In Groß-Zimmern bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1605 ein jüdischer Bewohner in Groß-Zimmern genannt. Im 18. Jahrhundert bestand bereits eine selbständige jüdische Gemeinde: 1770 lebten bereits 19 jüdische Familien am Ort; 1802 waren es 13, 1815 15 Familien.
Ihre Blütezeit erlebte die Gemeinde von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1861 mit 143 Personen erreicht (etwa 5 % der Gesamtbevölkerung von 2.879 Einwohnern). Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück: 1880 98 Personen (3,4 % der Gesamtbevölkerung von 2.890 Einwohnern), 1905: 97 (2,6 % von 3.689), 1910: 82 (2,2 % von 3.743).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule sowie ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Dieburg, teilweise auch im jüdischen Friedhof in Sickenhofen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (Ausschreibungen der Stelle s.u.). Größte Anerkennung fand über mehrere Jahrzehnte Lehrer Meier Spier (geb. 1865 in Mansbach, umgekommen 1943 im Ghetto Theresienstadt). Er war seit 1883 bis 1938 - über 50 Jahre lang - in der Gemeinde tätig und war beliebt und geachtet auch in der christlichen Bevölkerung (siehe unten den Bericht zu seinem 50-jährigen Ortsjubiläum im Oktober 1933, an dem auch die christliche Bevölkerung noch regen Anteil nahm). Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II.
Um 1925 gehörten noch 64 Personen der jüdischen Gemeinde an.
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 71 Personen, 1,5 % von 4.780 Einwohnern) ausgewandert.
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