Nürnberger Straße 3
63450 Hanau
Deutschland
Das Jüdische Gemeindehaus beherbergte im Anbau die Mikwe (rituelles Bad).
Die Mikwe ist ein rituelles Tauchbad, dem in den jüdischen Gemeinden eine äußerst hohe Bedeutung zukommt. Fast jede Gemeinde war im Besitz eines solchen Tauchbades. Die Mikwen, vorstellbar als eine Art kleines "Minibad", unterliegen im Bau und in der Nutzung bestimmten Regeln. So muss vor allem das Wasser, das später zur rituellen Reinigung dienen soll, besondere Anforderungen erfüllen. Es muss "lebendiges", fließendes Wasser sein, das heißt, dass nur Wasser natürlichen Ursprungs für diesen Zweck genutzt werden kann. Aus diesem Grund kommt nur Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser in Frage. Bei den meisten im Mittelalter entstandenen Mikwen handelt es sich um Grundwassermikwen.
Das rituelle Tauchbad hat seine Ursprünge in der Zeit der Propheten und der Sinn besteht darin, den Menschen beziehungsweise einen Gegenstand im kultischen Sinne zu reinigen (hierzu kann aber z. B. auch milchiges oder fleischiges Kochgeschier gehören, sollte es "verunreinigt" worden sein).
Die Vorschriften benennen verschiedene Gründe für ein Tauchbad. Da die Unreinheit mit dem Tod verbunden ist, müssen Juden, sollten sie mit einem Toten in Kontakt gekommen sein, ein Tauchbad nehmen. Dies gilt auch für die Zeit nach der Heilung von bestimmten Krankheiten.
Traditionelle Regelungen schreiben den Besuch der Mikwe für Männer und Frauen vor. So wird Männern das Tauchbad vor dem Sabbat oder dem Versöhnungstag Jom Kippur empfohlen. Frauen sollen die Mikwe am Vorabend der Hochzeit, nach der Menstruation oder der Geburt eines Kindes besuchen.
Um die rituelle Reinigung durchführen zu können, ist es erforderlich, dass nichts Körperfremdes mehr vorhanden ist. Nichts darf den Kontakt des Wassers mit dem Körper verhindern. So ist das Tragen von Schmuck, Lippenstift, Nagellack oder Ähnlichem während des Bades nicht erlaubt. Fingernägel müssen peniebel gereinigt werden. Das Tauchen an sich nennt man "Twila".
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