Fahrstraße
63450 Hanau
Deutschland
Die Brüder Wolf und Isaak Stern bauen 1862 eine Privatbank auf. Schon ihr Vater Hirsch Oppenheimer war Bankier und Wirtschaftsberater des Königs von Hannover. Das Bankgeschäft liegt damals in der Fahrgasse 1. 1901 werden anlässlich des Umzugs in die Frankfurter Straße 25 alle daran beteiligten Handwerker namentlich aufgeführt. Das zeigt, dass die Familie zunächst nicht nur begabt in ihrem Geschäft ist, sondern auch sozial eingestellt war: Sie ehren mit der namentlichen Nennung ihre Angestellten.
Die Bank übersteht die Krisenjahre der Weimarer Republik beinah ungerührt. Im Besitz von Julius Stern und seinem Sohn Dr. Kurt Stern wird das bankhaus während des Ersten Weltkrieges führend im Kriegsanleihe-Verkauf. Dafür bekommt Julius Stern das Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Er wird außerdem Leiter der Hanauer Bankenvereinigung (Commerz- und Privat-Bank; Danat-Bank; Disconto-Gesellschaft; Dresdner Bank; Gebrüder Stern). Dr. Kurt Stern bezeichnet die Firma von seinem Vater Julius und sich als „die bedeutendste und aktivste unter allen Banken“.
In der Weltwirtschaftskrise hilft die Bank Firmen mit Krediten aus und baut die Diamantenschleifindustrie mit auf. Für 85% der 120 Diamantschleifereien deutschlandweit wickelt die erfolgreiche Bank die Geschäfte ab. Sie zählt tatsächlich zu den aktivsten regionalen Kreditinstituten des Rhein-Main-Gebiets mit hohem Kapital (1,3 Mio. RM) und Reserven (ca. 800 000 RM). Auf ihrem Höhepunkt beschäftigt die Privat rund 4000 Mitarbeiter.
Ab spätestens 1933 werden die Bankiers Stern von örtlichen NS-Funktionären wie dem NS-Landrat Löser durch meist vergebliche Drohungen, Erpressungsversuche, persönliche Besuche und anderen Einschüchterungen bedrängt. SS-Offiziere versuchen mit Einschüchterungstaktikern, Krediterlasse für Bekannte zu erwirken. Im Jahr 1934 wird die Bank dann "arisiert". Dr. Kurt Stern verliert, wie auch die anderen Inhaber, sein ganzes Vermögen, einschließlich der Mitgift seiner Frau. Er muss 1935 Deutschland verlassen.
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