Alte Synagogenstraße 5
48529 Nordhorn
Deutschland
<p>Nur ein Grundstück entfernt von der Synagoge betrieb seit etwa 1910 Hijman Cohen mit seiner Frau Grietje geb. Goldstein, beide aus den Niederlanden, eine Schlachterei mit dem Schwerpunkt Pferdeschlachtung. Die ersten Kinder wurden noch in Enschede geboren (Nathan, Hendrika und Rachel), weitere vier im münsterländischen Ochtrup (Samuel, Salomon, Isaak und Jakob).</p><p>Als Hijman und Grietje Cohen sich in den 20er Jahren nach Enschede zurückzogen, übernahm Sohn Isaak zusammen mit Margarete geb. Gottschalk die elterliche Fleischerei.</p><p>Am 1. April 1933 bekam auch dieser jüdische Betrieb die Boykottmaßnahmen des NS-Regimes zu spüren: SA-Leute standen drohend vor der Tür. Als eine Kundin dies kritisierte, wurde der SA-Mann so wütend auf Isaak, dass er ihn umbringen wolle. Isaak wurde auf abenteuerlichen Wegen in die Niederlande gerettet und kam erst nach einigen Wochen zurück. Dann musste er erfahren, dass auch in der benachbarten Gaststätte für ihn kein Platz mehr war: „Juden sind hier nicht erwünscht!“</p><p>1939 – nach der Pogromnacht, die die Kinder Magrit und Ilse bei einer Nachbarin verbrachten – flüchtete die Familie nach Enschede.</p><p>Mit dem Einfall der deutschen Wehrmacht in die Niederlande waren sie auch dort nicht mehr sicher, wurden alsbald im „Judendurchgangslager Westerbork“ inhaftiert. Oktober 1943 erfolgte ihre Deportation nach Auschwitz, wo Margarete, Ilse und Magrit unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden, Vater Isaak erlitt drei Monate danach dasselbe Schicksal.</p><p>Salomon Cohen, Bruder Isaaks, hatte noch bis 1930 in Nordhorn gelebt, war dann aber nach Hilversum/NL verzogen, wo er mit seiner Familie mithilfe von Widerstandskreisen überleben konnte. Er fand sich 1952 bereit, den Schlachterbetrieb der Familie in der Synagogenstraße fortzusetzen. Salomon Cohen, seine Frau Johanna geb. Terdenge sowie die Kinder Edith und Carla bildeten somit die einzige jüdische Familie Nordhorns, die nach dem Krieg wieder in ihrer Heimatstadt sesshaft wurde.</p>
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