Der Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte Mühlhausen berichtet von der ersten Ansiedlung von Juden in der Stadt um 1250 und schildert das schwierige Zusammenleben von Juden und Christen im Spätmittelalter. Im 19. Jahrhundert entstand eine größere jüdische Gemeinde in Mühlhausen, wovon die noch stehende Hinterhaussynagoge, eine der wenigen erhaltenen Synagogen aus dem 19. Jahrhundert, zeugt. Im Weiteren zeigt der Stadtrundgang an verschiedenen Stellen der Innenstadt und bei teilweise noch stehenden Gebäuden die Freiräume auf, welche tätigen jüdischen Unternehmern seit dem 17. Jahrhundert zugestanden wurden. In Mühlhausen vermochten etliche jüdische Unternehmer diese Freiräume erfolgreich zu nutzen, so unter anderen die Familien Oppé, Manasse-Freudenheim oder Eckmann. Der wirtschaftliche Beitrag der jüdischen Mitbürger zur Entwicklung der Mühlhäuser Textilwirtschaft und bei der Gründung von Warenhäusern ist unbestritten. Der Rundgang weist zudem auf die zunehmende Verschlechterung jüdischen Lebens und Arbeitens nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hin, die Schikanierung, Enteignung, Arisierung ihrer Unternehmen sowie Ermordung zahlreicher Mühlhäuser Juden. Vereinzelt gelang es Nachkommen, nach 1945, und erneut nach 1990 erfolgreich, ihr Eigentum zurückzuerhalten.

Adresse

Jüdenstraße
99974 Mühlhausen
Deutschland

Dauer
34.00
Literatur
Kahl, Monika, Denkmale jüdischer Kultur in Thüringen, Bad Homburg 1997.
Küstner, Eike, Jüdische Kultur in Thüringen. Eine Spurensuche, Erfurt 2012.
Liesenberg, Carsten, Zur Geschichte der Juden in Mühlhausen und Nordthüringen und die Mühlhäuser Synagoge, Mühlhäuser Beiträge, Sonderheft 11, 1998.
Liesenberg, Carsten, Distanzen: Jüdisches Leben in Mühlhausen, Sonderausstellung des Stadtarchivs Mühlhausen 2012/13, Mühlhausen 2013.
Litt, Stefan, Juden in Thüringen in der Frühen Neuzeit (1520-1650), Köln, Weimar, Wien 2003.
Schwierz, Israel, Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen, Erfurt 2007.
Länge
2.80
Stationen
Adresse

Jüdenstraße
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.209794, 10.459507
Titel
Jüdenstraße
Stationsbeschreibung

In Mühlhausen siedelten vermutlich bereits vor 1250 Juden. Urkundlich werden sie erstmals 1278 genannt. Sie lebten vor allem vom Geldverleih und Handel, da die Zünfte sie von Handwerken ausschlossen. Ebenfalls gibt es Hinweise auf einen Rabbiner, was auf eine größere Gemeinde schließen lässt. Juden mussten sich ihren Aufenthalt und Schutz immer wieder gegen Zahlung von Gebühren erneuern lassen. Dieses Judenregal (Erteilung von Privilegien und Schutz gegen Steuern) lag zunächst beim Kaiser, dann beim Landgrafen von Thüringen und zeitweise bei der Stadt. 1302 gestattete die Stadt Juden, Höfe zu erwerben. Das Regal musste aber regelmäßig erneuert werden. Als sich 1349 die Pest im Deutschen Reich ausbreitete, kam es auch in Mühlhausen zu Judenpogromen, da ihnen die Schuld am Pestausbruch zugeschrieben wurde. Fast alle Mühlhauser Juden wurden erschlagen, die übrigen verließen die Stadt.

Ab 1374 ließen sich wieder vereinzelt Juden in der Stadt nieder. Sie lebten vor allem im Gebiet der heutigen Jüdenstraße, wo sich auch eine um 1380 erstmals erwähnte Synagoge befand, die 1474 erweitert wurde. Die jüdische Bevölkerung war ein fester Bestandteil der Stadt, was sich an den zwei Judenbüsten mit Spitzhüten (entstanden in der 2. Hälfte des 14. Jh.) am Südportal der Marienkirche ablesen lässt, die zwischen weiteren Statuen angebracht sind. 1375 gab es bereits wieder acht, 1418 18 jüdische Familien. Neben Geld- und Pfandgeschäften handelten sie mit Pferden und weiteren Gütern. Die jüdische Gemeinde hatte einen Vorsteher (Parnass), einen Rabbiner und einen Lehrer. Nach einem erneuten Pogrom im Herbst 1452 verließ die Mehrzahl der Juden die Stadt. 1517 werden zwar Juden in der Stadt erwähnt, das Synagogengebäude war aber seit 1513 in christlichem Besitz. 1561 setzte der Rat fest, Juden seien „für alle Zeiten“ aus der Stadt zu verbannen. Viele Mühlhauser Juden zogen im 16. Jahrhundert in den Osten – nach Krakau, Posen und Lissa.

