Beneckeallee 28
30419 Hannover
Deutschland
Amerikanische Truppen befreiten mit ihrem Einmarsch in Hannover am 10. April 1945 ca. 42.000 Verschleppte: Zivile ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge. Diese Displaced Persons (DPs) galt es zu versorgen, zu erfassen, sie in ihre Heimatländer zu repatriieren. Die jüdische DP-Gemeinde in Hannover mit ihren zeitweise über 1.200 Mitgliedern war, auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen, die größte nach Bergen-Belsen. Eines ihrer drei großen Lager („Camps“) befand sich weit außerhalb der Innenstadt im Stadtteil Vinnhorst am Mittellandkanal.
Nach Augenzeugenberichten wurde das große Verwaltungsgebäude im Juni 1945 von jüdischen, aus dem Krankenhaus entlassenen ehemaligen KZ-Häftlingen besetzt. Das Haus war nach Entwürfen des bedeutenden Werkbund-Architekten Hans Poelzig (1869-1936) in den Jahren 1923/24 für die Großhandelsfirma Gebrüder Mayer im Stil des Expressionismus gebaut und 1938 von der Stadt Hannover für Wohnzwecke erworben worden. Es verfügte über 105 Zimmer. Nach Angaben des zuständigen Teams des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNRRA) vom März 1946 wohnten hier 111 Frauen, 96 Männer und 11 Kinder und Jugendliche polnischer Nationalität. Viele weibliche DPs kannten sich aus der gemeinsamen Gefangenschaft im KZ-Außenlager Salzwedel in der Altmark. Bei Übernahme der Stadt durch russische Truppen waren sie durch die Amerikaner nach Hannover evakuiert worden.
Das Lager wurde vermutlich nach der Emigrationswelle in das neugegründete Israel im Jahre 1949 aufgelöst. Auch das zweite große DP-Camp Hannovers, der Kibbuz "Zur Befreiung" in Ahlem, bestand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Und das innenstadtnahe Camp in Häusern der jüdischen Vorkriegsgemeinde in der Ohestraße 8/9 wurde im Juni 1949 von der Besatzungsmacht geräumt an die Stadt gegeben. Die Masse der ausländischen jüdischen DPs hatte Deutschland verlassen – einige entschieden sich zum Bleiben, und richteten sich nun in Privatwohnungen ein.
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