Rund ums Scheunenviertel – Eine osteuropäisch-jüdische Arbeiter*innengeschichte
Der Stadtspaziergang durch das Scheunenviertel in Berlin-Mitte begibt sich auf eine Spurensuche nach sogenannten Ostjüdinnen*Ostjuden die ab dem Ende des 19. Jahrhunderts aus Mittel- und Osteuropa nach Deutschland flohen und emigrierten, und zeigt Orte ihres politischen und kulturellen Austausches im Kontext der Arbeiter*innenbewegung auf. Zwischen Zionismus und Anti-Zionismus, Organisationen und Aktivitäten von polnischen wie russischen Jüdinnen*Juden sowie deutsch-jüdischen Organisationen, die sich Migrant*innen aus Osteuropa zuwandten und zwischen Wohnheimen, Vereinen und Biografien: Der Spaziergang zeichnet osteuropäisch-jüdisches Leben in der sogenannten „Stadt in der Stadt“ nach. Das Scheunenviertel der Weimarer Republik war nicht nur durch eine hohe Einwohner*innenzahl osteuropäischer Jüdinnen*Juden bekannt, sondern auch für seine Armut. So erfolgte die Wahl des Wohnbezirks bei der jüdischen Bevölkerung vor allem anhand sozialer Kriterien. Neben der abwertenden Bezeichnung des Scheunenviertels als „ostjüdisches Ghetto“ tritt heute oft die Vorstellung eines harmonischen und von Solidarität geprägten Schtetls inmitten der pulsierenden Metropole Berlins. Inwiefern diese Vorstellungen von der Lebensrealität der osteuropäisch-jüdischen Migrant*innen abwichen, können Sie auf dem Stadtspaziergang rund um das Scheunenviertel erfahren.
Auguststraße 17
10119 Berlin
Deutschland
Auguststraße 17
10119 Berlin
Deutschland
In der Auguststraße 17 befand sich das Arbeiterfürsorgeamt der Jüdischen Organisationen Deutschlands (Arbeiterfürsorgeamt). Es war 1918 als eine Hilfsorganisation für jüdische Arbeiter*innen gegründet worden, von denen ein Großteil im Zuge des Ersten Weltkriegs aus Osteuropa nach Deutschland gekommen war. Viele von ihnen hatten sich im Scheunenviertel niedergelassen, waren nach Ende des Krieges aber von Ausweisungen bedroht. Ein Erlass des preußischen Innenministers Wolfgang Heine vom 01. November 1919 bestimmte, dass „Ostjüdinnen*Ostjuden“ nur zu dulden seien, wenn sie nicht straffällig geworden waren und Arbeit und Unterkunft hätten. Für ihre Vermittlung sollte in Berlin aber keine staatliche Einrichtung, sondern das Arbeiterfürsorgeamt zuständig sein.
Finanziell wurde das Arbeiterfürsorgeamt von verschiedenen jüdischen Organisationen getragen. Die „ostjüdische“ Arbeiter*innenschaft wurde dabei vom Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund (auch Bund genannt), der sozialistisch-zionistischen Arbeiter*innenorganisation Poale Zion und dem Verband der Ostjuden vertreten. Laut Salomon Adler-Rudel, der 1919 Geschäftsführer wurde und Mitglied von Poale Zion war, übernahm das Arbeiterfürsorgeamt häufig Verhandlungen mit staatlichen Behörden; besonders wenn es um Verhaftungen oder drohende Ausweisungen ging. Oft mussten auch Passangelegenheiten geklärt werden und zum Beispiel Papiere der zahlreichen staatenlos Gewordenen bei Konsulaten beantragt werden. Der drohenden Ausweisung bei fehlender Wohnung kam man durch die Schaffung eines Flüchtlingsheims in der Wiesenstraße 55, in Berlin-Gesundbrunnen nach, welches eintausend Personen beherbergen konnte. Der Forderung „Melocho welo Zedokoh“ („Arbeit und nicht Almosen“) der proletarischen Ostjüdinnen*Ostjuden folgend, wurde sich aber auch für die Vermittlung von Arbeitsplätzen eingesetzt, wie Ludger Heid feststellt. Dazu wurden ungefähr zwanzig Außenstellen in ganz Deutschland eröffnet. Nach einer Zusammenlegung mit der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden wurde 1930 die Auguststraße verlassen, so Adler-Rudel.