Die Judengasse oder Jüdenstraße wurde durch Stadtverordnetenbeschluss am 31. März 1933 in Horst-Wessel-Straße umbenannt. Nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde sie in Fortsetzung der Wahlstraße ebenfalls Wahlstraße genannt. Nach der Wende beschloss 1990 die demokratisch gewählte Stadtverordnetenversammlung die Rückbenennung der Straße in Jüdenstraße.

Adresse

Jüdenstraße 24
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.209519, 10.458174
Titel
Die Synagoge
Stationsbeschreibung

Nach 1637 zogen wieder Juden nach Mühlhausen, da die Stadt an ihren Steuern interessiert war. Ihre Anzahl blieb aber klein und nahm erst gegen Ende des 18. und im 19. Jahrhunderts wieder zu. Lebten 1781 14 jüdische Familien in der Stadt, so waren es um 1840 bereits 22 Familien. Mit 213 jüdischen Einwohnern wurde 1877 die höchste Anzahl erreicht.

Eine jüdische Gemeinde gründete sich 1806. 1808 beantragte sie die Abhaltung von Gottesdiensten und 1839 den Bau einer Synagoge. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks Jüdenstraße 24, welches die Gemeinde erworben hatte, begann 1840 der Bau nach einem Entwurf des Stadtbaumeisters Hofmeister. Durch das Vorderhaus, einem um 1700 errichteten Bürgerhaus, gelangt man über den Hof zur Hinterhaussynagoge. Sie wurde bereits im folgenden Jahr 1841 eingeweiht. Im Vorderhaus befand sich die Religionsschule für die jüdischen Kinder, die aber alle auch die regulären Mühlhauser Schulen besuchten (1832 waren dies z.B. 32 jüdische Kinder). 1839 gründet sich der israelitische Frauenverein und ebenfalls 1839 nahm der erste Rabbiner der Neuzeit, Gerson Cohn, seine Arbeit auf.

1869 wurden die Juden gleichberechtigte Staatsbürger im Norddeutschen Bund; dennoch blieb ihre Anzahl in Mühlhausen etwa konstant, da viele nach Amerika auswandern. Die hiesige Synagogengemeinde war mehrheitlich liberal eingestellt und viele Mitglieder strebten eine möglichst weitgehende Assimilierung mit der Bevölkerungsmehrheit an.

Am 10. November 1938 zerstörten Angehörige der SS und NSDAP die Inneneinrichtung und die Kultgegenstände der Synagoge. Die Axthiebe von diesem Tag sind in den Pfosten der Empore noch zu sehen. Der Rabbiner wurde schwer verletzt, zahlreiche jüdische Männer nach Buchenwald verschleppt. Die jüdische Gemeinde bestand bis 1943. Stehen blieb das Gebäude als eine der wenigen erhaltenen Synagogen aus dem 19. Jahrhundert in Deutschland.

Nach ihrer Auslöschung wurde 1947 eine neue jüdische Gemeinde begründet, die jedoch nur bis 1950 bestand. 1987 begannen Bemühungen zur Erhaltung der Synagoge, die zwischenzeitlich als Lagerhalle benutzt worden war. Seit 1998 wird das sanierte Ensemble von jüdischem Gemeindehaus (Vorderhaus) und Synagoge (Hofgebäude) als Dokumentations-, Gedenk- und Begegnungsstätte geführt.

Adresse

Steinweg 81
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.210381, 10.458869
Titel
Das Kaufhaus Manasse-Freudenheim – „privater“ Ableger des Schocken-Konzerns
Stationsbeschreibung

Am 18. März 1927 eröffnete am Steinweg 81 das Kaufhaus Manasse, dessen Gründung Einblick in die erfolgreichen wirtschaftlichen Netzwerke jüdischer Familien gibt. Der Geschäftsführer Withold Freudenheim (1884-1966) war kein alteingesessener Mühlheimer Jude. Er war aber der Schwager von Georg Manasse, dem Generaldirektor des jüdischen Warenhaus-Konzerns Schocken aus Zwickau. 1904 gegründet, expandierte Schocken bis 1930 zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands mit 6500 Angestellten und zuletzt 19 Filialen.

