Hauptstraße 18
48529 Nordhorn
Deutschland
<p>Max Salomonson, geboren 1892 in Nordhorn, betrieb in der Hauptstraße ein gut gehendes Geschäft, verstarb allerdings schon sehr früh im Alter von 41 Jahren im Jahr 1933. Er war verheiratet mit Rosetta „Rika“, 1901 in Werlte geborene Frank. Ihre Tochter Ruth kam in 1929 in Osnabrück zur Welt. Sie besuchte zunächst die Altendorfer Schule, die sie aber 1938 wie alle anderen jüdischen Schülerinnen und Schüler verlassen musste, da angeordnet war: „Juden ist der Besuch deutscher Schulen nicht gestattet.“ Wie die anderen jüdischen Schüler besuchte sie von da an die Burgschule.</p><p>In der Pogromnacht 1938 wurde die jüdischen Männer Nordhorns in das Lager Oranienburg/Sachsenhausen bei Berlin verbracht. Alle jüdischen Ehefrauen versammelten sich daraufhin bei Rika Salomonson, und man verabredete sich, alles zu tun, die Männer wieder nach Hause zu holen, was ihnen auch in relativ kurzer Zeit gelang. Vielleicht liegt der Grund darin, dass fast alle jüdischen Einwohner Nordhorns ihre Auswanderungspapiere bereits vorbereitet hatten.</p><p>Rika Salomonso sorgte jedenfalls dafür, dass ihre Tochter alsbald über die Grenze nach Almelo in die Niederlande kam; 1939 sind beide in Rotterdam gemeldet – wohl mit dem Plan, in die USA auszuwandern. Nach der Besetzung der Niederlande wurden sie jedoch in das Durchgangslager Westerbork verbracht, von wo aus sie 1942 nach Auschwitz in den Tod geschickt wurden. Mutter und Tochter starben im selben Jahr in Auschwitz-Birkenau.</p><p>1938 hatte Rika Salomonson das Anwesen in der Hauptstraße an einen „arischen“ Schlachter verkaufen müssen. Obwohl notariell alles juristisch korrekt abgewickelt schien, geschah doch größtes Unrecht: Die Familie Salomonson hat nie auch nur einen Pfennig des Kaufpreises bekommen; denn alle Einnahmen im Zuge der Judenverfolgung wurden aufgrund verschiedener Verordnungen „vom Reich“ eingezogen und zur Aufrüstung der Wehrmacht verwendet.</p>
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