Grimmstraße 15 / 15a
10967 Berlin
Deutschland
<p>Martha Hedwig Wygodzinski, am 2.7.1869 in Berlin geboren, war eine deutsche Politikerin (SPD) und das erste weibliche Mitglied in der „Berliner Medizinischen Gesellschaft“. Zusammen mit ihren drei Schwestern wuchs sie als Tochter von Nanny und Max Wÿgodzinski in einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Berlin-Tiergarten auf. Der Vater war Stifter des "Israelitischen Lehrerinnenheims".</p><p>Ihr Medizinstudium an der Universität Zürich beendete Martha Wygodzinski 1898 mit Staatsexamen und Promotion. In ihrer Dissertation behandelte sie ein Thema aus der Frauenheilkunde. 1901 absolvierte sie ihr deutsches Staatsexamen in Halle/Saale. Nach der Approbation arbeitete sie ab Januar 1902 als erste Volontärärztin am Urban-Krankenhaus in der Inneren Abteilung bei Albert Fraenkel. Im selben Jahr wurde sie als erste Frau Mitglied der "Berliner Medizinischen Gesellschaft" und im Berliner Verein der frei gewählten Kassenärzte.</p><p>Ihre Arbeit als niedergelassene Ärztin begann Wygodzinski im Armenviertel Prenzlauer Berg. In Mitte eröffnete sie 1911 die „Neue Poliklinik für Frauen“ (Alexanderstraße 8) und in Pankow ein Heim für ledige Mütter (Neue Schönholzer Straße 13). 1912 verlegte sie ihre Praxis zum Monbijouplatz 10. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung und in der SPD. Von 1919 bis 1925 war sie Berliner Stadtverordnete für die SPD und engagierte sich für die Abschaffung des § 218 StGB.</p><p>Als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Ärzte wurde sie 1927 in die Berliner Ärztekammer gewählt, verlor 1933 ihr Amt jedoch und wurde aus dem Bund deutscher Ärztinnen ausgeschlossen. Ihre Kassenpraxis konnte sie bis 1935 für jüdische Patientinnen weiterführen. 1938 wurde ihr die Approbation entzogen. Am 9. Juli 1942 wurde sie ins KZ Theresienstadt (18. Altentransport) deportiert, wo sie am 27. Februar 1943 starb.</p><p>In der Alexanderstraße 25 (gegenüber der ehem. Poliklinik) erinnert ein „Stolperstein“ an Martha Wygodzinski, in der Neuen Schönholzer Straße 13 eine Gedenktafel.</p>
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