Withold Freudenheim hatte in Berlin Hedwig Manasse geheiratet. 1926 kam ihr Sohn Fritz zur Welt. Im gleichen Jahr zog die Familie nach Mühlhausen und Freudenheim wurde zusammen mit dem Besitzer Georg Manasse Geschäftsführer des Kaufhauses Manasse. Die moderne Firmenstrategie verband erfolgreich die individuelle Bedienung der Kunden mit saisonalen Sonderangeboten. Auf breiter Verkaufsfläche standen Textilien, Spielwaren, Haushalts-, Drogerie- und Fotowaren zum Verkauf. Für die Belegschaft gab es soziale Einrichtungen. Es wurde kein Kriegsspielzeug verkauft, da sich die Geschäftsführer an der Deutschen Liga für Menschenrechte orientierten.

Nach der NS-Machtübernahme wurde auch in Mühlhausen am 1.April 1933 der Boykott jüdischer Geschäfte durchgeführt; SA-Posten hinderten potenzielle Käufer am Betreten der Geschäfte. Weitere Aktionen folgten und Juden wurden privat und im geschäftlichen Umgang immer mehr schikaniert. Im Februar 1938 verkaufte Freudenheim das Kaufhaus Manasse an Karl Hellbach – es wurde „arisiert“ und firmierte fortan als „Kaufhaus Karl Hellbach”. Zum Zeitpunkt des Verkaufes erzielte es geschätzt mehrere hunderttausend Reichsmark Umsatz. 1938 wanderte die Familie nach Uruguay aus.

Im September 1945 wurde das Mühlhäuser Kaufhaus nach dem Thüringer Wiedergutmachungsgesetz als von den Nationalsozialisten arisiertes jüdisches Vermögen beschlagnahmt. Dagegen legte der Inhaber Hellbach Protest ein. Der Ausgang des langjährigen Verfahrens ließ sich bislang nicht ermitteln.

Adresse

Kurze Jacobistraße 3
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.208508, 10.454891
Titel
Tuchhandlung und Weberei Oppé
Stationsbeschreibung

Zu den ersten Juden, die ab 1637 wieder in der Stadt lebten, zählten die Sußmanns. Um 1671 arbeiteten sie als Tuchfabrikanten und -händler. 1715 war Abraham Sußmann Vertreter der Mühlhauser Juden im Verkehr mit der Stadt (Steuern und Schutzbriefe). Seit 1725 befand sich die Sußmannsche Tuchhandlung und Weberei („Raschwarenfabrik“) an der Kurzen Jacobigasse 3. 1784 übernahm Abraham Levi Oppenheim, der aus Eschwege zugezogen war und eine Nichte der Familie geheiratet hatte, die Firma. Das Geschäft lief gut: 1791 wurde Süßmann Abraham Oppenheim zum Hoffaktor (Hoflieferant) des kaiserlich-habsburgischen Hofes in Wien ernannt und brachte das kaiserliche Schutzwappen an Haus und Fabrik in der Kurzen Jakobigasse 3 an.

Als Mühlhausen 1807 an Frankreich fiel, galt auch hier ab 1808 der Code Napoleon, der die Juden zu gleichberechtigten Staatsbürgern machte und sie zur Wahl von Nachnamen verpflichtete. In deutlicher Loyalitätsbekundung zu Frankreich benannten sich die Oppenheims in Oppé um. Zwar wurde die gleichberechtigte Stellung der Juden vom Wiener Kongress 1815 wieder rückgängig gemacht. Die Oppés prägten aber im 19. Jahrhundert nicht nur das jüdische Gemeindeleben als Vorsteher wesentlich mit. Sie waren auch einer der größten Arbeitgeber der Stadt und zudem als Politiker und Förderer städtischer Einrichtungen tätig. Armin Oppé war schon sehr früh, ab 1848 für 26 Jahre Stadtverordneter, sein Sohn Louis folgte ihm von 1880-1915. In den Jahren von 1900-1906 präsidierte Louis Oppé die Stadtverordnetenversammlung.

