Schwarzastraße 9
12055 Berlin
Deutschland
Leo Jogiches war neben Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht einer der führenden Köpfe der Spartakusgruppe. Allerdings ist er nicht so bekannt wie Luxemburg und Liebknecht, da er im Hintergrund arbeitete. Jogiches wechselte häufig seine Wohnorte und verwendete unterschiedliche Pseudonyme, um Beschattungen durch die Politische Polizei zu entgehen. Auch der Umzug in das Eckhaus in der Schwarzastraße 9 in Berlin-Neukölln im September 1915 war vermutlich eine taktische Maßnahme, da die die Wohnung mehrere Fluchtwege besaß. Jogiches wohnte dort zur Untermiete. Er schien immer in Eile zu sein und war wenig gesprächig. Seine Nachbarn dachten, er sei ein Schriftsteller, Geldverleiher oder Lebensmittelschieber.
Jogiches leitete ab Februar 1915 die Spartakusgruppe allein, da sich Luxemburg und Liebknecht in Sicherheitsverwahrung befanden. Auf ihm ruhte die gesamte Verantwortung für die Organisation und konspirative Arbeit der Gruppe. Er führte die Publikation der „Spartakusbriefe“ fort und ließ Flugschriften drucken. Hierdurch geriet er in den Fokus der Politischen Polizei. Zum Verhängnis wurde ihm ein Treffen der Gruppe am 24. März 1918. Durch einen Hinweis wurden die ermittelnden Beamten darauf aufmerksam und nahmen alle Teilnehmenden fest. Jogiches Haftzeit dauerte fast neun Monate, bis ihn ein Kommando der Arbeiter- und Soldatenwehr im Zuge der Revolution am 9.11.1918 aus dem Gefängnis in Berlin-Moabit befreite.
Nach seiner Haft bildete Jogiches gemeinsam mit Luxemburg und Liebknecht den Kern der Spartakusgruppe. Alle drei waren zudem zum Jahreswechsel 1918/19 an der Gründung der KPD beteiligt. Doch die politischen Aktivitäten dauerten nicht lange an. Luxemburg und Liebknecht wurden in Folge des Januaraufstands von Freikorpsregimentern ermordet. Jogiches führte daraufhin die Arbeit des Spartakusbundes weiter, bis auch er Anfang März verhaftet wurde. Ohne ein Gerichtsverfahren wurde er am 10. März 1919 im Gefängnis Moabit von Kriminalwachtmeister Ernst Tamschick ermordet.
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