Nürnberger Straße 3
63450 Hanau
Deutschland
Auf dem Grundstück befanden sich das im 18. Jahrhundert erbaute und nach der Eröffnung des Hanauer Ghettos von der jüdischen Gemeinde erworbene jüdische Gemeindehaus sowie seit 1890 die jüdische Gemeindeschule. Das Gemeindehaus selbst spielte eine entscheidende Rolle. Dass das Gemeindehaus erworben wurde, war ein wichtiger Abschnitt in der Entwicklung der Gemeinde. Es war ein Schritt aus der Isolation im Ghetto hin zu einem emanzipierten Teil der Stadtgemeinde. Doch ein Gemeindehaus stärkt eine Gemeinschaft auch auf andere Weise. Als Rückzugsort konnte die Gemeinde hier unter sich sein und ihre Religion frei ausleben, was in der Öffentlichkeit durch den wachsenden Antisemitismus zunehmend schwieriger wurde. Beispielsweise wurde mit dem Gemeindehaus eine moderne Mikwe errichtet, was die öffentliche Präsenz der Juden verstärkte.
In den Mittagstunden des 10.November 1938 begannen auch in Hanau die reichsweit gesteuerten Aktionen gegen Juden. Mehrere hundert Menschen zogen johlend zur Synagoge in der Nordstraße, demolierten sie und zündeten sie schließlich an, woraufhin sie bis auf die Umfassungsmauern niederbrannte. Daraufhin mussten sich die Juden in das Gemeindehaus zurückziehen, um Gottesdienste abzuhalten. Wenige Tage nach Kriegsbeginn wurden die in Hanau verbliebenen Juden von Räumkommandos gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben und gezwungen in sogenannten „Judenhäusern“ zu leben, damit man sie besser kontrollieren konnte. Neben dem jüdischen Gemeindehaus wurde dafür ein Haus in der Langstraße 53 und eines in der Marktstraße 28 benutzt, bevor 1942 auch die letzten Juden aus Hanau deportiert wurden.
Das Gebäude war bereits in den Besitz der Stadt Hanau übergegangen, als es in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Es wurde seitdem nicht wieder aufgebaut. Auf dem Grundstück stehen heute Wohn- und Geschäftshäuser.
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