Familie Oppenheim

Die Familie von Oppenheim ist eine bekannte Bankiersfamilie aus Köln. Sie haben sich durch ihren Einsatz für die Emanzipation der Juden und Jüdinnen im Rheinland und Preußen hervorgetan. Desweiteren leisteten sie bedeutende Stiftertätigkeit für die Stadt Köln, u.a. für die Errichtung der Synagoge in der Glockengasse, Spenden an den Kölner Dom und Engagement für die Infrastruktur der Stadt Köln.

Besonderer Fokus der Biographie liegt auf den Familienmitgliedern Salomon jr. Oppenheim (1772-1828), Simon von Oppenheim (1803-1880) und seine Ehefrau Henriette von Oppenheim (1812-1885) und Abraham von Oppenheim (1804-1878) und seine Ehefrau Charlotte von Oppenheim (1811-1887).

Beruf
Bankier
Literatur
Teichmann, Gabriele, Abraham von Oppenheim. Bankier, Stifter, Vorkämpfer für das Judentum, in: Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte (7), Köln 2017, S. 4-31.
Teichmann, Gabriele, Die Familie Oppenheim. Jüdische Stifter für die Domvollendung, in: Der Kölner Dom und “die Juden”. Fachtagung der Karl Rahner Akademie Köln in Zusammenarbeit mit der Dombauverwaltung Köln vom 18. bis zum 19. November 2006, hrsg. von Bernd Wacker u. Rolf Lauer, Köln 2008, S. 165-206.
Teichmann, Gabriele, Familie Oppenheim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/familie-oppenheim/DE-2086/lido/57c956cd98b2c7.39961812 (abgerufen am 30.05.2021)
Teichmann, Gabriele, "Oppenheim, von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 559-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120591863.html#ndbcontent (abgerufen am 02.06.2021)
Teichmann, Gabriele, "Oppenheim, Salomon" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 560 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137691866.html#ndbcontent (abgerufen am 02.06.2021)
Teichmann, Gabriele, "Oppenheim, Abraham Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 561-562 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117742147.html#ndbcontent (abgerufen am 02.06.2021)
Teichmann, Gabriele, 200 Jahre Oppenheim. Die Geschichte einer Bank und einer Familie, Köln 1989.
Teichmann, Gabriele, Mehr als eine Bank. Oppenheim in Köln, Köln 2014.
Stationen
Titel
Das Bankhaus
Untertitel
Der soziale Aufstieg der Familie Oppenheim
Von
1808
Bis
1942
Adresse

Große Budengasse 8
50667 Köln
Deutschland

Geo Position
50.93915, 6.95784
Stationsbeschreibung

Die Familie Oppenheim gilt als eine der bedeutendsten und bis heute aktiven Bankiersfamilien Europas. Erstmals erwähnt wurden die Mitglieder der Familie jedoch als Seidenhändler in Frankfurt am Main, bevor sie 1740 nach Bonn zog. Salomon jr. wuchs dort im Ghetto der Bonner Judengasse auf, ehe er 1789 mit der Gründung eines Geld- und Warenhandelsgeschäftes den Grundstein der späteren „Salomon jr & Cie“ Privatbank legte. 11 Jahre später zog es Salomon jr. nach Köln, um hier Teil der nach 424 Jahren des Ansiedlungsverbotes wiedergegründeten jüdischen Gemeinde zu werden. 1808 erwarb die Familie das Haus in der Großen Budengasse 8, welches bis 1945 auch Sitz des Bankhauses war. In Köln stieg Oppenheim zum zweitgrößten Kölner Bankier auf, 1822 wurde er als erster Jude in die Kölner Handelskammer gewählt, was als Meilenstein der jüdischen Emanzipation in Köln gilt. Ehrungen, die den Zugang zum königlichen Hof bedeutet hätten, blieben Oppenheim mit Verweis auf seine jüdische Herkunft jedoch von der königlichen Regierung verwehrt.

