Walter Bondy

Walter Bondy wächst in Wien als Sohn einer Industriellenfamilie auf. Nach einem Studium an den Kunstakademien von Wien und Berlin zieht er Anfang des 20. Jahrhunderts nach Paris. Dort gründet er den Künstlerkreis im Café du Dôme mit und verkehrt mit Künstler*innen, Literat*innen und Intellektuellen.

 

Diese Biografie ist im Rahmen der Ausstellung "Paris Magnétique" entstanden. Mehr Informationen finden Sie in den weiterführenden Links.

Beruf
Künstler und Kunstsammler
Geburtsdatum
18. Dezember 1880
Geburtsort
Prag
Literatur
Paris Magnétique. 1905–1940, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Berlin/Köln 2023.
Bertron Bondy, Camille, Erinnerungen an Walter Bondy, in: Moderne auf der Flucht: österreichische KünstlerInnen in Frankreich 1938 – 1945 (Katalog einer Ausstellung des Jüdischen Museum Wien 2008, kuratiert von Andrea Winklbauer), S. 66-79.
Bojankin, Tano, KABEL, KUPFER, KUNST. Walter Bondy und sein familiäres Umfeld, in: Moderne auf der Flucht: österreichische KünstlerInnen in Frankreich 1938 – 1945 (Katalog einer Ausstellung des Jüdischen Museum Wien 2008, kuratiert von Andrea Winklbauer), S. 30-49.
Flügge, Manfred, Von Montparnasse nach Sanary, in: Moderne auf der Flucht: österreichische KünstlerInnen in Frankreich 1938 – 1945 (Katalog einer Ausstellung des Jüdischen Museum Wien 2008, kuratiert von Andrea Winklbauer), S. 56-65.
Stationen
Titel
Geburt und Familie - Prag
Adresse

Belgická 116
12000 Prag
Tschechien

Geo Position
50.074527, 14.435614
Stationsbeschreibung

Walter Bondy kam aus einer assimilierten jüdischen Familie. Er wurde am 18. Dezember 1880 in Prag als erster Sohn geboren. Weitere Geschwister waren Hans (1881-1917), Antonelle bzw. Toni (1883-1961), Edith Lili (1893-1977) sowie Martha Maria (1888-1942).

Die Familie lebte in Prag, wo sie seit langem zu Hause waren. Dort war die Familie Bondy im 19. Jahrhundert wirtschaftlich aufgestiegen.

Sein Vater war Otto Bondy (1844-1928), Sohn des Metallhändlers, Fabrikanten, Hausbesitzers Aron (Anton) Bondy.

Nach der Geburt Walter Bondys 1880 zog die Familie von Prag nach Wien, wo er und seine Geschwister aufwuchsen. Zur Rolle des Judentums in der Familie schrieb Walters Schwester Toni „Wir sind ohne Religion erzogen worden. Vaters Familie war schon in der dritten Generation nicht mehr rituell, und mein Vater war vom Ghetto-Typus so weit entfernt, das er allen Ernstes an eine Assimilation glaubte und sie auch wünschte.“ (s. Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, S. 13 – zit. n. Bojankin: Kabel, Kuper, Kunst)

Im Jahr 1878 heiratete Otto Bondy Julie Cassirer (1860-1914), die aus Breslau (heute Polen) stammte. Breslau war Ende des 19. Jahrhunderts Teil des Deutschen Kaiserreichs und beheimatete eine große jüdische Gemeinde.

Über Otto Bondys Ehefrau Julie ergab sich die Verwandtschaft mit der Familie Cassirer, wodurch sich ein beeindruckendes Familiennetzwerk aus bekannten Persönlichkeiten ergab. Eine besondere Rolle sollten seine Cousins Bruno und Paul Cassirer – beides Kunsthändler/ Galeristen – spielen, auf die an späterer Stelle noch eingegangen wird. Walters Schwester Toni heiratete ihren Cousin, den Philosophen und Autor Ernst Cassirer. Beide emigrierten 1933 in die USA.

Der Ehemann von Walters Schwester Martha - der aus Wien stammende Neffe Otto Bondys Oskar Pollak (1878-1942) - hatte leitende Positionen im österreichischen Bankwesen inne. Er musste nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland von allen Positionen zurücktreten. Während die gemeinsamen Kinder emigrierten konnten, wurde er mit seiner Frau im Mai 1942 aus Wien nach Maly Trostinec (Belarus) deportiert, wo sie ermordet wurden.

