Ansbacherstraße 6
10787 Berlin
Deutschland
Tom Seidmann-Freud wurde am 17. November 1892 in Wien mit dem Namen Martha Gertrud Freud geboren. Noch im Kindesalter zog sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Berlin, wo sie in der Ansbacher Straße 6 wohnten. Mit rund 15 Jahren legte sie den Namen Martha ab und beschloss fortan Tom zu heißen. Sie genoss eine gute Bildung, studierte in London und in Berlin an der „Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums" und erhielt schon sehr jung Aufmerksamkeit für ihre künstlerischen Arbeiten. Ihr erstes Buch das „Baby Liederbuch" wurde 1914 veröffentlicht. Anschließend zog Tom nach München, wo sie zwei Jahre lebte und sich in der dortigen Kunst- und Kulturszene schnell etablierte.
1921 heiratete sie den Schriftsteller Jankew Seidmann, ein Jahr darauf kam ihre Tochter Angela zur Welt. Das Ehepaar, welches nun in Berlin Charlottenburg, in der Schillerstraße 12/13 lebte, gründete gemeinsam den Peregrin Verlag, unter dem Tom 1923 eines ihrer bekanntesten Bücher veröffentlichte: „Die Fischreise".
Auch in den darauffolgenden Jahren konnte die Künstlerin große Erfolge verzeichnen. Ihre Geschichten wurden in mehrere Sprachen übersetzt und entwickelten sich zu Bestsellern mit zahlreichen Auflagen.
Zum Ende der 20er Jahre nahm ihr Leben jedoch eine dramatische Wendung. Der Peregrin Verlag ging im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 bankrott und Jankew Seidmann beging aus Verzweiflung Suizid. Tom erkrankte daraufhin an einer schweren Depression, von der sie sich nicht wieder erholte. 1930 nahm sie sich ebenfalls das Leben.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden ihre Bücher verboten und gerieten in Vergessenheit. Doch ihrer Tochter Angela (heute Aviva) gelang die Flucht. Ihren Nachkommen, die heute in Israel leben, ist es zu verdanken, dass ihre Werke wieder in das öffentliche Bewusstsein gebracht werden konnten.
„Es spricht der Fisch: Komm mit, die Welt ist weit und viele Ufer sind!" (Tom Seidmann-Freud, die Fischreise 1923)
Dieser Eintrag ist im Rahmen der Ausstellung „Widerstände - Jüdische Designerinnen der Moderne“ im Jüdischen Museum Berlin (11. Juli bis 23. November 2025) entstanden. Weitere Infos zur Ausstellung finden Sie HIER und in den weiterführenden Links.

Neuen Kommentar hinzufügen