Alkenstiege 7
48529 Nordhorn
Deutschland
<p>Die Familie Süskind war ursprünglich in Neuenhaus beheimatet. Julius Süskind (geb. 1888) betrieb aber von Nordhorn aus einen größeren Altwarenhandel, von Rohfellen bis zu Industrieanlagen. Er wohnte mit Frau Ennegje, genannt „Emilie“, geb. Jakobs aus Werlte sowie den Kindern Siegfried (geb. 1929) und Julie (genannt „Julchen“, geb. 1930) das Haus in der Alkenstiege am Rand der Innenstadt Nordhorns.</p><p>Nach der Pogromnacht November 1938 wurden sofort die Kinder über die Grenze nach Denekamp in die Niederlande gebracht. Dort gingen sie auch zur Schule, hatten Unterricht bei dem in den Niederlanden weit bekannten Lehrer und Heimatforscher Dingeldein. Mit der Besetzung der Niederlande kamen die Kinder in die Fänge der Judenverfolger. Bei einem Deportationstransport gelang es Siegfried, von einem Lastwagen zu springen – und sich so mit Hilfe von Widerständlern, die ihm Versteck boten, zu retten. Julie dagegen wurde nach Westerbork transportiert und von dort nach Auschwitz, wo sie 1944, 13-jährig, ermordet wurde.</p><p>Die Eltern, die noch in Nordhorn verblieben waren, bekamen die Erlaubnis, zu den Verwandten nach Neuenhaus umzuziehen, wo sie schließlich dem dortigen „Judenhaus“, dem Haus der Familie van der Reis, zugewiesen wurden. Von dort aus wurden sie im Juli 1942 „in den Osten“ deportiert. Nach Akten des Bundesarchivs waren sie im Ghetto Izbica/PL, einem Durchgangslager, das die Inhaftierten in der Regel weiterleitete in die Vernichtungslager Sobibor oder Belzec. Von den Süskinds findet sich allerdings keine weitere Spur.</p><p>Sohn Siegfried kehrte nach dem Krieg zeitweise nach Nordhorn zurück, erlebte dort allerdings neuerlich antisemitische Angriffe (eingeworfene Fensterscheiben) und lebte dann wesentlich in Frankfurt/M., wo er 1985 starb, bis zuletzt an Leib und Seele tief erschüttert.</p>
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