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Kategorie
Adresse

Neuenhauser Straße 14
48529 Nordhorn
Deutschland

Koordinate
52.438721747089, 7.0686838516542

Die Familie de Vries, seit Jahrzehnten in Nordhorn beheimatet und als Familie weit verzweigt, betrieb mit Benjamin de Vries und seiner Frau Rosa geb. Cohen einen Textilhandel in der Neuenhauser Straße. Der Kaufmann galt in Nordhorn als edler, freundlicher und aufrechter Mensch. Nachdem Rosa de Vries 1923 verstarb, übernahm Sohn Moritz ihre Stelle im Geschäft.

Moritz de Vries heiratete Ella Hopfeld, ebenfalls aus einer Nordhorner Textilhändlerfamilie. Ihre Söhne Robert und Paul wurden 1924 und 1926 geboren.

In der Pogromnacht 9./10. November 1938 suchten SA-Männer die Familie heim. Sie schubsten den 78-jährigen Benjamin de Vries nach draußen, schlugen ihn zusammen, zogen ihn an seinem Bart und warfen ihn schließlich in den Dreck der Straße.

Er und sein Sohn Moritz wurden verhaftet und gelangten über Osnabrück in das Konzentrationslager Sachsenhausen/Oranienburg bei Berlin.

Nach der Rückkehr der beiden Männer am 27. November 1938 flüchtete die ganze Familie im Mai 1939 über Rotterdam nach Borne bei Hengelo in die Niederlande.

Dort starb Benjamin de Vries am 20. September 1940 im Alter von 80 Jahren und fand dort auf dem jüdischen Friedhof sein Grab. Ein Grabstein konnte allerdings erst 2012 gesetzt werden.

Ab dem 27. Februar 1940 waren Moritz, Ella, Robert und Paul im Durchgangslager Westerbork/NL inhaftiert. Von dort wurden die Eltern am 2. Februar 1953 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und unmittelbar nach der Ankunft, am 5. Februar 1943, ermordet.

Robert und Paul de Vries überlebten das Lager Westerbork. Robert wanderte nach der Befreiung in die USA aus (nach Oak Park, Michigan) und lebte dort bis 2003; Paul wanderte nach Israel aus, jetzt mit dem Namen „Uri“, und starb dort 1994.

Das Haus an der Neuenhauser Straße war im Zuge der „Arisierung“ 1938/39 von der Rolinck-Brauerei Burg-Steinfurt übernommen worden.

Literatur
Landkreis Grafschaft Bentheim (Hg.): Auf Spuren jüdischen Lebens in der Grafschaft Bentheim, Bad Bentheim 2. Aufl. 2003, S. 227-230
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