Titel
Aufwachsen - Wien
Adresse

Oswaldgasse 33
1120 Wien
Österreich

Geo Position
48.167236318242, 16.325189599309
Stationsbeschreibung

Ab dem Jahr 1880 lebte die Familie in Wien, wo Walter Bondy aufwuchs. Die Leidenschaft für Kunst wurde ihm nicht zuletzt durch seinen Vater vermittelt, der moderne Gemälde und Plastiken sammelte.

Unter dem Namen „Otto Bondy hatte dieser 1882 eine Firma gegründet, die eine Vertretung der Kupfer und Messingwerke Gustav Chaudoir & Co in Pitten, Niederösterreich war. Ab 1888 produzierte das Unternehmen in Wien-Penzing als Kabel- und Posametrie*-Fabrik (*Möbeltextilien) selbst und entwickelte sich wirtschaftlich gut. Die Firma hatte ab 1904 eine Fabrikanlage in der Oswaldgasse 33 in Wien-Meidling und lief mittlerweile als Aktiengesellschaft mit dem Namen Kabelfabrik und Drahtindustrie AG Wien. Nach Verkäufen besaß Otto Bondy 1908 selbst nurmehr einen minimalen Aktienanteil und spielte im Verwaltungsrat faktisch keine Rolle mehr. 1928 verstarb er und bekam nichts mehr davon mit, wie das Unternehmen ab 1935 in den Einflussbereich der Alin AG für Elektrische Industrie geriet. Während der NS-Zeit wurden in der Kabelfabrik Zwangsarbeiter*innen aus Tschechien, Frankreich, Italien und der Ukraine – 1944/45 auch ungarische Jüdinnen und Juden - eingesetzt. Ein Großteil der Fabrikanlage wurde im Frühjahr 1945 durch alliierte Bomben zerstört. Als die Firma 1997 als Österreichische Kabelwerke schloss, übergaben Mitarbeiter*innen mit dem Inhalt der Direktionsräume auch ein Porträt, das Walter Bondy 1933 von seinem Vater, dem Gründer der Kabelwerke, angefertigt hatte, an die Wiener Müllabfuhr.

Titel
Studium - Berlin
Adresse

Pariser Platz 4
10117 Berlin
Deutschland

Adressbeschreibung
Palais Arnim
Geo Position
52.515533855357, 13.379006853462
Stationsbeschreibung

Um das Jahr 1900 herum zog Walter Bondy nach Berlin. Hier begann er ein Studium an der Königlichen Akademie der Künste, der Vorgängerinstitution der heutigen Universität der Künste (UdK). Sie gehörte dem Staat Preußen und hatte ihren Sitz im Palais Arnim am Pariser Platz 4. Hier wurden Maler*innen, Bildhauer*innen und Kupferstecher*innen ausgebildet. Walter Bondy studierte hier Malerei.

Walter Bondy wurde Mitglied der Berliner Secession. Das war eine Vereinigung von Künstler*innen, die sich 1898 aus Protest gegen den starren akademischen Kunstbetrieb gegründet hatte. Die Künstler*innen der Berliner Secession leiteten eine Kehrtwende in der Berliner Kunstwelt ein, wozu sie auch Ausstellungen organisierten. Auch Walter Bondy zeigte seine Kunst in Gruppenausstellungen der Berliner Secession, zum Beispiel im Winter 1910/11.

Im Jahr 1902 hielt er sich in München auf, wo er an der privaten Malschule von Simon Hollósy studierte. Der ungarische Maler hatte sie 1886 gegründet und genoss bald nicht nur unter ungarischen Studierenden großes Ansehen. An der Malschule lernte Walter Bondy seinen späteren Freund und Weggefährten Jules Pascin kennen. Pascin, der als Julius Pincas in Bulgarien geboren wurde, und im rumänischen Bukarest aufgewachsen war, kam - wie Bondy - ebenfalls aus einer jüdischen Familie.

1903 endete Walter Bondys Zeit in Wien. Verbindungen zu dieser Stadt bestanden danach nur noch über Verwandtschaft sowie durch sein Aufsichtsratsmandat in der vom Vater gegründeten Kabelfabrik und Drahtindustrie AG, das er von 1929 bis 1936 innehatte.

