Rosenthaler Str. 40
10178 Berlin
Deutschland
<p>Ein Viertel der Mieter:innen in den Hackeschen Höfen, zu Beginn des Dritten Reichs, war jüdischer Herkunft. Dort befand sich von 1912 bis 1933 u. a. das Mädchenheim des (1904 gegründeten) Jüdischen Frauenbunds der Ortsgruppe Berlin, zu dessen wichtigsten Arbeitsfeldern die Sozialarbeit zählte. Hier konnten alleinstehende, erwerbstätige junge Mädchen für wenig Geld unterkommen. Zu dieser Zeit flohen viele osteuropäische orthodoxe Juden/Jüd:innen vor den russischen Pogromen und brachten das jiddische Theater und jiddische Musik nach Berlin.*</p><p>Von 1993 bis 2006 bestand das Hackesche Hoftheater (Rosenthaler Str. 40, 10178 Berlin) als freie Künstler:inneninitiative, welche es sich zur Aufgabe machte, die jiddisch geprägte Kultur des Stadtviertels zu pflegen, indem sie „(…) wöchentlich mindestens drei Konzerte mit jiddischer Musik und die „Tage der jiddischen Musik“ zu Anfang jeden Jahres, sowie den fast zweimonatigen jiddischen Musiksommer“ [1] etablierte. Engagierte Künstler:innen begannen beinahe zeitgleich wieder jiddisches Theater vor Ort zu spielen. Jiddisches Liedtheater galt als Markenzeichen der kleinen Berliner Spielstätte! Mit seinem umfangreichen Programm war das Theater europaweit ohne Vergleich. </p><p>Aufgrund der Mieterhöhung ließ sich der Standort in den Hackeschen Höfen im Jahr 2006 nicht mehr bezahlen und das Theater musste schließen. Seitdem veranstaltet der Trägerverein “Philomimos e.V.” (https://www.facebook.com/philomimos/) zweimal jährlich ein Klezmer-Fest in den Storkower Bögen in Berlin-Lichtenberg.</p><p>*Mehr Informationen zur Vielzahl und Vielfältigkeit sozialen Engagements des Jüdischen Frauenbunds sind z.B. auf https://www.hagalil.com/newsletter/nl/04-06-15.htm zu finden.</p><p>[1] https://www.hackesches-hoftheater.de/</p>
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