Philipp de Haas war ein deutscher Rabbiner, der unter anderem von 1929 bis 1935 das Amt des Oldenburgischen Landesrabbiners bekleidete. De Haas setzte sich stark für seine Gemeinde ein, indem er beispielsweise aufgrund der finanziellen Notlage durch die nationalsozialistische Regierung sein eigenes Gehalt heruntersetzte. Er heiratete die aus Dortmund stammende Anny, geb. Markhof, mit welcher er eine Familie mit drei Kindern gründete. Seine Tochter Miriam de Haas heiratete später Leo Trepp, den Nachfolger des Amtes ihres Vaters.

Beruf
Rabbiner
Geburtsdatum
6. März 1884
Geburtsort
Pyrmont
Gender
Mann
Literatur
Brann, Markus, Geschichte des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau. Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum der Anstalt, Breslau 1905.
Friedl, Hans et al. (Hg.), Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 263, S. 298-327.
Meyer, Enno, Die im Jahre 1933 in der Stadt Oldenburg i.O. ansässigen jüdischen Familien. Herkunft, berufliche Gliederung, späteres Schicksal, in: Oldenburger Jahrbuch 70 (1971), S. 73.
Meyer, Enno (Hg.), Die Synagogen des Oldenburger Landes, Oldenburg 1988, S. 30-40.
Meyer, Enno, Das Oldenburger Landesrabbinat, in: Stadt Oldenburg (Hrsg.), Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, Oldenburg 1988, S. 45-55.
o.A., Nachruf auf Landrabbiner Dr. de Haas, in: Der Israelit, 02.05.1935.
Trepp, Leo, Die Oldenburger Judenschaft. Bild und Vorbild jüdischen Seins und Werdens in Deutschland, Oldenburg 1973, S. 90-91.
Weczerka, Hugo, Die Herkunft der Studierenden des Jüdisch-Theologischen Seminars zu Breslau 1854-1938, in: Zeitschrift für Ostforschung. Länder und Völker im östlichen Mitteleuropa 35 (1986), S. 88-138.
http://erinnerungsbuch-oldenburg.de/jeo.php?AID=106 (letzter Zugriff am 14.04.2019)
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Stationen
Titel
Philipp de Haas erblickt die Welt – Geburt und Jugend
Geo Position
51.8948709, 11.0496159
Stationsbeschreibung

Philipp de Haas erblickte am 6. März 1884 in Pyrmont das Licht der Welt. Er wurde als Sohn des Lehrers Markus de Haas geboren. Während seiner Kindheit und Jugend besuchte de Haas das Gymnasium in Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Er schloss die Schule erfolgreich mit der damaligen Reifeprüfung ab und zog zum Studium anschließend nach Breslau (Polen).

Titel
Das Studium
Adresse

Pawła Włodkowica
50-043 Wrocław
Polen

Adressbeschreibung
Bibliothek d. jüd.-theol. Seminars Fraenckelsche Stiftung, Breslau 1, Wallstraße 14
Geo Position
51.109106, 17.023169
Stationsbeschreibung

Von 1902 bis 1905 besuchte de Haas die Universität in Breslau (heute: Wrocław, Polen). Im Jüdisch-Theologischen Seminar, das er von 1902 bis 1909 besuchte, legte de Haas später auch seine Rabbinerprüfung ab. Das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau (eigentlich: Jüdisch-Theologisches Seminar Fraenckel’sche Stiftung) wurde 1854 eröffnet und war eine zentrale Ausbildungsstätte für Rabbiner sowie Lehrkräfte, die bis zum Jahr 1938 bestand. Seine Bibliothek zählte über 30.000 Bände und war in der damaligen Wallstrasse 14 untergebracht. In Hinblick auf den Lehrinhalt lässt sich das Seminar in die Mitte der Interessen der Reformer und der traditionellen Orthodoxen einordnen. Von 1905 bis 1906 besuchte de Haas schließlich die Universität in Straßburg, in der er im Jahre 1906 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde.

Bevor de Haas seinen Weg nach Oldenburg antrat, sammelte er einige Erfahrung als zweiter Rabbiner in Posen und als Rabbiner in Kattowitz, bis er sich dazu entschloss, sich auf die vakante Stelle im Landesrabbinat Oldenburg zu bewerben.

