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In (Bad) Rappenau bestand eine jüdische Gemeinde vom 16./17. Jahrhundert bis 1937. 1572/74 wird erstmals der "Jud von Rappenau" (vermutlich identisch mit dem 1575/76 genannten Gumprecht von Rappenau) genannt, der unter anderem vom Geldverleih lebte. In der Wimpfener Judenordnung von 1598, mit der das Verhältnis zu auswärtigen Juden geregelt wurde, wird auch Rappenau als jüdischer Wohnort genannt. Weitere Erwähnung von Juden in Rappenau gibt es in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Ortsherrschaft derer von Gemmingen hatten um 1670 den Juden Sander aufgenommen, der ein im Dreißigjährigen Krieg zerstörtes Haus aufgebaut und für die Herrschaft den "Judenzoll" einnahm (von den durchreisender Juden). Der Judenzoll blieb in jüdischer Hand: 1677/78 war er an Israel, 1689/90 an Marum, 1697/98 an Moses und Nathan, 1699/1700 an Moses für jeweils fünf Gulden jährlich verpachtet. 

Im 18. Jahrhundert waren es jeweils drei bis vier jüdische Familien am Ort. Sie lebten vom Viehhandel, Warenhandel oder dem Handel mit Landesprodukten. 1933 gab es zehn jüdische Einwohner in Bad Rappenau (0,6 % von 1.758). Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Schaufenster des noch bestehenden jüdischen Geschäftes (vermutlich das Textilwarengeschäft von Sigmund Traub) zertrümmert. Die letzten fünf bereits über 70 Jahre alten Rappenauer Juden wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert (Josef und Mina Metzger, Sigmund und Mina Traub, Sara Adler). Von ihnen überlebte nur Mina Traub, die 1946 zu ihrem Sohn nach New York auswanderte, wo sie 1952 starb.

Von September 1944 bis März 1945 bestand in Bad Rappenau als Unterkommando des Lagers Neckarelz ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsaß. Die Häftlinge, vermutlich darunter auch jüdische Personen, arbeiteten in einem SS-Bauhof, in der Landwirtschaft und in einer Kfz-Werkstatt. Das Lager war auf dem Gelände der früheren Saline (Häftlingszahl unbekannt).

Koordinate
49.23829, 9.10138
Bundesland
Baden-Württemberg
Ereignisse
Datum Text
16. Jahrhundert
Redaktionell überprüft
Aus

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