Adresse

Lindenbühl 17
99947 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.205988, 10.45782
Titel
Die Villa von Louis Oppé
Stationsbeschreibung

Von 1889-1891 ließ sich die Familie Oppé am Lindenbühl eine Villa im historisierenden Stil errichten. Die vor einigen Jahren umfassend renovierte Villa repräsentiert mit Erker, Fassadenschmuck und Giebeln das erfolgreiche Unternehmertum des Fabrikanten Louis Oppé. Sie gleicht darin den Villen erfolgreicher christlicher Unternehmer und bezeugt das Ankommen der assimilierten Juden in der Mitte der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Villa war ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Nach dem Tode von Louis lebte seine Gattin Laura Oppé von 1915-1940 allein in dem Hause.

Nach dem Krieg wurde die Villa verschiedenen sozialen Nutzungen zugeführt und beherbergte unter anderem eine Entbindungsstation und einen Betriebskindergartens. Ab 1990 stand sie lange Zeit leer und wird nach ihrer Renovierung nun als Geschäftsgebäude genutzt. 1985 wurde an den Gebäuderesten eines benachbarten, auch von der Familie Oppé genutzten Hauses eine Gedenktafel mit einem Davidstern angebracht: „Zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Faschismus von Mühlhausen 1933 – 1945“.

Inhaber und Geschäftsführer der Firma S.A. Oppé wurde 1914 Alfred Salfeld (1872-1944). Er hatte in England gearbeitet und dort seine Frau Cecilie kennengelernt. Ab 1933 nahmen die Repressalien zu. Am 15. August 1938 wurde die Firma arisiert: Salfeld musste das traditionsreiche Familienunternehmen an die Thuringia-Weberei W. & J. Kunckell verkaufen. Während der Pogromnacht am 9. 11. 1938 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Nach seiner Haftentlassung setzten sich die Schikanen, Ausplünderungen und Ausgrenzungen fort. Vermutlich verhinderte nur die Ehe mit einer Christin und Engländerin seine Deportation. Er und seine Gattin starben 1944. Die Tochter Anneliese konnte 1945 die Rückübertragung der Firma erreichen, musste aber 1972 ihrer Überführung in Volkseigentum zustimmen. Nochmal bemühte sie sich erfolgreiche 1990 um die Reprivatisierung. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Firmengelände an der Kurzen Jacobigasse und dem Ledernen Käppchen Wohnungen, Büros und die „Kulturfabrik“.

Adresse

Eisenacher Straße
99947 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.20362, 10.463636
Titel
Der jüdische Friedhof
Stationsbeschreibung

Im Mittelalter befand sich der erstmals 1417 urkundlich erwähnte jüdische Friedhof im Norden der Stadt vor der Stadtmauer bei der heutigen Straße „An der Burg“. Nach der Neuansiedlung von Juden ab ca. 1737 wurde auch das mittelalterliche Begräbnisareal wieder benutzt. Die wachsende Synagogengemeinde versuchte ab 1851 erfolglos, den Friedhof zu erweitern. 1872 wurde ihr eine neue Begräbnisstätte im Osten des überkonfessionellen, städtischen Friedhofs an der Eisenacher Straße zugewiesen. Der alte Friedhof musste 1900 dem Bau einer Straße weichen. Er wurde geräumt und ein Teil der Grabsteine auf den neuen Friedhof umgesetzt.

Der neue Friedhof war für 230 Grabstätten geplant; heute sind 151 belegt. Im Südteil des Areals, das durch einen kreuzförmig angelegten Weg erschlossen wird, stammen einige der alten Grabsteine (im Halbrund in zwei Reihen aufgestellt) vom ersten jüdischen Friedhof. Im neueren Teil sind Gräber bis 1950 vorhanden. In der Pogromnacht 1938 blieb der Friedhof dank des Einsatzes des damaligen Friedhofswärters unversehrt. Nach 1945 wurde er aber mehrfach geschändet – unter anderem Anfang 1988. Heute liegt er am Rande einer Grünanlage, da der kommunale Friedhof aufgelöst und teilweise überbaut wurde.

Adresse

Unter der Linden 1
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
51.209561, 10.465054
Titel
Das Kaufhaus Eckmann – das erste Haus am Platz
Stationsbeschreibung

Der Kaufmann Heinrich Eckmann (1871-1947) stammte aus Schmalkalden, wo er bereits ein kleineres Kaufhaus besaß. Im Januar 1904 stellte er in Mühlhausen den Bauantrag für ein Kaufhaus. Nach der Genehmigung erwarb er Grundstücke an die Görmarstraße 18 bis 21 und Friedrichstraße 49 (heute: Unter der Linde 1). Noch im selben Jahr wurde darauf das neue Kaufhaus als mehrgeschossiger Bau fertig gestellt.