Titel
Philipp de Haas’ Wirken als Landesrabbiner in Oldenburg
Adresse

Leo-Trepp-Straße 15-17
26121 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.14326, 8.206873
Stationsbeschreibung

De Haas bewarb sich im Jahr 1920 um das Amt des Landesrabbiners in Oldenburg und wurde noch im selben Jahr erfolgreich gewählt. Während seiner Zeit als Rabbiner in Oldenburg erfolgten mehrere Neuordnungen der Rechtsverhältnisse zum Staat und die Neugestaltung der Verfassung der Jüdischen Gemeinden durch das „Gesetz betr. die Berechtigung der jüdischen Religionsgesellschaft im Landesteil Oldenburg zur Erhebung von Steuern“ vom 28. März 1927 und durch die erneuerte „Gemeindeordnung für die Synagogengemeinden und Landesgemeinde“ vom 2. April 1924. Die Synagogengemeinderäte und der Landesgemeinderat wurden erweitert, während die Organisation unverändert blieb. Zudem wurden die Synagogengemeinden mit der Landesgemeinde zu Körperschaften des öffentlichen Rechts. Trotzdem gelang es de Haas nicht, vom Ministerium Hilfe für die finanziell bedrängte Lage der Gemeinde zu erlangen. Diese Situation verschlimmerte sich noch zusätzlich, nachdem die Zahlungen der seit 1876 gewährten Zuschüsse für die Kosten der Jüdischen Gemeinde von der nationalsozialistischen Regierung 1932 eingestellt wurden.

Als Reaktion setzte de Haas sein eigenes Gehalt herunter und verhandelte erfolgreich mit dem Preußischen Landesverband Jüdischer Gemeinden, sodass sich die Oldenburgische Landesgemeinde ihm anschließen konnte und nun fast völlig von dieser finanziell unterhalten wurde.

Titel
Reaktionen auf den Tod von Philipp de Haas
Adresse

Moltkestraße 6/6a
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.137481, 8.210326
Stationsbeschreibung

Zu seiner Amtszeit wohnte er in der Moltkestraße 6 (6a). Philipp de Haas starb im Jahre 1935 im Alter von 51 Jahren in Oldenburg. Seine Frau Anny konnte Deutschland noch im Jahr 1939 Deutschland verlassen. Auch zwei seiner Kinder, seinem Sohn und einer Tochter, gelang die Emigration nach Rhodesien im selben Jahr.

In der Zeitschrift Der Israelit vom 2. Mai 1935 erschien der Nachruf: „Landrabbiner Dr. de Haas - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Oldenburg, 21. April (1935).“ Dieser Artikel zeigt eindrucksvoll, wie viel die Menschen von Dr. phil. Philipp de Haas hielten, welch’ eine Betroffenheit sein Ableben auslöste und welche Leere er hinterließ. Besonders aussagekräftige Passagen waren beispielsweise: „Allen ist es unfassbar, dass uns der Führer durch Gottes unerforschlichen Ratschluss so schnell entrissen werden konnte. Waisen wurden wir und es gibt keinen Vater mehr. Es fehlt der Lehrer der Religion, der durch sein belehrendes Wort allsabbatlich und festtäglich die Herzen höherschlagen ließ; es fehlt der Freund und Berater, an den sich die Vielen, welche sich in Not und Bedrängnis befinden, wenden können“ (in: Der Israelit, 2. Mai 1935, S. 10).

Doch nicht nur die Stadt Oldenburg erlebte durch den Tod von de Haas einen großen Verlust: „Dr. de Haas vertrat seit Anbeginn seiner rabbinischen Wirksamkeit in Beuthen, wie später in Oldenburg, die Interessen der deutschen Orthodoxie, wie auch der Agudas-Jisroel-Weltorganisation mit einer Liebe und Überzeugungstreue, die ihresgleichen suchte. Auf den Rabbinerkonferenzen gehörte Rabbiner de Haas zu den interessantesten Erscheinungen. Seine Stimme erhob sich immer und glühte vor Wärme, wenn es um die vitalen Fragen des toratreuen Judentums ging“ (ebd.). „Für Landrabbiner Dr. de Haas gab es nur einen Maßstab für die Lösung der gesamtjüdischen Fragen: die Tora, und nur eine Aufgabe für den Rabbiner einer jüdischen Gemeinde: die Arbeit für die Tora, die Sicherung der Zukunft der Gemeinde durch ihre Verankerung in der Tora“ (ebd.).

Sterbedatum
16. April 1935
Sterbeort
Oldenburg

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Autor
Marvin Meyer und Michael Schilling
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