Am Markt 6
Niedersachsen
29221 Lüneburg
Deutschland
<p>Am Markt 6 befand sich in den 1930er Jahren Lüneburgs größtes und modernstes Kaufhaus „Gubi“. Henry Jacobson übernahm das Wäsche- und Aussteuergeschäft von seinem Vater und baute es 1932 zum Kleinpreisladen Gubi (Gut und billig) um. Das Kaufhaus bot alle Waren des täglichen Bedarfs: von Kleidung über Schreibwaren bis hin zu Lebensmitteln. Für die damalige Zeit war es sehr ungewöhnlich, dass die Waren frei auslagen und die Kundinnen und Kunden mit Körben selbst ihren Einkauf zusammenstellen konnten. Im zweiten Stock gab es einen Schnellimbiss.</p><p>Nach der NS-Machtübernahme wuchs der antisemitische Druck auf die Familie Jacobson. An den Eingängen des Ladens wurden Schilder mit gelben Punkten aufgestellt und Flugblätter mit antisemitischen Inhalten verteilt. Die Lüneburgerinnen und Lüneburger suchten zunächst weiterhin das Kaufhaus Gubi auf, weil es das größte Warensortiment hatte. Als jedoch SA-Männer sie beschimpften, fotografierten und ihre Namen von den örtlichen Parteistellen an die Gestapo-Ämter weitergeleitet wurden, kauften aus Angst immer weniger Menschen dort ein. Weil sich die Familie Jacobson zunehmend von den Nationalsozialisten bedroht fühlte, zog sie 1936 nach Hamburg. Henry Jacobson fuhr fortan täglich nach Lüneburg, um das Geschäft weiter führen zu können.</p><p>In den Novemberpogromen 1938 wurdeni die Schaufensterscheiben des Kaufhauses 'Gub' zerschlagen und die Waren auf die Straße geworfen. Der Familie Jacobson gelang daraufhin die Flucht in die USA, während das Kaufhaus Gubi „arisiert“ wurde. Henry Jacobson kehrte nach dem Krieg nach Lüneburg zurück. Er hoffte, seine alten Bekannten wiedersehen zu können, doch wichen diese einem Wiedersehen aus. Enttäuscht kehrte er in die USA zurück, wo die Familie sich ein neues Leben aufbaute. 1958 forderte sie vergebens vor dem Landgericht Hannover eine Entschädigung.</p>
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