Badeborner Weg 4
Saxony-Anhalt
06484 Quedlinburg
Deutschland
<p>Um 1870 war David Sachs (1836-1918) als Buchhalter bei der Witwe des Oberamtmanns und Samenzüchters Grasshoff in Quedlinburg angestellt. Als preußischer Untertan jüdischen Glaubens konnte David Sachs die Gärtnerei von August Gebhardt in der Kleersstraße 47 erwerben und gründete 1878 seine eigene Samenzüchterei. Das Unternehmen wuchs rasch. Firmensitz nach 1890 wurde das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik von Hanewald u. Weber, ehemals Hanewald u. Zerbst im Badeborner Weg 4. Es war das drittgrößte Saatzuchtunternehmen mit internationaler Bedeutung. Diese Firma war im Bereich der Züchtung, Erzeugung und Vertrieb von Gemüse-, Blumen-, Futter- und Zuckerrübensamen aktiv und produzierte unter anderem allein Erbsensaatgut auf 800 ha. Altersbedingt schied David Sachs im Jahr 1900 aus der Saatzuchtfirma aus und sein ältester Sohn Hugo Sachs übernahm im Juni des Jahres die Leitung der Firma. Im selben Jahr trat Rudolf Schreiber (1864-1956) - ein langjähriger Freund von Hugo Sachs - als Züchter und Mitinhaber in die Firma ein (Firmenanteil von 40%). Hugo Sachs verstarb 1917.</p><p>Hans Sachs - Landgerichtsrat a. D. in Torgau, gerade aus dem I. Weltkrieg zurückgekehrt, schied er aus dem Staatsdienst aus, verzichtete auf seine Pension und stieg 1918 als Nachfolger seines Bruders Hugo mit 49 Jahren in die Familienfirma ein.</p><p>Der von jüdischem Glauben zum Protestantismus konvertierte Hans Sachs galt in der Nazizeit jedoch als Jude.</p><p>Um einer ‚Arisierung‘ (Enteignung) zu entgehen, überschrieben Hans Sachs und seine Schwester Henriette Jacobs, geb. Sachs, 1937 ihre Anteile auf Mitinhaber Rudolf Schreiber. 1942 musste Elsbeth Sachs (Ehefrau von Hans Sachs) ihre Firmenanteile ebenfalls an Rudolf Schreiber übertragen. Damit war die Saatzuchtfirma faktisch nicht mehr im jüdischen Besitz und wurde unter dem Namen ‚Schreiber & Söhne‘ fortgeführt.</p>
Neuen Kommentar hinzufügen