Auguststraße 17
10119 Berlin
Deutschland
In der Auguststraße 17 befand sich die deutsche Vertretung der sozialistisch-zionistischen Arbeiter*innenorganisation Poale Zion. Wie Momme Schwarz zeigt, waren Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Gruppen der Organisation in Russland entstanden. Mit ihrer zionistischen Ausrichtung grenzte sich die Poale Zion von anderen sozialistischen Organisationen wie dem Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund (auch Bund genannt) ab. Mit der Zuwanderung jüdischer Arbeiter*innen aus Osteuropa nach Deutschland etablierten sich beide Organisationen auch in Berlin. Gegründet wurde die Poale Zion in Deutschland schließlich am 12. November 1918. Ihre Mitglieder wurden im Sinne des Klassenkampfes dazu ermutigt, auch deutschen sozialistischen Parteien beizutreten. Mit den bürgerlichen Zionist*innen wollte man hingegen nicht zusammenarbeiten, wie Anne-Christin Saß deutlich macht. Die Anhänger*innenschaft der Poale Zion rekrutierte sich daher hauptsächlich aus dem „ostjüdischen“ Proletariat, wie Ludger Heid feststellt. Diese häufig schon in Osteuropa in der Arbeiter*innenbewegung sozialisierten Jüdinnen*Juden schufen im Scheunenviertel Orte kulturellen Ausdrucks, die von Laientheater bis hin zu Fortbildungs- und politischen Diskussionsabenden reichten. Die Poale Zion publizierte darüber hinaus eine deutsch-sprachige und eine jiddische Zeitung: Die Jüdische Arbeiterstimme und Unzer Bavegung, wie Gerben Zaagsma herausstellt. Saß verweist auf die dem Farlag Poalei Tsion zugehörige Jüdische Arbeiterbuchhandlung in der Artilleriestraße 8 (heute Tucholskystraße). Neben sozialistischer Literatur und Parteischriften wurden dort auch Kinderbücher sowie jiddische, hebräische, deutsche und osteuropäische Bücher verkauft. Als Versammlungsort wurde ein eigenes Arbeiter*innenheim mit dem Namen Ber Borochow in der Linienstraße 159 unterhalten. Anne-Christin Saß stellt fest, dass die Poale Zion im Zuge der Abwanderung jüdischer Arbeiter*innen gen Westen viele Mitglieder verlor. So musste die Zeitung Unzer Bavegung aufgrund der fehlenden jiddisch-sprachigen Leser*innenschaft 1924 eingestellt werden.
Linienstraße 159
10115 Berlin
Deutschland
In der Linienstraße 159 befand sich ab 1919 das Arbeiterheim Ber Borochow. Es gehörte zur sozialistisch-zionistischen Arbeiter*innenorganisation Poale Zion, die ihren Sitz in der Auguststraße 17 hatte. Der kulturelle Treffpunkt der „ostjüdischen“ Arbeiter*innenbewegung wurde im August 1919 von Salomon Adler-Rudel, der selbst Mitglied der Poale Zion war, wie folgt beschrieben:
„Man steigt vier Treppen hoch und vergisst nach wenigen Minuten, daß man mitten in Berlin ist, Erinnerung an die Heimat lebt wieder auf. Bekannte Gesichter, Freunde, die man vor Jahren in Krakau, Warschau oder Wien gesehen hat, machen die Erinnerung noch stärker, jüdische Arbeiter, aus den verschiedenen Städten des Ostens haben sich hier zusammengefunden und sich ihr eigenes Heim geschaffen. […] Kaum tritt man ein, ist man mitten unter ihnen, nimmt teil an den Diskussionen, die sie führen, heiß, leidenschaftlich wie überall: Diktatur oder Demokratie, Unabhängige oder Mehrheit. Mit starkem innerlichen Pathos vertritt jeder seinen Standpunkt. Außerhalb des Raumes nehmen sie aktiven Anteil an der sozialistischen Bewegung, jeder seiner Anschauung gemäß. Hier führt sie das gemeinsame Ziel, die selbständige jüdische Arbeiterbewegung zusammen. Für alle Richtungen der proletarischen Bewegung in Deutschland wird hier gekämpft. […] Der offizielle Teil der Diskussion ist beendet. Die Gegner von früher sind traulich beisammen. Unwillkürlich und impulsiv fängt man zu singen an. Die Lieder von Not, Kampf und Freiheit, aus dem Osten hierher, gleich den Sängern verweht, haben ihre alte Stärke bewahrt und vereinen wieder die streitenden Brüder.“ (Adler-Rudel, 1919: 2).