Salomon jrs. Söhne, Simon und Abraham, übernahmen 1828 gemeinsam mit seiner Witwe Therese das Geschäft, beendeten den Warenhandel und bauten das Bankhaus weiter aus. Sie investierten weiterhin in die Dampfschifffahrt, dehnten aber auch ihr Engagement in Eisenbahngesellschaften aus und gründeten Aktiengesellschaften im Bergbau, der Schwerindustrie und dem Versicherungswesen. Die Kunden kamen nun nicht mehr nur aus Köln und der unmittelbaren Umgebung, sondern auch aus Berlin, Paris oder London.

In Folge der Revolution von 1848 stand das Bankhaus vor dem Abgrund, da Einleger ihre Geldeinlagen zurückzogen, die Bank jedoch weiterhin an den Ausbau der Eisenbahn gebunden war. Durch freundschaftliche Verbindungen zur Berliner Regierung konnte ein Überbrückungskredit das Bankhaus retten. Ebenso wandelten Simon und Abraham  gemeinsam mit Gustav Mevissen das krisengebeutelte Bankhaus A. Schaaffhausen in die erste Aktienbank Deutschlands um.

Titel
Synagoge in der Glockengasse
Von
1856
Bis
9. November 1838
Adresse

Glockengasse 5-7
50667 Köln
Deutschland

Geo Position
50.93849, 6.95191
Stationsbeschreibung

Heute erinnert nur noch eine unscheinbare Gedenktafel an die einst größte Stiftung der von Oppenheims im Jahr 1856: die Synagoge in der Glockengasse. Abraham finanzierte das Grundstück vor allem mit den Mitteln seines Vaters und entschied auf alleinige Kosten für 200.000 Taler eine Synagoge zu bauen und sie der jüdischen Gemeinde als Geschenk zu übergeben. Bis zum Bau des neuen Gotteshauses hatte die Gemeinde seit dem Jahr 1789 Räume in einem säkularisierten Nonnenkloster, ebenfalls in der Glockengasse gelegen, die sowohl zu klein, als auch renovierungsbedürftig waren, genutzt. Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner entwarf die Synagoge: ein prachtvolles Gebäude mit einer markanten goldschimmernden Kuppel. Damit bildete sie einen starken Kontrast zu den zuvor betont schlicht erbauten deutschen Synagogen. Der Innenraum war an die spanisch-maurische Architektur angelehnt, in rot, blau und gold gehalten, mit filigranen Bögen, Säulen und Frauenemporen. Am 29. August 1861 wurde die Synagoge unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit eingeweiht, der publikumsscheue Stifter selbst war nicht anwesend. Die Synagoge entwickelte sich schnell zu einer etablierten Kölner Sehenswürdigkeit. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 zerstörten SA-Truppen die Innenräume des Gotteshauses und während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde sie bis auf die Grundmauern zerstört. Die letzten Spuren der Synagoge verschwanden im Zuge der Neugestaltung Kölns nach dem Krieg. Durch die Altstadt wurde die Nord-Süd-Fahrt gebrochen und es entstand der Offenbachplatz mit dem neuen Opernhaus. Der ehemalige Standort ist heute in etwa bei der Einmündung der Glockengasse in die Nord-Süd-Fahrt zu verorten.

Titel
Stiftertätigkeit der Familie Oppenheim
Untertitel
Der Kölner Dom
Von
1835
Bis
1882
Adresse

