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In Hildburghausen lebten Juden bereits im Mittelalter, kurz nachdem der Ort seit 1324 das Stadtrecht erhielt. 1331 werden erstmals jüdische Einwohner der Stadt genannt. 1349 trifft die Judenverfolgung in der Pestzeit auch die Juden in Hildburghausen. 1367 wird Gottschalk von Hildburghausen in Erfurt genannt. Um 1388 war Jud Gutkind Financier der Grafen von Henneberg. 1404 war Graf Heinrich V. bei Gutkind mit 160 Gulden verschuldet. 1412 hatte Wilhelm I. noch eine Schuld von 350 Gulden zu begleichen. Im 15. Jahrhundert werden weitere Juden in der Stadt genannt, die vom Geldverleih lebten. Vier Familien dürften zwischen 1423 und 1425 aus dem Fränkischen zugezogen sein.

Von einer Vertreibung der Juden aus der Stadt ist nichts bekannt. 1723 kam es allerdings zu einem Aufenthaltsverbot für ortsfremde Juden. Seit 1714 war Simon Moyses aus Mertzbach Hoffaktor in der Residenz von Herzog Ernst I. (Herzog von Sachsen-Hildburghausen). 1726 waren 12 jüdische Familien in der Stadt, darunter der aus Holland stammende Hoffaktor Frank. 1729 wurden vorübergehend die Juden aus Hildburghausen in ländliche Gemeinden des Herzogtums verwiesen, doch im folgenden Jahr wieder aufgenommen. 1748 waren wieder 12 jüdische Familien ansässig.  Im Laufe der nächsten Jahrzehnte nahm ihre Zahl zu, sodass 1796 22 jüdische Familien in der Stadt mit zusammen 128 Personen gezählt wurden. Im Rahmen des Lehrerseminars in Hildburghausen wurden seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts über mehrere Jahrzehnte auch jüdische Lehrer ausgebildet.

Im 19. Jahrhundert blieb die Zahl der jüdischen Einwohner in Hildburghausen relativ konstant beziehungsweise ging leicht zurück (1819 113 Personen, 1833 123, 1844 130 von insgesamt 4182 Einwohnern, 1856 106, 1871 120, 1898 114). Gründe für den Rückgang waren die Aus- und Abwanderung. So gab es in den 1850er-Jahren Auswanderungen nach Nordamerika (New York 11 Personen, Albani 1, Boston 6, San Francisco 2), Australien (1 Person), Paris (1 Person), Rom (1 Person) und Abwanderungen nach Hamburg, Fürth und Frankfurt/Main. 1942 wurden die noch in Hildburghausen verbliebenen jüdischen Einwohner nach Belzyce/Polen beziehungsweise in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. 

Koordinate
50.43107925, 10.735975281821
Bundesland
Thüringen
Gedenktafel am Rathaus
"An diesem Ort wurde über das Schicksal unserer letzten jüdischen Mitbürger entschieden. Den Opfern zum Gedenken. Den Lebenden zur Mahnung."
Aufnahmedatum
14.08.2005
Fotografiert von
Joachim Hahn
c.koehler
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
Breite
394
Höhe
550
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Der Herzog-Georg-Brunnen am Marktplatz vor dem Rathaus
steinerner Brunnen vor dem Rathaus mit Türmchen
Aufnahmedatum
14.08.2005
Fotografiert von
Joachim Hahn
c.koehler
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
Breite
365
Höhe
550
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Der Brunnen war eine Stiftung des Juden Max Michaelis
eingefasstes Becken mit einem verzierten Brunnen daran, darauf das Bildnis eines bärtigen Mannes
Aufnahmedatum
14.08.2005
Fotografiert von
Joachim Hahn
c.koehler
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
Breite
570
Höhe
378
Lizenz
CC-BY-SA
Beschreibung
Der Brunnen wurde 1900 errichtet. 1975 wurde der Brunnen im Zuge einer Neugestaltung des Marktplatzes in die Anlage vor dem Stadttheater aufgestellt. Nach 1990 wurde er wieder an seinen alten Standort zurückgebracht.
Mimetype
image/jpeg
Ereignisse
Datum Text
nach 1324
Titel
Pestpogrom
Ereignisart
Datum Text
1349
Titel
Erwähnung von Jüdinnen*Juden
Ereignisart
Titel
Aufenthaltsverbot für ortsfremde Jüdinnen*Juden
Ereignisart
Datum Text
1723
Ereignisart
Datum Text
vor 1748
Titel
Auswanderung
Datum Text
ab 1932/33
Titel
Novemberpogrom
Ereignisart
Datum Text
1938
Titel
Deportation der verbliebenen Jüdinnen*Juden
Datum Text
1942
Literatur
http://www.alemannia-judaica.de/hildburghausen_synagoge.htm (letzter Zugriff am 19.06.18)
Redaktionell überprüft
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