Ludger Heid zeigt anhand von Veranstaltungshinweisen aus der Jüdischen Arbeiterstimme, der Zeitung von Poale Zion, wie vielfältig die von Adler-Rudel beschriebenen Angebote des Arbeiterheims waren. So existieren dort im April 1921 eine Teehalle und ein Lesesaal es wurden abendliche Vorträge über die Relativitätstheorie, aber auch über die politische Situation in Deutschland oder Arbeitsbeschaffung angeboten.
Linienstraße
10115 Berlin
Deutschland
Im Kaiserreich war Ausländer*innen die Mitgliedschaft in politischen Vereinen verboten. Dennoch gab es in informelle politische Zusammenschlüsse, etwa eine Gruppe des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbunds (Bund), der sich 1898 u.a. in der Russischen Lesehalle in der Linienstraße traf. Eine genaue Adresse ist uns leider nicht bekannt. Später und bis zu den Anfängen der Weimarer Republik war es jedoch für jüdische Arbeiter*innen üblich, sich in überparteilichen Vereinen zu treffen, die sich für die Verbreitung sozialistisch-jüdischer Schriften sowie die Organisation der Arbeiter*innen in den freien Gewerkschaften einsetzen. Der Großteil der organisierten Arbeiter*innen war als Kontraktarbeiter*innen aus Russland, dem Gründungsort und der Hochburg des Bunds, gekommen. Dies führte nach Anne-Christin Saß dazu, dass die jüdischen Arbeiter*innenvereine von Anhänger*innen des Bunds dominiert wurden. Wie auch Poale Zion gründeten russländische und galizische Sozialdemokrat*innen/Bundist*innen im Juni 1919 einen offiziellen Bund-Ableger in Berlin. Plan war, so Saß, die Organisation von Referaten zu allgemeinen und jüdischen Fragen, die Bildung von Kursen (Jiddisch, Deutsch, Arithmetik, politische Ökonomie) und einer Bibliothek. Anne-Christin Saß führt aus, dass das Zentralkomitee des Bunds beschloss, nicht Teil des Wiederaufbaus der Zweiten Internationalen zu sein. Stattdessen wurde – wie auch von Poale Zion – geplant, der neu gegründeten Kommunistischen Internationalen beizutreten, wozu es jedoch nicht kam. Ab Dezember 1919 gaben linke Mitglieder des Bunds die jiddisch-sprachige Zeitschrift Der Morgnshtern, Zeitschrift für Politik und soziale Fragen, heraus. Neben der Arbeit beim Bund wurden mehrere Anhänger*innen auch Mitglied in USPD und SPD und der Bund nutze Räumlichkeiten und die Druckerei der SPD, etwa im Vorwärts-Haus in der Lindenstraße. Die Mitgliederzahlen des Bunds sanken durch die Abwanderung der jüdischen Arbeiter*innen, sodass sie 1923/1924 ihre Arbeit einstellten. Dennoch, so schreibt Jakob Stürmann, lebten bekannte Bundist*innen weiterhin im politischen Exil in Berlin und die Stadt erlangte auch durch die Überführung des Auslandsarchiv des Bunds 1925 eine große Bedeutung für den Arbeiterbund. Saß beschreibt, wie sich die Aktiven des Bunds von Arbeiter*innen zu führenden Parteimitgliedern wandelten, die sich im Berliner Komitee des Bunds zusammenfanden.