Domkloster 4
50667 Köln
Deutschland

Geo Position
50.94143, 6.95829
Stationsbeschreibung

Aufgrund der Zerstörung des Kölner Doms während der französischen Besatzung versuchte der königliche Bauinspektor Ernst Zwirner im Jahr 1835 bei der wohlhabenden Bevölkerung Gelder für Reparaturmaßnahmen einzuwerben. Simon von Oppenheim schickte damals mit Bedauern die Liste zurück, ohne etwas beizusteuern. Mit der Gründung des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV) im Jahr 1842 änderte sich die Lage. Gleich neun der in Köln lebenden Familienmitglieder traten dem Verein bei: der Bankier Simon von Oppenheim, seine Frau Henriette von Oppenheim und vier ihrer Kinder, sowie der Bankier Abraham von Oppenheim mit seiner Ehefrau Charlotte von Oppenheim und der unverheiratete Dagobert Oppenheim. Im Zuge des Eintritts bot Simon eine Zusammenarbeit mit dem Bankhaus an. Zusätzlich zahlten sie hohe Jahresbeiträge, was Simon und Abraham eine Ehrenmitgliedschaft im Vorstand zusicherte. Sie waren die einzigen jüdischen Ehrenmitglieder. Neben großzügigen privaten Spenden stifteten die Direktoren der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft, zu denen Dagobert gehörte, das Paulusfenster im Jahr 1864. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es von 1992 bis 1994 rekonstruiert. Wenige Tage nach der Vollendung des Domes im Jahr 1880 feierten Simon und seine Frau Henriette goldene Hochzeit und nahmen dies zum Anlass ein großes vierbahniges Fenster für das nördliche Querhaus zu stiften. Das von Michael Walters gestaltete Fenster zeigt Personen aus dem Alten Testament: Jesse mit einem Blütenzweig, sowie die Könige Salomon, Josaphat und Jesias. Als Gedenken an ihren zwei Jahre zuvor verstorbenen Ehemann Abraham stiftete Charlotte im Jahr 1880 ein vierbahniges Glasfenster für das nördliche Querhaus und wurde ein Ehrenmitglied im Vorstand. Das Fenster zeigt ebenfalls Figuren aus dem Alten Testament: Abraham, Isaak, Jakob und Judas. Beide Fenster kosteten jeweils 4.200 Mark, womit sie die höchsten Einzelsummen waren, die für Fenster gestiftet wurden. In den Jahren 1881 und 1882 übernahm Dagobert die Kosten für die beiden Heiligenfiguren des Zacharias und des Simeon und stiftete eine der vier Bahnen im nördlichen Langhaus.

Titel
Stiftertätigkeit von Charlotte von Oppenheim
Untertitel
Abraham von Oppenheim’sches Kinder-Hospital
Von
1881
Bis
1943
Adresse

Buschgasse, Ecke An der Eiche
50678 Köln
Deutschland

Geo Position
50.9248, 6.95943
Stationsbeschreibung

Wo heute nur noch ein Spielplatz zu sehen ist, wurde im Jahr 1881 ein Kinderkrankenhaus erbaut, welches Charlotte von Oppenheim in Gedenken an ihren verstorbenen Mann Abraham stiftete. Es gehörte zu den ersten spezialisierten Kinderkliniken überhaupt in Deutschland. Die Kindersterblichkeit im Rheinland lag im Jahr 1870 bei 20 %, da viele Menschen in ärmlichen Wohnungen unter mangelhaften hygienischen Verhältnissen lebten. In dem neuen Kinder-Hospital sollten alle Kinder, egal welchen Glaubens, aufgenommen und versorgt werden können. Für den Bau spendete Charlotte vorerst 600.000 Mark, insgesamt lag die Summe letztendlich bei etwa einer Millionen Mark. (Zum Vergleich: der durchschnittliche Jahresverdienst lag 1880 bei 545 Mark). Am 9. Oktober 1883 wurde das Hospital feierlich eröffnet. Der im Renaissencestil gehaltene Ziegelbau war von Stadtbaumeister Weyer entworfen worden und mit Zentralheizung sowie fließendem Kalt- und Warmwasser auf jedem Krankenzimmer ausgestattet. In den hellen luftigen Räumen standen 60 bis 80 Betten zur Verfügung. Mehrere Veranden und ein Garten boten Erholungsmöglichkeiten für die Kinder. Auf Wunsch von Charlotte arbeiteten ausschließlich Ordensschwestern der Cellitinnen als Pflegerinnen. Kinder aus ärmlichen Verhältnissen wurden umsonst behandelt. Im Jahr 1886 eröffnete das Krankenhaus zusätzlich eine Poliklinik, welche durch die Innenstadtlage die bedeutendste Poli-Einrichtung für Kinder in ganz Köln wurde. Das Hospital wurde im Zweiten Weltkrieg von Fliegerbomben zerstört und nicht wiederaufgebaut.

