ul. Wiktora Tschmilenko 88
Kropywnyzkyj
Kirovohrads'ka oblast
25000
Ukraine
Die große Choral-Synagoge wurde im damaligen Jelisawetgrad im Jahre 1853 errichtet. Während des Pogroms im April 1881 wurde sie zu einem der Schauplätze der antijüdischen Ausschreitungen. Kurz nach dem Ausbruch der Gewalt sammelte sich eine Menschenmenge vor der Synagoge. Laut Gerüchten, die sich durch die Stadt schnell verbreiteten, soll von dort geschossen worden sein. So schilderte der Korrespondent der Zeitung Rassvet die Geschehnisse bei der Synagoge.
„Aus der Synagoge, so heißt es, wurden einige Schüsse abgefeuert, und dies brachte das Fass zum Überlaufen. Die Menge stürzte sich mit aller Kraft auf die Synagoge und nahm sie im Sturm.“
Der Autor schien allerdings schlecht informiert zu sein. Tatsächlich ist es dem einberufenen Militär gelungen, die Situation bei der Synagoge zu entschärfen. Das Gebäude wurde zuerst umstellt und dann durchsucht. Im Gebäude wurden zwar Jüdinnen*Juden gefunden, die Gerüchte über das Schießen erwiesen sich aber als falsch. Die Fenster befanden sich zu weit oben, so dass aus ihnen niemand hätte schießen können. Die Menschenmenge löste sich auf und setzte das Pogrom andernorts fort.
Das Gebäude der Synagoge, das heutzutage im Zentrum von Kropywnyzkyj steht, wurde zwischen 1895-1897 errichtet. Die alte Synagoge aus den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts war baufällig und musste ersetzt werden. Gebaut wurde nach dem Entwurf des Stadtarchitekten Aleksander Lischnewskij. Der aus einer jüdischen Familie stammende Architekt, der später an zahlreichen Projekten in Sankt-Petersburg arbeitete, baute die neue Synagoge im für das späte 19. Jahrhundert typischen Stil. Das zweistöckige Gebäude mit zwei Kuppeln weist Merkmale des Historismus sowie des Neomaurischen Stils auf. Der Bau der Synagoge wurde von der Jüdischen Gemeinde Jelisawetgrads finanziert.
Während der Sowjetzeit wurde das Gebäude beschlagnahmt und unter anderem als Kinosaal für Filmvorführungen genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die stark beschädigte Synagoge geschlossen. Erst mit der ukrainischen Unabhängigkeit im Jahr 1991 kam die Synagoge zurück in die Verwaltung der jüdischen Gemeinde. Nach der nötigen Rekonstruktion wurde sie zum Mittelpunkt des religiösen und kulturellen Lebens der örtlichen jüdischen Bevölkerung. 1998 wurde in einem Teil der Synagoge das Museum Elisavetgrader Juden eröffnet. Die Dauerausstellung beleuchtet die Geschichte und das Leben der Jelisawetgrader Jüdinnen*Juden. Seit 2002 wirkt in der Synagoge der gemeinnützige Verein Hesed Shlomo. Die wohltätige Organisation richtet sich an alle bedürftigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde, bietet Freizeitprogramme für Jugendliche und veranstaltet vielfältige kulturelle Veranstaltungen. Laut eigenen Angaben zählt die heutige jüdische Gemeinde Kropywnytzkyjs mehr als 1.000 Mitglieder.
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