Rosenthaler Straße 31
10178 Berlin
Deutschland
Mischket Liebermann wurde am 18. November 1905 in Tyczyn, einem galizischen Dorf, als fünftes von acht Kindern des Rabbiners Pinchus Elieeser geboren. 1914 floh die Familie nach Berlin und zog in die Grenadierstraße. Mischkets Vater etablierte dort eine Synagoge und war als orthodoxer Rabbiner ein engagiertes Mitglied im, nach Mischkets Worten, „freiwilligen Ghetto“. Die Assimilation seiner Kinder war die größte Sorge des Rabbiners: Er verbot das Sprechen der deutschen Sprache und forderte stattdessen das Praktizieren des jüdischen Glaubens. Mischket galt als ein unangepasstes und nach Freiheit strebendes Mädchen. Mit sechzehn riss sie von Zuhause aus, als eine Zwangsheirat in Aussicht stand. Durch einfache Lohnarbeit in einer Zigarettenfabrik und einem Büro hielt sie sich über Wasser, und erlebte den alltäglichen Kampf als Arbeiterin zu Zeiten der Inflation. Sie näherte sich der Arbeiter*innen-Bewegung und der leidenschaftlichen Hingabe der Kommunist*innen an, die für die Interessen der einfachen Menschen kämpften. Die Ermordung Luxemburgs und Liebknechts beschreibt sie in ihrer Autobiografie als ein einschneidendes Erlebnis. Genauso prägend für sie war die Begegnung mit dem Schauspieler Alexander Granach, der sich im Kreis kommunistischer Intellektueller bewegte, und dessen erstes Zusammentreffen vor der Volksbühne für Mischket das Eintrittsticket in die Welt des Theaters bedeutete. Sie folgte ihrer neu entdeckten Passion als Theaterschauspielerin, obwohl dies für ihre Familie der Prostitution gleichkam. Sie lernte die Kommunist*innen des Scheunenviertels kennen, die an einer Revolution wie der des Spartakusbundes festhielten. Nachdem Mischket auf der Anti-Kriegs-Demonstration am Lustgarten den hohen Anteil kämpferischer Frauen bemerkte, und an der Verteilung von Flugblättern vor dem Warenhaus Wertheim in der Rosenthaler Straße mitgewirkt hatte, schloss sie sich 1925 der Kommunistischen Partei Deutschlands an: „O ja, ich war »berühmt« im Ghetto: Kommunistin. Schauspielerin.“ (Liebermann 1977: S. 70)
Max-Beer-Straße 5
10119 Berlin
Deutschland
In der Dragonerstraße 22 (heute Max-Beer-Straße 5) öffnete am 18. Mai 1916 das Jüdische Volksheim seine Pforten. In der Debatte über das Verhältnis deutscher und osteuropäischer Jüdinnen*Juden in Berlin vertrat der Pädagoge Siegfried Lehmann die Ansicht, dass diese an Orten wie dem Volksheim voneinander lernen könnten. Die osteuropäischen Jüdinnen*Juden denen weitläufig ein höheres Maß an religiösem Wissen zugeschrieben wurde, könnten in die deutsche Gesellschaft integriert werden. Auf diese Weise würden die deutschen Jüdinnen*Juden „Reste religiöser Innerlichkeit und die in der jüdischen Vergangenheit entstandenen Werte“ lernen, so Lehmann. Das Volksheim sollte in der Armut des Scheunenviertels nicht nur wohltätig sein, sondern ein jüdisches Gemeinschaftsgefühl über Herkunfts- und Standesgrenzen hinweg ansprechen. Neben offenen Veranstaltungen und Kursen beherbergte das Volksheim auch Jugendliche, die zusammen mit den Mitarbeiter*innen wohnten. Dieser Ansatz wurde auch kritisch gesehen. So attestierte der Religionsphilosoph Gershom Scholem den Aktivist*innen des Volksheims „embryonale Kenntnisse“ über das Judentum und empfahl ihnen, selbst die Quellen des Judentums zu studieren, anstatt die vermeintlich jüdischen Werte der „Ostjüdinnen*Ostjuden“ unkritisch zu kultivieren. Auch wenn die Nutzung des Gebäudes vor allem wohltätigen Zwecken diente, bot er auch Arbeiter*innen-Selbstorganisationen Räume für Treffpunkte. So berichtet Anne-Christin Saß, dass der Perez-Verein am 09. November 1918 in revolutionärer Solidarität mit den nichtjüdischen Arbeiter*innen eine bundistische Fahne aus seinem Versammlungsraum hängte.