Titel
Bondy & die „École de Paris“ - Paris
Adresse

Boulevard du Montparnasse 109
75006 Paris
Frankreich

Geo Position
48.842274075017, 2.3298840244787
Stationsbeschreibung

Im Jahr 1903 ging Walter Bondy gemeinsam mit Rudolf Levy nach Paris.

Gemeinsam mit weiteren alten Bekannten aus München gründeten sie einen Künstler*innenkreis im Café du Dôme im Pariser Stadtteil Montparnasse. Bald darauf stießen weitere deutschsprachige Künstler*innen aus dem Umfeld Levys zu ihnen, wie zum Beispiel Jules Pascin.

Walter Bondys Malerei wurde in Paris deutlich von den Arbeiten Edouard Manets und den Impressionisten beeinflusst, später auch von Paul Cézanne und Vincent van Gogh.

Wie viele Künstler*innen der „École de Paris“ zog es auch Walter Bondy im Sommer zum Malen in die Schweiz und nach Südfrankreich. Der Sommer von 1908 machte Paris wie jedes Jahr zu einer leeren Stadt. Auch Bondy begab sich aufs Land und folgte damit den Gepflogenheiten der Avantgarde. Meulan an der Seine war sein Ziel. Dort bewies er zum ersten Mal sein Talent als Kunsthändler. In einer Bar kaufte er dem Wirt zwei Gemälde von Vincent van Gogh ab, die er kurz darauf weiterverkaufte. Eines davon erhielt sein Cousin Paul Cassirer, der Kunsthändler war und sich gerade in Paris aufhielt. Heute hängt eins der Meisterwerke von van Gogh im Cleveland Museum of Art und das andere befindet sich in Privatbesitz.

Auch in Paris hielt Bondy den Kontakt zu seinen Freund*innen und Bekannten in Berlin aufrecht. Ab 1904 wurden seine Werke immer wieder in der Berliner Secession ausgestellt. In den Jahren 1911 und 1913 stellte Paul Cassirer auch Walter Bondy und seine Freunde aus dem Café du Dôme in seiner Galerie aus. 1914 war Bondy in Düsseldorf an der ersten Gruppenausstellung des Galeristen Flechtheim vertreten.

Im Jahr 1912 wurde Walter Bondys Tochter Rachel Andrée geboren, deren Mutter Cecile Houdy er im August 1914 heiratete. Über sie ist wenig bekannt.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, verließ Bondy nach etwa zehn Jahren Paris.

Titel
Kunsthändler & Kunstkritiker - Berlin & Paris
Adresse

Klingelhöferstraße 19
10785 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.507280097733, 13.352471041813
Stationsbeschreibung

1914 zog die junge Familie nach Berlin, wo sie in einer recht luxuriösen Wohnung in der Friedrich Wilhelm Straße 19 südlich vom Tiergarten (ab 1961 Klingelhöferstraße) wohnte.

Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen betätigte sich Walter Bondy in dieser Zeit als Kunsthändler. Sowohl in Paris als auch in Berlin besaß er Kunstsammlungen und bewies immer wieder ein Auge für lohnenswerte Ankäufe. Gemeinsam mit seinem Cousin Erich Cassirer betrieb er in der Nähe des Lützowplatzes einen Kunsthandel mit Antiquitätenschwerpunkt. Walter Bondy entwickelte sich zu einem Experten für Holzschnitte und Papier. Seine Privatsammlung von Asiatika (asiatischer Kunst) ließ er 1927 in der Kunsthandlung bzw. Auktionshaus Cassirer und Helbich in Berlin versteigern. Auch seine Pariser Sammlung mit außereuropäischer Kunst wurde ein Jahr später im Pariser Hôtel Drout im Rahmen einer Auktion verkauft.

Walter Bondy wurde bald zu einem bekannten Kunstkritiker. Erste Kritiken verfasste er Anfang der 1920er Jahre in der Zeitschrift „Kunst und Künstler“, die sein Cousin Bruno Cassirer herausgab. 1927 gründete er in Berlin die Wochenzeitschrift „Die Kunstauktion“ sowie schließlich ihren Nachfolger „Weltkunst“, die Bondy bis Juli 1929 herausgab, und die bis heute existiert.

