 1348/49. Auch 1429 wird ein Jude in Obermoschel genannt (Jud Salman, dem ein Bergwerk im Selberg verliehen wird). Danach lassen sich allerdings erst wieder in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einzelne Juden nachweisen: 1674 wird ein jüdischer Einwohner in der Stadt genannt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts leben zwei bis fünf jüdische Familien in Obermoschel (1786 vier Familien). 1744 ist in Obermoschel Elias Marx geboren, der sich später in Ruppertshofen niederlässt (gest. 1823 ebd.).
Aus der Zeit des berüchtigten Räubers „Schinderhannes" (um 1800) wird berichtet, dass dieser in Obermoschel in ein jüdisches Haus eingebrochen sei, aber von wachsamen nichtjüdischen Bürgern in die Flucht geschlagen wurde. Er entwich durch ein 'Törchen' in der Stadtmauer.
Die jüdischen Familien waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert. Bereits 1853 wurde mit Elias Simon ein jüdischer Einwohner in den Stadtrat gewählt. Viele jüdische Gemeindeglieder waren in den Vereinen der Stadt Mitglied. Um 1924, als zur Gemeinde noch 41 Personen gehörten (2,8 % von insgesamt 1.492 Einwohnern, dazu drei Gemeindeglieder in Niedermoschel und vier in Odernheim), waren die Gemeindevorsteher Albert Brück, Leopold Rheinstein, Josef Maier und Isaak Brück. 1933 lebten noch 35 jüdische Personen in Obermoschel (von insgesamt etwa 1.300 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Großteil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch 23 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet. 1939 wurden noch 12 jüdische Einwohner gezählt. Die letzten neun wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
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