Hauptstraße 49
48529 Nordhorn
Deutschland
<p>In Nordhorns Hauptstraße betrieb die Familie Oster ein Textilgeschäft, bekannt vor allem für Berufskleidung. Sie gehörte nicht zu den alteingesessenen jüdischen Familien, sondern war zugewandert. Zur Familie gehörten zwei Kinder: Max, der ältere, und Margarete, „Gretl“ genannt. Max heiratete Ruth Rochacz aus Leipzig. Beide flohen 1935 in die Niederlande, wo auch zwei Kinder geboren wurden, Helga und Benjamin.</p><p>1942, nach dem Überfall der Wehrmacht, wurde die Familie in das „Judendurchgangslager Westerbork“ verbracht. Von hier aus wurde der Vater, Max, über Auschwitz, KZ Groß-Rosen nach Buchenwald verschleppt, wo er 38-jährig zu Tode kam.</p><p>Seine Frau und die beiden Kinder wurden November 1942 nach Auschwitz transportiert und dort unmittelbar nach der Ankunft ermordet.</p><p>Tochter „Gretl“ floh 1939 nach England – in der Absicht, alles vorzubereiten, um die Eltern nachzuholen. Der beginnende Krieg vereitelte den Plan. So konnte Margarete überleben.</p><p>Die Eltern waren 1938 schon das Geschäft und ihr Wohnhaus losgeworden: Im Zug der Arisierung und des Einzugs jüdischer Vermögen mussten sie das Haus verlassen und zusammen mit anderen jüdischen Familien in das Judenhaus in der Prollstraße 5 ziehen, von wo aus sie im Dezember 1941 mit dem sog. „Bielefelder Transport“ nach Riga deportiert wurden. Dort verliert sich ihre Spur.</p><p>Anhand der Familie Oster kann man die wesentlichen Schicksale der Nordhorner jüdischen Familien nachvollziehen:</p><ul><li>Wer in die Niederlande geflohen ist, kam nach 1940 über Westerbork doch in die Vernichtungslager (wenn man nicht als „Versteckter“ überlebt hat);</li><li>wer früh genug weiter weg geflohen ist (England, USA, Palästina, Argentinien), hat überlebt;</li><li>wer in Nordhorn blieb, wurde in das „Judenhaus“ umgesiedelt und dann mit dem „Bielefelder Transport“ 1941 in das Ghetto Riga in den Tod geschickt.</li></ul>
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