In Deutschland wurde der wachsende Antisemitismus Anfang der 1930er Jahre auch für Bondy spürbar. 1930/31 wurde er auf der Straße als „dreckiger Jude“ beschimpft. Dies war der Grund, weshalb Bondy im Herbst 1931 Deutschland verließ. Er machte einen Zwischenstopp in Ascona in der Schweiz, wo er einige Landschaftsbilder malte um sich schließlich in der Kleinstadt Sanary an der französischen Mittelmeerküste niederzulassen. Während viele nicht-jüdische Intellektuelle Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 nicht als unmittelbare Bedrohung für sich selbst erkannt hatten, schien Bondy diese Zeit wachsamer wahrgenommen und als gefährlich erkannt zu haben.

Titel
Emigration - Sanary (Südfrankreich)
Adresse

Quai Marie Esmenard Nr. 8
83110 Sanary-sur-Mer
Frankreich

Geo Position
43.117339629281, 5.8001402972765
Stationsbeschreibung

Sanary wurde ab 1933/34 zu Walter Bondys ständigem Wohnort. Sanary war in den 1930er Jahren ein kleiner Hafenort mit Fischern und Landwirten an der Côte d’Azur (Arrondissement Toulon) mit 300 Einwohner*innen.

Zur Zeit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland zählte Bondy zur großen Zahl an Künstler*innen und Schriftsteller*innen, die Südfrankreich zu ihrem Exilort gemacht hatten. Etwa 500 Deutsche und Österreicher*innen hatten zwischen 1933 und 1942 im Department Var (zwischen Marseille und Cannes) Zuflucht gesucht. Davon blieben 80% in den drei Küstenorten Bandol, Sanary und Le Lavandou. Auch Walter Bondys Freund, der Maler Jules Pascin hielt sich hier auf. Und auch Rudolf Levy arbeitete neben anderen Orten an der Côte d’Azur auch immer wieder in Sanary. Auf diese Weise konnten Bondy und sein Künstlerisches Umfeld in Sanary eine Kontinuität zu ihrem Leben und Schaffen in Montparnasse herstellen.

In einem Reisebuch von 1931 schreiben Klaus und Erika Mann von diesem Ort: „Sanary scheint zunächst durchaus das freundliche und intime Hafenstädtchen, wie es viele an der Riviera gibt. (…) In Wahrheit hat es aber seine eigene Bewandtnis mit Sanary, denn seit einigen Jahren ist es die erklärte Sommerfrische des Café du Dôme, der sommerliche Treffpunkt der pariserisch-berlinisch-schwabingerischen Malerwelt, der angelsächsischen Boheme.“ (Aus: Erika und Klaus Mann „Das Buch von der Riviera“, 1931 zit. n. Flügge, Von Montparnasse nach Sanary, S. 59)

Kurz vor seinem Umzug nach Sanary hatte Walter Bondy Camille Bertron kennen gelernt, die auch malte. Am Quai Marie Esmenard Nr. 8 in Sanary eröffneten sie gemeinsam ein Fotostudio, von dem sie sich finanzieren wollten. Bald fotografierten sie die geflohenen Intellektuellen wie zum Beispiel Lion Feuchtwanger.

Mitte der 1930er Jahre unternahm das Paar verschiedene Reisen. Im Winter 1934 transportierten sie ein Gemälde nach Wien, das Bondy im Auftrag der Wiener Kabelfabrik von seinem verstorbenen Vater für den Aufsichtsrats-Saal malte. Der Aufenthalt bot Gelegenheit, seine Schwestern wiederzusehen. Im Winter 1935/36 malte Walter in Prag ein Porträt von der verstorbenen Frau seines Cousins Herbert Bondy von Bondrop. Ein Jahr später heirateten Walter und die etwa 30 Jahre jüngere Camille.

Anders als viele deutsche und österreichische Flüchtlinge entging Walter Bondy der Inhaftierung im südfranzösischen Internierungslager Milles ab Kriegsbeginn im September 1939. Seine Frau konnte den Verwaltungsdirektor Sanarys, dessen Portrait Bondy gemalt hatte, von Bondys Transportunfähigkeit überzeugen. Da sie ihre fotografische Arbeit nicht mehr offen betreiben konnten, fehlte dem Paar Geld für die Miete. Bald wurde ihnen der Mietvertrag für das Fotoatelier gekündigt, das sie inzwischen ins benachbarte Toulon verlegt hatten. Mit der Unterstützung ihrer freundlichen Haushaltshilfe konnten das Ehepaar Bondy in einer leer stehenden Villa Zuflucht finden.