Titel
Politisches Engagement der Familie Oppenheim
Von
1806
Bis
1868
Adresse

Rathausplatz 2
50667 Köln
Deutschland

Adressbeschreibung
Rathaus Stellvertetend für das politische Wirken der Familie Oppenheim, da dort eine Figur auf der Fassade zu Ehren Abraham von Oppenheims.
Geo Position
50.93823, 6.95919
Stationsbeschreibung

Abraham war neben seiner Tätigkeit als Bankier auch als Politiker tätig. 1846 kandidierte er für den Gemeinderat, vor dessen Wahlen es zu antijüdischen Ausfällen kam und in deren Folge viele Bürger Abraham demonstrativ ihre Stimme gaben. Als Stadtverordneter setzte er sich für eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Modernisierung der Stadt ein. 1847 wurde er zum Ersten Vereinigten Landtag nach Berlin geschickt, um dort die geplante restriktiven Rechtsstellung der preußischen Juden zu verhindern. Diese sah vor, Juden erneut von christlichen Mitbürgern zu trennen und weiter vom öffentlichen Leben auszuschließen. Seine Arbeit im Hintergrund (selbst vertretungsberechtigt waren Juden nicht) führten zu einer Entschärfung des Gesetzentwurfs und waren ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Gleichstellung. Simon und Abraham wurden 1868 als erste Juden in den preußischen Freiherrenstand erhoben, was mit dem Nachnamen Freiherr von Oppenheim einherging. Ihr Bruder Dagobert war Publizist, Politiker und Eisenbahnunternehmer. Er gründete die Rheinische Zeitung, welche sich zu einer der wichtigsten oppositionellen Zeitung entwickelte, allerdings 1843 nach einem Jahr verboten wurde. Kurzzeitig war Karl Marx ihr Chefredakteur. Friedrich Engels veröffentlichte hier ebenfalls einige Artikel.

Titel
Stiftungstätigkeit für Kunst und Kultur
Untertitel
Der Botanische Garten "Flora" Köln
Von
1839
Bis
1863
Adresse

Alter Stammheimer Weg
50735 Köln
Deutschland

Adressbeschreibung
Der Botanische Garten in Köln stellvertretend für die Stiftertätigkeiten der Familie von Oppenheim im Bereich Kunst und Kultur.
Geo Position
50.95806, 6.97097
Stationsbeschreibung

Der Zoo (1859) und der Botanische Garten „Flora“ (1863) wurden von Eduard von Oppenheim, einem Sohn Simons, mitgegründet. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren in der Flora noch ein Tempel und eine Marmorskulptur zu finden, welche von Abraham gestiftet wurden. Diese wurden nach dem Krieg jedoch zerstört und für den Straßenbau genutzt.

1839 war die Familie Oppenheim kollektiv an der Gründung des Kölnischen Kunstvereins beteiligt. Eduards Bruder Albert entwickelte sich zu einem der wichtigsten Kunstsammler Deutschlands. Die Brüder konvertierten Ende der 1850er Jahre im Zuge ihrer Hochzeit zum christlichen Glauben. Dies spiegelt den damaligen Zeitgeist wider. Wie viele Juden ließ bereits Salomon Oppenheim seine Kinder von christlichen Lehrern erziehen, was Simon fortführte. Die jüdischen Familien dieser Zeit passten sich immer mehr an ihre christliche Umgebung an, die Konversion galt als natürliche Schlussfolgerung.

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Autor
Eva Sophie Schoel,
Liska Toppe,
Lene Schargitz,
Jacqueline Muhlack