Rathausstraße
97753 Laudenbach-Karlstadt
Deutschland
Vor der Renovierung des großen gelben Hauses in der Rathausstraße konnte man an der Fassade noch die verblichene Aufschrift „J. Hirschenberger Landesprodukte“ entziffern. Jakob Hirschenberger war der letzte Mazzenbäcker hier am Ort, er betrieb in seinem Haus auch einen Handel mit Getreide und Landesprodukten. 14 Jahre lang war er ein angesehenes Mitglied im Laudenbacher Gemeinderat. Am 29. März 1933 musste er auf Druck der Nationalsozialisten von seinem Amt zurücktreten. Zusammen mit seiner zweiten Frau Lina hat er seinen vier Kindern rechtzeitig die Flucht aus Deutschland ermöglicht. Die Eltern Lina und Jakob Hirschenberger wurden am 25. April 1942 nach Izbica deportiert und wahrscheinlich im Konzentrationslager Belzec ermordet.
Zur Saisonzeit arbeiteten in der Mazzenbäckerei Hirschenberger zehn bis zwölf Menschen, darunter auch christliche Mitarbeiter. Um die strenge Reinheit der Brote zu gewährleisten, mussten sich alle Mitarbeiter den vorgeschriebenen jüdischen Reinheitsgeboten unterziehen. Die Mazzenbäckerei in Laudenbach war ein großer Betrieb. Die hergestellten Brote wurden nicht nur im Ort selbst verkauft, sondern mit Fuhrwerken und per Bahn in die ganze Region ausgeliefert.


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