Seit seiner Kindheit war Walter Bondy zuckerkrank. Als im Juni 1940 Deutsche Wehrmachtstruppen (Nord-) Frankreich einnahmen, begann er die Insulinspritzen, die eine Cousine mit der Post schickte, nur noch unregelmäßig zu setzen. Er erkrankte an einer Blutvergiftung und verstarb am 17. November 1940.

Titel
Nachlass - Wien
Adresse

Lehargasse 3
1060 Wien
Österreich

Geo Position
48.200547296646, 16.364052510959
Stationsbeschreibung

Walter Bondy besaß etwa 300 Gemälde, die sich in Berlin bei seinen Cousins – den Kunsthändlern Bruno und Paul Cassirer - befanden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde nicht nur die Miete zu teuer, sondern die nationalsozialistische Kulturpolitik trieb auch die Vernichtung von Kunst, die sie als „entartet“ diffamierten, voran. Aus diesem Grund wurden Walter Bondys Werke im Jahr 1934 nach Wien transportiert, wo sie in der Kabelfabrik seines Vaters in Wien-Meidling lagerten.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 übergab der Direktor der Kabelfabrik die Bilder an Bondys jüngste Schwester Edith Waller und ihren Mann Maximilian Waller. Er betrieb einen Lederwaren-Grosshandel in der Kaiserstrasse 43 im 7. Bezirk mit einer Filiale in der Donaustrasse im 15. Bezirk. Die Wallers lebten in der Dreihufeisengasse 3 (heute Lehargasse, 1060 Wien). Bei ihrem Wien-Aufenthalt im Jahr 1934 wohnten auch Walter und Camille Bondy hier. Zu diesem Zeitpunkt bekamen sie die 300 Bilder – darunter viele Landschaften, Stillleben und Portraits - noch zu sehen.

Im Dezember 1938, kurz nach den Novemberpogromen, emigrierten Edith und Max Waller nach Schweden bzw. New York. Ihre Wohnung und ihre Firma wurden kurz darauf „arisiert“. Bis heute ist unklar, wo die Bilder Walter Bondys ab diesem Moment gelagert wurden. Sie sind im Zusammenhang mit Arisierungen in Österreich verloren gegangen und seither verschollen. Von ihnen existieren lediglich einige Photographien, die im Besitz von Camille Bondy sind. Der Verlust der Bilder ist wohl der Grund dafür, dass heute nur selten ein Bild von Walter Bondy auf dem freien Kunstmarkt zu finden ist.

Seit den 1990er Jahren machten sich Forscherinnen jedoch auf die Suche nach den Werken. Die Kunsthistorikerin Annette Gauthrie-Kampka hat im Rahmen ihrer Dissertation über deutschsprachige Vertreter des Künstler*innenkreises des Café du Dôme auch zu Bondy gearbeitet. Ihr fielen Verkäufe im Wiener Auktionshaus Dorotheum auf, wo sie allerdings keine Auskunft erhielt. Mithilfe einer Suchanzeige stieß sie außerdem auf mehrere Werke Bondys, die sich in Salzburg in Privatbesitz befanden oder auf einer französischen Kunstmesse gehandelt wurden. Anfang der 2000er Jahre betrieb Gabriele Anderl, eine österreichische Expertin für NS-Raubgut,  Nachforschungen. Sie machte einzelne Bilder im Handel ausfindig. Allerdings konnte sie „die Mauer des Schweigens nicht ganz durchbrechen“ (Döpfner, Im Kunstmarkt). Denn das österreichische Gesetz zu NS-Kunstraub verpflichtet lediglich öffentliche – nicht aber private - Eigentümer dazu, Auskunft über Sammlungsbestände zu geben.

Walter Bondys Ehefrau Camille machte 2003 in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) deutlich, wie wichtig ihr das Auffinden der Werke ist, die sich vermutlich noch immer im Besitz der einstigen Ariseure bzw. ihrer unrechtmäßigen Nachfahren befinden: „Es geht mir nicht um Restitution, sondern um die Möglichkeit, Walter Bondy zu würdigen, in seiner überbordenden Vielfalt des Malens, Zeichnens und Schreibens.“ (Döpfner, Im Kunstmarkt)

Sterbedatum
17. September 1940
Sterbeort
Toulon

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Autor
Sarah von Holt,
Nina Fischaess
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