Neue Str. 115
Niedersachsen
27432 Bremervörde
Deutschland
<p>Die Familie Leeser lebte seit 1821 in Bremervörde, als der aus Uthlede stammende Levi Leeser nach Bremervörde kam, wo er bei dem Kaufmann und Schlachter Heyn als Gehilfe arbeitete. Später eröffnete er eine eigene Schlachterei, die von seinem Sohn Adolph weiter geführt wurde. Adolph hatte acht Kinder, von denen zwei schon im Säuglingsalter starben und zwei im 19.Jahrhundert in die USA auswanderten. Sein Sohn Harry, der eine eigene Viehhandlung in der Bahnhofstraße 3 besaß und Vorsitzender des Viehhändlervereins Bremervörde war, verstarb 1932. Seine Schwester Henriette wurde 1941 nach Minsk deportiert und kam dort um. Adele Leeser, eine weitere Schwester, übernahm nach dem Tod der Eltern Anfang des 20.Jahrhunderts die Schlachterei, die später von ihrem jüngsten Bruder Julius weitergeführt wurde. Adele wohnte in einem Haus in der Neuen Straße 115, in der auch Julius und seine Familie lebten. Bei dem Pogrom am 10.11.1938 wurde er in Haft genommen und in ein KZ gebracht, kam jedoch 1939 unter der Bedingung wieder frei, sein Eigentum zu verkaufen. Noch im selben Jahr wanderte er mit seiner Frau und seiner Tochter Ursula in die USA aus. Adele blieb, obwohl ihr der Kontakt zu Nichtjuden verboten wurde und sie ab September 1941 den Judenstern tragen musste, so lange in Bremervörde, wie sie konnte. Dies wurde ihr durch die Hilfe nichtjüdischer Nachbarn und Freunde möglich gemacht, die sie trotz Verbots mit Essen, Kleidung und Briketts versorgten. 1942 wurde Adele, die letzte Jüdin in Bremervörde, nach Bremen in ein jüdisches Altersheim abtransportiert, in dem auch Harrys Witwe Merri schon seit 1936 lebte. Kurz darauf wurden beide nach Theresienstadt deportiert, wo Merri dann starb. Adele kam in Auschwitz um oder ist in Minsk verschollen.</p><p> </p>
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