Die Lage des Kaufhauses auf einem Eckgrundstück am Weg zum Bahnhof erwies sich als sehr gut. Großen Wert legte Eckmann zudem auf die Architektur und das modernen Einzelhandelskonzept. Mehrere Verkaufsgeschosse und große Fenster boten in aufwändigen Auslagen die Waren an. So entwickelte es sich schnell zu einem der ersten Geschäfte am Platz. Bereits früh bemerkte Eckmann, dass mit dem Machtantritt der Nazis 1933 für die Juden eine bedrohliche Situation entstand. Am 1. April 1933 wurden jüdische Geschäfte boykottiert und SA-Posten hinderten potenzielle Käufer am Betreten der Geschäfte. 1934 schickte Eckmann seinen Sohn Erich (1905-1980) aus Deutschland weg und verpachtete auch sein Kaufhaus. 1938 verkaufte er es an die Pächter Reinhold und Pabst und trat zusammen mit seiner Frau Ottilie die Ausreise nach Israel an. Ottilie starb bereits in Frankfurt am Main; Heinrich reiste weiter und lebte bis zu seinem Tod 1947 in Tel Aviv.

Aufgrund des Thüringer Wiedergutmachungsgesetz wurde 1945 das Kaufhaus Reinhold & Pabst beschlagnahmt und 1948 mit der Hälfte des Geschäftsinventars und Warenbestandes an Heinrich Eckmanns Sohn Erich zurück übertragen. Reinhold & Pabst und Erich Eckmann gründeten darauf eine gemeinsame GmbH, die das Kaufhausgebäude vermietete. Die Eigentumsrechte der Familie Eckmann blieben bestehen. Im Jahr 1991 erwarb die Weyrauch GmbH das Geschäft, das heute noch als Kaufhaus weitergeführt wird.

Adresse

Friedrich-Engelsstraße 22
99974 Mühlhausen
Deutschland

Geo Position
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Titel
Die Getreidehändlerfamilie Maas
Stationsbeschreibung

Ludwig Maas (1875-1954) stammte aus Süddeutschland, seine Frau Karoline Meyberg (1875-1975) aus Eschwege. Die Familie lebte zuerst in einer Wohnung an der Görmarstraße 37, später in einem Haus an der Wilhelmstraße 22 (heute Friedrich-Engels-Straße 22), wo Ludwig Maas einen Getreide- und Futtermittelhandel betrieb. 1906, 1908 und 1910 wurden die Kinder Else, Julius und Erna geboren.

Bereits 1936 wanderte Julius nach Ohio aus. Seine Schwester Else leitete seit dem November 1938 die jüdische Gemeinde in Mühlhausen. Ein Jahr später emigrierte auch sie zusammen mit den Eltern in die USA. 1940 beschlagnahmte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) das Grundstück an der Wilhelmstraße 22 als jüdisches Eigentum und verkaufte es an das Ehepaar Otto und Martha Altmann aus Mühlhausen. Weniger als die Hälfte des Kaufpreises (46.000 RM) wurde auf ein Sperrkonto der Familie Maas überwiesen, über das die Familie aber nicht verfügen konnte. Die Restsumme ging an die Hypothekenbank in Frankfurt am Main.

Julius Maas diente in der US-Army und kam als Offizier 1945 auch nach Mühlhausen. Hier forderte er das „arisierte“ Eigentum seiner Familie als Bevollmächtigter der Familie zurück. Noch 1945 wurde der Verkauf des Grundstücks auf der Grundlage des Thüringer Wiedergutmachungsgesetzes zugunsten der früheren jüdischen Eigentümer rückgängig gemacht und das Haus mit Grundstück an die Eheleute Altmann verpachtet. Aber bereits sechs Jahre später bemächtigte sich die DDR des Grundstücks, da es in ausländischem Besitz war. Nach der Wende entschied die Familie Maas, auf ein Rückübertragungsverfahren zu verzichten und eine Entschädigungssumme zu akzeptieren. Julius Maas nahm nach dem Krieg auch als Dolmetscher an den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen teil.

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Autor
Alexandra Bloch Pfister

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