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Kategorie
Adresse

Judenstraße
38820 Halberstadt
Deutschland

Koordinate
51.89691716931, 11.043096307434

Anfang des 18. Jahrhunderts ließ sich der Bankier und "Hoffaktor" Issachar Berend Lehmann (1661 in Essen geboren) ein barockes Stadtpalais in der Halberstädter Judenstraße erbauen. Durch sein diplomatisches Geschick war er an den absolutistischen deutschen Fürstenhöfen zu einigem Einfluss gelangt. Unter anderem verhalf er dem sächsischen Kurfürsten, August dem Starken, zum Erwerb der polnischen Königskrone.

Lehmanns Engagement für die jüdische Gemeinde Halberstadts machten diese um 1700 zur größten und bedeutendsten Gemeinde in Mitteldeutschland. Auf seine Stiftung geht die Halberstädter Klaussynagoge mit Rabbinerseminar und die barocke Gemeindesynagoge (1712) zurück. Die von Lehmann finanzierte Talmud-Ausgabe war im gesamten deutschsprachigen Raum verbreitet. Auch für die christliche Stadtgemeinde sprang Berend Lehmann ein und finanzierte nach einem Großbrand den Wiederaufbau des zerstörten Straßenzuges.

Lehmann starb 1730 in Halberstadt. Sein Palais überlebte sowohl das Novemberpogrom 1938 als auch die Bombardierung Halberstadts im April 1944. Erst 1986 wurde das Palais im Zuge der Flächensanierung der Unterstadt - als eines der ersten Gebäude - abgerissen.

Literatur
Auf den Spuren jüdischen Lebens durch Halberstadt [Faltplan], hrsg, Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes in Halberstadt und Umgebung e.V., Texte: Günter Maeß / Martin Gabriel / Jutta Dick, 1. korrigierte Nachauflage, Halberstadt 2004.
Schmidt, Michael, Hofjude ohne Hof. Issachar Baermann-ben-Jehuda ha-Levi, sonst Berend Lehmann genannt, Hoffaktor in Halberstadt (1661-1730), in: Wegweiser durch das jüdische Sachsen-Anhalt, hrsg. Jutta Dick / Marina Sassenberg, Potsdam 1998, S. 198-211.
Lüdemann, Monika, Quartiere und Profanbauten der Juden in Halberstadt [Dissertation, Fachbereich Architektur, TU Braunschweig], Braunschweig 2004, S. 82-84 (Kap. 2.6.4).
Redaktionell überprüft
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