Schaperstraße 35
Berlin
10719 Berlin
Deutschland
<p>München, 11. Juni 1914. - Liebe Frau Lotte. - Meine beiden Karten an Sie sind ohne Antwort geblieben und ich bin nun in der größten Unruhe was nun wird, denn ich weiß sonst niemand an den ich mich wenden soll. Grete Wollheim ist noch in Friedrichsrode. Aufs Fräulein kann ich nicht warten, da sich erst in 14 Tagen entscheiden wird, ob Sie arbeitsfähig ist. Da kam gestern unerwartet Regine Deutsch, mit der ich Sonnabend Abend 6 Uhr zurück komme. Ich würde Sie folgendes bitten. Würden Sie so gütig sein, sich von Lions Pariserstr.58 meine Wohnungsschlüssel zu holen und meinen Portier oder dessen Frau bitten, daß Sie bei mir lüften, fegen und die Schlafstube nebst aufwischen. Sie sollen aber ja nicht den schwarzen Spiegelschrank im Wohnzimmer anrühren, da die Porzellanuhr drin ist und leicht zerbrechen könnte. Sie würden mir ferner einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie Sonnabend gegen 7 Uhr in meiner Wohnung wären und für etwas Milch, Butter, Weißbrot und etwas Schinken sorgen würden. Sollten Sie verhindert sein, so wäre vielleicht Frau Sonnenthal so gütig oder Frl. Else Abel. Hoffentlich erfüllen Sie meine Bitte und lassen mich nicht im Stich. Ich glaubte ja Alles in bester Ordung, aber der unerwartete Rückfall meiner Stütze hat Alles unangenehm ......, sonst hätte ich niemanden zu belästigen brauchen. Im Voraus Ihnen meinen besten Dank sagend, mit herzlichen Grüßen an Sie Alle, auf frohes Wiedersehen - Ihre Regine Lion - Herzl. Grüße von der Schreiberin.</p>
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