Kleine Alexanderstraße 9-11
10178 Berlin
Deutschland
In der Kleinen Alexanderstraße 9/11 befanden sich von etwa 1920 bis 1922 Räumlichkeiten des Jüdischen Arbeiter-Emigranten-Komitees. Von ehemaligen jüdischen Kontraktarbeiter*innen aus Osteuropa ins Leben gerufen, war das Komitee eine Selbsthilfeorganisation aller Arbeiter*innen-Fürsorgeorganisationen für die nach Deutschland geflüchteten jüdischen Arbeiter*innen, wie Trude Maurer schreibt. Gemeint sind damit vermutlich vor allem der Bund, Poale Zion und die zionistisch-sozialistisch eingestellten Hapoel Hazair. Ein genaues Gründungsdatum und Näheres über Akteur*innen ist uns leider nicht bekannt. In der Jüdischen Rundschau erschien eine Ankündigung zu einem „jüdischen Musikabend“ am 28. September 1921 im Blüthnersaal in Berlin-Tiergarten, bei dem der gemischte Chor des Jüdischen Arbeiter-Klubs seinen allerersten Auftritt haben sollte. Der Erlös der Veranstaltung war für die ansonsten von den Arbeiter*innen finanzierte Lesestube sowie Tee- und Arbeiterküchen bestimmt.
Große Präsidentenstraße 2
10178 Berlin
Deutschland
Arbeiter*innenkulturvereine dienten bereits vor der Weimarer Republik als Zentren der Bildung und Geselligkeit sowie als Orte politischer Diskussionen. Nach dem ostjüdischen Dichter Jizchak Lejb Perez benannt, bestand in mehreren deutschen Städten der Arbeiterkulturverein Perez. Dieser widmete sich der Arbeiter*innenbildung und nicht der politischen Meinungsbildung, wodurch Anhänger*innen verschiedener Richtungen zusammengebracht werden sollten. Anne-Christin Saß hat zusammengetragen, das für die Jahre 1917/1918 in Berlin zwischen 700 und 1800 Mitglieder vermutet werden, einer der Treffpunkte war in der Dragonerstr. 22 (s. Station 6, Jüdisches Volksheim). Die politischen Fronten waren jedoch so verhärtet, dass Perez-Mitglieder des Bunds bzw. von Poale Zion oft getrennte Veranstaltungen abhielten. Angesichts von Veranstaltungen wie „Die nationalen Forderungen der jüdischen Parteien in Rußland“ mit dem in Russland aufgewachsenen Poale Zion-Anhänger Salman Rubaschow (später Salman Schasar) lässt sich jedoch annehmen, dass politische Debatten durchaus stattfanden. Perez verfügte über ein Vereinslokal, das neben der Versammlungsmöglichkeit auch eine Bibliothek mit revolutionären und jiddisch-sprachigen Büchern und Zeitschriften bot. Durch die Gründung von eigenen Poale Zion und Bund-Gruppen um 1919 verlor Perez an Zulauf und Bedeutung. Mitte 1920 wurde der Berliner Perez-Verein aufgelöst, unter anderem wegen der angenommenen USPD-Mitgliedschaft eines Vorstandsmitgliedes und weil die Polizei die Zusammenkünfte ausländischer Arbeiter*innen misstrauisch beäugte, wie Trude Maurer berichtet. Die Weiter- und Rückwanderung osteuropäischer Arbeiter*innen schwächte ab 1923/1924 die parteiähnlichen Organisationen. So formierte sich – je nach Angabe – 1924 oder 1925 erneut ein überparteilicher Perez-Verein, zu Beginn jedoch vor allem mit Geldakquise beschäftigt. Im September 1927 wurde ein eigenes Vereinslokal in der Großen Präsidentenstraße 2 eröffnet. Um einer, so Saß, „vermeintlichen ‚Assimilationsgefahr’“ entgegenzuwirken, sollten die sozialistischen jüdischen Arbeiter*innen durch Vortragsangebote und einer Bibliothek mit jiddisch- und russischsprachigen Tageszeitungen der jüdischen bzw. jiddischen Kultur verbunden bleiben.
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