Israelitische Taubstummenanstalt

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90
Kategorie
Adresse

Parkstraße 22
13086 Berlin
Deutschland

Früherer Straßenname
Parkstraße 18
Koordinate
52.553093338287, 13.456946649118

Die "Israelitische Taubstummen-Anstalt" befand sich in Berlin-Weißensee in der Parkstraße 22 und wurde von Markus Reich, später von seinem Sohn Felix Reich, geführt.
Markus Reich hatte 1873 in Fürstenwalde mit vier Schüler*innen eine Einrichtung für taube und gehörlose Menschen gegründet. 1884 rief er, zusammen mit seinen Förderern, den "Verein Freunde der Taubstummen - Jedide Ilmin" ins Leben. 1889 erwarb und bebaute der Verein das Grundstück Parkstraße 22. Nach dem Tod Markus Reichs 1911 übernahm sein Sohn Felix die Leitung der sogenannten "Taubstummen-Anstalt".
1935 betreute die Schule, die neun Schuljahre umfaßte, 32 Jungen und 16 Mädchen. Seit 1933 nahm die Anstalt auch Wirtschaftsschülerinnen auf, deren Praktikum als Berufsvorbereitung für Palästina anerkannt war.
1939 wurde jedoch der "Verein Freunde der Taubstummen" zwangsaufgelöst. Felix Reich gelang es im Sommer desselben Jahres, zehn Kindergartenkinder der ITA nach London zu bringen, doch durch den Ausbruch des Krieges konnte Felix Reich nicht mehr nach Deutschland zurückkehren, um weitere Kinder zu retten. 1942 wurde der Unterricht in der ITA verboten und die Anstalt geschlossen.
Nur wenige der gehörlosen Schüler haben im Versteck oder durch Emigration überlebt.

 

Ereignisse
Medien
Sprechunterricht durch Abtasten des Kehlkopfes in der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee
Sprechunterricht durch Abtasten des Kehlkopfes in der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee
Aufnahmedatum
1934
Fotografiert von
Herbert Sonnenfeld
Lisa
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. FOT 88/500/1/001, Ankauf aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Breite
800
Höhe
579
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Die Fotografie bildet Taube Kinder beim Sprechunterricht ab und sind aus folgenden Gründen aus diskriminierungskritischer Sicht problematisch.

1. Taube Menschen werden in einer Situation dargestellt, die einzig auf ihr vermeintliches Defizit, die körperliche Einschränkung im Sprechen, verweist. Die Bilder wirken daher entwürdigend.

2. Bilder vom Sprechunterricht rufen bei vielen Tauben Menschen traumatische Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit wach. Sie können Angstzustände und Depressionen auslösen.

3. Der Sprechunterricht in Gehörlosenschulen steht für die Methode des Oralismus. Diese Methode stellt auf eine rein lautsprachliche Erziehung Tauber Kinder ab, bei der der Fokus auf der Bildung von Sprechlauten und dem Lippenlesen steht. Die Kinder werden somit möglichst passend für die hörende Mehrheitsgesellschaft erzogen. Das Erlernen weiterer Fähigkeiten rückt in den Hintergrund. Die Verwendung der Gebärdensprachen wird im Oralismus abgelehnt.

Heute gilt diese Methode nicht nur als veraltet, sondern als schädlich für die freie Entwicklung der Kinder und als demütigend für die Gehörlosenkultur.

Vgl. https://yomma.de/enzyklopaedie/oralismus/
Mimetype
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Sprechunterricht an der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee mit Hilfe eines Spiegels
Sprechunterricht an der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee mit Hilfe eines Spiegels
Aufnahmedatum
1934
Fotografiert von
Herbert Sonnenfeld
Lisa
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. FOT 88/500/1/003, Ankauf aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Breite
800
Höhe
589
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Die Fotografie bildet Taube Kinder beim Sprechunterricht ab und sind aus folgenden Gründen aus diskriminierungskritischer Sicht problematisch.

1. Taube Menschen werden in einer Situation dargestellt, die einzig auf ihr vermeintliches Defizit, die körperliche Einschränkung im Sprechen, verweist. Die Bilder wirken daher entwürdigend.

2. Bilder vom Sprechunterricht rufen bei vielen Tauben Menschen traumatische Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit wach. Sie können Angstzustände und Depressionen auslösen.

3. Der Sprechunterricht in Gehörlosenschulen steht für die Methode des Oralismus. Diese Methode stellt auf eine rein lautsprachliche Erziehung Tauber Kinder ab, bei der der Fokus auf der Bildung von Sprechlauten und dem Lippenlesen steht. Die Kinder werden somit möglichst passend für die hörende Mehrheitsgesellschaft erzogen. Das Erlernen weiterer Fähigkeiten rückt in den Hintergrund. Die Verwendung der Gebärdensprachen wird im Oralismus abgelehnt.

Heute gilt diese Methode nicht nur als veraltet, sondern als schädlich für die freie Entwicklung der Kinder und als demütigend für die Gehörlosenkultur.

Vgl. https://yomma.de/enzyklopaedie/oralismus/
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Literatur
"Öffne deine Hand für die Stummen" : die Geschichte der israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee 1873 - 1942 ; [Ausstellung 25. November 1993 bis 16. Januar 1994] / hrsg. von Vera Bendt und Nicola Galliner. Mit Beitr. von Horst Biesold ... / Berlin : Transit-Buchverl., 1993
Redaktionell überprüft
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