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Kategorie
Adresse

Friedenstraße 10
Mecklenburg-Western Pomerania
17424 Heringsdorf
Deutschland

Früherer Straßenname
Wilhelmstraße 8
Koordinate
53.954070638664, 14.167288729489

<p>Moritz Alwei&szlig; war j&uuml;discher Herkunft und musste seinen Feinkostladen, heute Neubau Sparkasse, nach dem reichsweiten&nbsp;Wirschaftsboykott&nbsp;j&uuml;discher Gesch&auml;fteim im Jahre 1933 schlie&szlig;en.</p><p>Der j&uuml;dische Kaufmann Moritz Alwei&szlig; (geb.1877 in Mochowiec/Galizien) konvertierte 1906 nach Eheschlie&szlig;ung zum evangelischen Glauben. 1920 erwarb er ein Villengrundst&uuml;ck in der Wilhelmstra&szlig;e 8 (heute Friedensstra&szlig;e 10). Das heruntergekommene Haus sanierte er aufwendig und richtete drei Ladengesch&auml;fte ein. Zwei L&auml;den vermietete er, den dritten und gr&ouml;&szlig;eren Laden nutzte er selber und richtete ein Gesch&auml;ft f&uuml;r Spezialspirituosen, Kaffee und Konfit&uuml;ren ein. Im Jahr 1928 erweiterte er sein Sortiment um Feinkost, Lebensmittel und Obst.</p><p>Bereits 1932 warnte die NSDAP-Ortsgruppe Heringsdorf nicht bei Juden zu kaufen. Am 1. April 1933 (reichsweiter NS-Boykott j&uuml;discher Gesch&auml;fte, &Auml;rzte und Rechtsanw&auml;lte) wurde sein Feinkostgesch&auml;ft &ouml;ffentlich durch aufstellen von Angeh&ouml;rigen der Sturmabteilung (SA) als j&uuml;disch gebrandmarkt. SA-M&auml;nner&nbsp;hinderten Passanten unter Androhung von Gewalt und Repressalien am Betreten seines Gesch&auml;fts.</p><p>Selbst als christlicher Konvertit war er durch die staatlich geduldeten antij&uuml;dischen Ma&szlig;nahmen&nbsp;zur Aufgabe seines Ladens gezwungen. Von Lieferanten erhielt er keine Ware mehr. Seine minderj&auml;hrige Tochter Charlotte &uuml;bernahm 1935 die elterlichen Gesch&auml;fte, um das Existenzminimum der Familie zu sichern. Hinzu kam, dass die Sparkasse in Swinem&uuml;nde ihm seine Hypothek k&uuml;ndigte.&nbsp;Er wurde hiedurch gen&ouml;tigt,&nbsp;seinen Grundbesitz deutlich unter dem Einheitswert zu verkaufen.&nbsp;</p><p>Moritz Alwei&szlig; glaubte, in die&nbsp;Gesellschaft von Heringsdorf integriert zu sein: er geh&ouml;rte dem gesch&auml;ftsf&uuml;hrenden Vorstand einer Kaufm&auml;nnischen Vereinigung an, er war Mitglied im &ouml;rtlichen&nbsp;Sch&uuml;tzenverein&nbsp;und im Hausbesitzerverein. Seine Frau engagierte sich in der Evangelischen Frauenhilfe, im Kirchenchor und im Roten Kreuz.</p><p>Auf dem Grundst&uuml;ck befindet sich heute&nbsp;ein Neubau mit einer Fiiale&nbsp;der Sparkasse Vorpommern.</p><p>&nbsp;</p>

Literatur
Nickel, Jürgen, Das Seebad Heringsdorf und die Insel Usedom in der NS-Zeit, Flensburg, 2022
Redaktionell überprüft
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