In Mainz bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter, die sich im 10. Jahrhundert begründete. Möglicherweise gab es bereits zu römischer Zeit eine jüdische Niederlassung in der Stadt. Mit dem Beginn der Kreuzzüge 1096 begann die Zeit der schlimmen Verfolgungen: Mehrmals wurde ein großer Teil der Mainzer Judenschaft grausam niedergemetzelt. Die jüdische Gemeindeverwaltung lag in den Händen des Judenrates, an dessen Spitze ein vom Erzbischof ernannter Judenbischof stand. Nach der Verfolgung 1349 werden Juden in Mainz erstmals wieder 1356 genannt. Sie lebten vom Handel mit Geld, Wein, Frucht und Waren, auch werden jüdische Ärzte und Gemeindebedienstete genannt. Im 15. Jahrhundert kam es mehrfach zur Vertreibungen.
Nach Zuzügen einzelner jüdischer Familien konnte sich 1583 eine neue jüdische Gemeinde bilden. 1662 wurden durch ein Dekret von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn die wirtschaftlichen Möglichkeiten der jüdischen Einwohner stark beschränkt. Ihnen war nicht mehr erlaubt, offene Läden zu betreiben. Sie durften nur noch mit bestimmten Waren handeln. Ihr Wohngebiet blieb auf die von beiden Seiten abgeschlossene Judengasse beschränkt. Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner bis auf etwa 550 Personen zu; Im Ghetto mit seinen schmalen Häusern herrschte drangvolle Enge. Als Frucht der Aufklärungszeit und der Französischen Revolution fielen am 12. September 1792 die Tore des Judenghettos. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die jüdische Einwohner im Leben der Stadt eine große Bedeutung, so als Unternehmer und Gewerbetreibende, als Ärzte, Rechtsanwälte und Journalisten. Zur Vielgestaltigkeit des Mainzer Kulturlebens trugen zahlreiche jüdische Vereine bei.
Nach 1933 setzte wie im ganzen Deutschen Reich auch in Mainz die zunehmende Entrechtung der jüdischen Bevölkerung durch die nationalsozialistische Politik ein. In der Pogromnacht im November 1938 kam es zu zahlreichen Übergriffen gegen die jüdische Bevölkerung, ihre Wohnungen und Gewerbebetriebe. Im März und September 1942 wurde ein Großteil der verbliebenen jüdischen Einwohnerschaft in Vernichtungslager des Ostens oder in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die letzte Deportation am 10. Februar 1943 löschte vollends das jüdische Gemeindeleben in Mainz aus. Nur wenige Juden in sogenannter „privilegierter Mischehe" erlebten das Kriegsende in Mainz. Insgesamt wurden etwa 1.300 bis 1.400 Mainzer Juden ermordet.
Am 17. Oktober 1945 konnte von einigen wenigen Überlebenden der Konzentrationslager eine neue Gemeinde gegründet werden. Durch den Zuzug von jüdischen Emigranten aus den GUS-Staaten nahm die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bis 2005 auf etwa 1.000 Gemeindeglieder zu.
Arnsberg, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Hessen, Bd. 2, Frankfurt/Main 1971.
Arnsberg, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Hessen, Bd. 2, Frankfurt/Main 1971.
Arnsberg, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Hessen, Bd. 2, Frankfurt/Main 1971.
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