Wolff, Fritz Heinrich

Complete profile
90
Kategorie
Adresse

Dresdener Straße 95
10179 Berlin
Deutschland

Koordinate
52.5071261, 13.4122902

„Wenn immer mir die Frage nach meiner Volkszugehörigkeit vorgelegt wird, kann ich mich nach wie vor nur (als) zu dem deutschen Volke zugehörig bezeichnen.”
31. Mai 1939 (Auszug aus einem Brief von Fritz Wolff an seinen Bruder Herbert in Palästina)

Fritz Wolff wurde am 4. Oktober 1891 als zweiter Sohn des Kommerzienrats Victor Wolff geboren. Victor Wolff besaß eins der größten und erfolgreichsten Pelz-Handelshäuser in Deutschland, die H. Wolff AG, mit Hauptsitz in der Krausenstraße 17/18 in Berlin-Mitte.

Fritz Wolff ergriff ein Ingenieursstudium. Er verabscheute den luxuriöse Lebensstil seiner Eltern und seines Bruders und schloss sich der Kommunistischen Partei an. Nach dem Reichstagsbrand 1933 gehörte er zur Gruppe der willkürlich Verhafteten und wurde drei Monate in „Schutzhaft“ im Strafgefängnis Spandau zusammen mit KPD- und SPD-Mitgliedern und Abgeordneten sowie prominenten Schriftstellern und Intellektuellen festgehalten. Während seiner Haft verließ sein Bruder Herbert Berlin und flüchtete in das sichere Land Palästina, wohin seine Frau und die drei Kinder ihm wenige Monate später folgten.

Nach der Entlassung aus der Haft im Mai 1933 zogen Fritz und seine nichtjüdische Frau Charlotte Schwarz nach Hermsdorf, wo Charlotte in der Wohnung am Stolper Weg im Dezember 1933 an Krebs starb. Anfang 1934 zog Fritz nach Bernau-Eichwerder in die Scheffelstraße (Parzelle 450) und 1938 nach Zepernick in die Bachstraße 8. Fritz blieb in Berlin um die Hauptstelle des Familienbetriebs in der Krausenstraße 17/18 zu überwachen. Inzwischen war das Gebäude an bekannte jüdische Textilhändler vermietet worden. Als die Victoria-Versicherung (1853 als Allgemeine Eisenbahn-Versicherungs-Gesellschaft gegründet) 1937 die Hypothek vorzeitig kündigte, wurde Fritz Wolff gezwungen, das Gebäude der Reichsbahn zu überlassen.

In Folge der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 (auch als „Kristallnacht“ bekannt) wurde Fritz erneut verhaftet und am 22. November in Sachsenhausen als Gefangener Nr. 13677, Kategorie: Jude, in „Schutzhaft“ genommen. Er wurde am 6. Dezember 1938 frei gelassen, unter der Bedingung, dass er Deutschland verlässt. Sein Bruder verbürgte sich, dass er für Fritz ein Visum für das französische Protektorat Syrien beschaffen könne. Statt auszuwandern, zog Fritz Anfang 1939 in die Dresdener Straße 97. Ein Foto aus den frühen 20er Jahren zeigt das Haus so, wie Fritz es auch kannte, bevor es gegen Kriegsende zerstört wurde. Hier lebte Fritz in einer Wohngemeinschaft, als die Volkszählung im Mai 1939 durchgeführt wurde. Zu den Unterlagen gehörte eine „Ergänzungskarte für Angaben über Abstammung und Vorbildung“, die für alle zum Haushalt gehörenden Personen ausgefüllt werden musste. Alle Bewohner der Wohnung in der Dresdener Straße - auch Fritz Wolff - gaben an, vier jüdische Großeltern zu haben.

Bis heute wurde kein Hinweis gefunden, wo Fritz Wolff als Zwangsarbeiter beschäftigt war. Er lebte in der Dresdener Straße 97 bis er im Rahmen der „Fabrikaktion“ am 27. Februar 1943 abgeholt, am 1. März nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde.
Fritz Wolff war stolz, ein Deutscher zu sein. Seine unbeirrbare Loyalität wurde mit Verfolgung und Mord vergolten.

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Dieser Text wurde verfasst von:
Dina Gold (Großnichte von Fritz Wolff) 
Übersetzung: Mary Bianchi

Medien
Stolperstein.Mitte.Dresdener Straße 95.Fritz Heinrich Wolff.4707
Stolperstein.Mitte.Dresdener Straße 95.Fritz Heinrich Wolff.4707
Aufnahmedatum
2015-06-26
Fotografiert von
Paul David Doherty (User:PDD)
Import
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
own work (taken with Canon PowerShot SX150 IS)
Breite
1800
Höhe
1800
Lizenzhinweise
Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0
Lizenz
CC BY-SA 3.0
Beschreibung
Stolperstein für Fritz Heinrich Wolff, Dresdener Straße 95, Berlin-Mitte
Die Geschichte von Fritz Wolff und seiner Vorfahren wird berichtet in: Dina Gold: Stolen Legacy - Nazi Theft and the Quest for Justice at Krausenstrasse 17/18, Berlin. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Ankerwycke Books, USA 2016, ISBN 978-1-63425-427-4 (englisch). Die Verlegung des Stolpersteins wird geschildert auf den Seiten 253-255.
Verwendungshinweise
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Redaktionell überprüft
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