Ingelheim am Rhein entstand 1939 durch Zusammenlegung von Ober-Ingelheim, Nieder-Ingelheim und Frei-Weinheim. Zur Stauferzeit bestand eine bürgerliche Siedlung neben der Kaiserpfalz in Nieder-Ingelheim. Vermutlich waren hier Juden im 14. Jahrhundert ansässig, da ein Ingelheimer Gerichtsbuch des 14. Jahrhunderts einen Judeneid enthielt und 1368 eine Judengasse genannt wird. Nach den Judenverfolgungen 1348/49, in deren Zusammenhang Ingelheim jedoch nicht genannt wird, sind 1424 erstmals Juden (eine Familie) in Nieder-Ingelheim urkundlich nachweisbar. Später lebte hier ein Jude mit dem Beinamen Bacharach (1434). Im 15. Jahrhundert sind nach Ingelheim benannte Juden in Bingen und Mestre bei Venedig genannt. Von einer Vertreibung der Juden aus der Stadt ist nichts bekannt. So lebten möglicherweise vom 16. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast durchweg Juden in der Stadt.
1719 wurden fünf jüdische Haushaltungen registriert. 1803 erreichten die 56 jüdischen Einwohner einen Anteil von etwa 4 % der Gesamtbevölkerung des Ortes. 1824 lebten 128 Juden in Ober-Ingelheim und 21 in Nieder-Ingelheim. Die höchste Zahl jüdische Einwohner wurde in Ober-Ingelheim um 1850 mit 200 Personen, in Nieder-Ingelheim um 1926 mit 60 Personenerreicht. Jeweils danach ging in beiden Orten die Zahl zurück. Bis zu Beginn der NS-Zeit spielten die jüdischen Einwohner der Stadt eine hervorragende Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Leben.
1933 lebten noch 134 jüdische Personen in Ober- und Nieder-Ingelheim. Ein größerer Teil von ihnen konnte im Zuge der Folgen des wirtschaftlichen Boykottes, der zunehmenden Restriktionen und antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten in den folgenden Jahren auswandern oder verzog in andere Orte Deutschlands. Im September 1942 wurden die letzten Juden aus Ober-Ingelheim deportiert.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.), „...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarlandm, Mainz 2005. S. 194-195.
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