Dr.-Schwabe-Straße
63545 Hanau
Deutschland
<p>Otto Schwabe (geboren am 2. Oktober 1894 in Hanau; gestorben am 22. September 1937 ebenda) war ein in der Stadt Hanau bekannter deutscher jüdischer Arzt, der unter ungeklärten Umständen nach der Verhaftung durch die Gestapo zu Tode kam. Schwabe stammte aus einer schon lange in Hanau ansässigen jüdischen Familie, deren Ursprung das 1689 erstmals genannte Haus Zum Schwaben in der Hanauer Judengasse (heute Nordstraße) war.</p><p>Schwabe praktizierte in der Hammerstraße 6. Im gleichen Haus hatten seine Eltern das Textil- und Möbelgeschäft K.J. Cahn erworben. Er war bereits seit dem frühen Morgen, mittags zwischen Vor- und Nachmittagssprechstunde und abends jeweils unermüdlich zu Patientenbesuchen mit dem Auto unterwegs. Weil solche Mobilität zu dieser Zeit nicht gerade selbstverständlich war, war das Bild des Arztes in seinem Wagen vielen Hanauern vertraut. Zudem brachte er auf diese Weise in der Weihnachtszeit zahllose Geschenke zu ärmeren Patienten. Wenn der Patient nicht in der Lage war zu bezahlen oder keiner Kasse angehörte, verzichtete Otto Schwabe oft auf das Honorar, was seine Beliebtheit gerade in den ärmeren Schichten steigerte.</p><p>Bereits 1933 hatte Schwabe einen Rückgang der Patientenzahlen in seiner Praxis befürchtet. Dies trat aber erst mit den Nürnberger Gesetzen 1935 ein. Der beliebte Arzt war den örtlichen Nationalsozialisten offensichtlich lästig und wurde im Herbst 1937 Opfer einer Denunziation. Ein Dachdecker behauptete, Schwabe sei seiner Frau, einer langjährigen Patientin, zu nahe getreten. Zusätzlich wurde ihm vorgeworfen, eine Abtreibung vorgenommen zu haben. Otto Schwabe wurde am 21. September 1937 nachmittags telefonisch in die Polizeidirektion bestellt, dann verhaftet und am örtlichen Sitz der Gestapo im Hanauer Behördenhaus verhört. Er starb am 22. September im benachbarten Stadtkrankenhaus, nachdem er morgens unter ungeklärten Umständen aus dem Fenster im Verhörzimmer im zweiten Stock der Mühlstraße gestürzt war.</p>
Neuen Kommentar hinzufügen