Zum Düsterdiek 5
49492 Westerkappeln
Deutschland
<p>Der Eigentümer Rudolf Stern hat die Hofstätte mit allen Wirtschaftsgebäuden und Flächen im Frühjahr 1933 der Reichsvertretung jüdischer Landesverbände als Ausbildungsstätte für jüdische Jungen und Mädchen zur Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina überlassen. Nach einem Bericht des SD Düsseldorf vom 3. Juli 1936 hingegen war das Umschulungslager „dem preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden angeschlossen“. Betrieben wurde es vom Jüdischen Pfadfinderbund Makkabi Hazair. Der Hachschara-Betrieb begann auf dem Hof im Januar 1934 mit der Ankunft der ersten drei Chawerim: Henry Cohen aus Altkarbe, Edgar Adamski aus Leipzig und Markus Lichter aus Chemnitz.</p><p>Den Meldeakten der Amtsverwaltung Westerkappeln zufolge lebten zwischen Januar 1934 bis November 1938 insgesamt 97 Jugendliche und junge Erwachsene als Chawerim auf dem Hof</p><p>In der Pogromnacht vom 9./10. November1938 überfielen Mitglieder der SA den Hof. Das Verwalterehepaar Löwenstein wurde brutal misshandelt, das Mobiliar zerstört und Fensterscheiben zerschlagen. Vier junge Männer lebten zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Hof Stern. Sie wurden ebenso wie der Verwalter Siegfried Löwenstein festgenommen und in Westerkappeln inhaftiert. Während Löwenstein nach einer Woche auf den Hof zurückkehren konnte, wurden die vier Männer für einige Wochen ins KZ Buchenwald verschleppt. Von dort konnten sie kurzzeitig auf den Hof Stern zurückkehren, den sie dann im Februar 1939 endgültig verlassen haben.</p><p>Der Eigentümer und Verpächter Rudolf Stern wurde in der Pogromnacht im November 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert, wo ihn die Gestapo zum Verkauf des Hofes zwang. Rudolf Stern wurde 1941 in das Ghetto Riga und im September 1944 über das KZ Stutthof in das SS-Sonderlager Libau (Lettland) deportiert. Er überlebte das Kriegsende in Kiel in einem Außenlager des KZ Neuengamme. </p>
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