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90
Kategorie
Adresse

Wielandstraße 22
12159 Berlin
Deutschland

Koordinate
52.4698914, 13.3387987

Siegfried Priester wurde am 28. Dezember 1904 in Berlin als Sohn von Hugo Priester und seiner Frau Rosalie, geborene Schkud, geboren. Er wurde Textilkaufmann. Sein Vater starb 1922, seine Mutter zog mit ihm und seiner Schwester Margarethe in die Wielandstraße 22. Seine Schwester Margarethe konnte noch nach England emigrieren, seine Mutter wurde am 5. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Nach der Deportation seiner Mutter wohnte Siegfried Priester weiterhin in der Wohnung Wielandstraße 22, bis ihn der Bäcker aus dem Haus schräg gegenüber bei der Gestapo verpfiff. Sein Name stand auf der Deportationsliste vom 28. September 1943 (dem 43. Osttransport) von Berlin nach Auschwitz. Wie und wann er fliehen konnte, ist unklar: Entweder floh er bei einem Zwischenhalt über ein freies Feld oder bei der Ankunft in Auschwitz oder, was wahrscheinlicher ist, er floh, als die zur Deportation bestimmten Personen die Eisenbahnwaggons im Bahnhof Grunewald besteigen mussten. Er soll sich in der dortigen Laubenkolonie versteckt haben. Er überlebte im Untergrund. Tagsüber hielt er sich bei einer Familie Schleiermacher auf, die im Großhandel tätig war. Herr Schleiermacher war nichtjüdisch, seine Frau jüdisch. Siegfried Priester musste sich nachts verstecken; er kannte sieben oder acht sichere Stellen zum Übernachten. Da er keine Lebensmittelkarten hatte, wurde er von der Familie Schleiermacher ernährt. Bei seinem Überleben waren ihm noch andere Personen behilflich, so konnte er sich ein Jahr lang tagsüber in einem Bettengeschäft einer Frau Elisabeth Sterzl in der Hildegardstraße in einem Verschlag verstecken. Anfang 1945 erhielt er von der Firma Ehlermann & Weckmann einen mit Lichtbild versehenen Ausweis, der ihn als Paul Andretzky auswies, der in dem Rüstungsbetrieb als Verkaufsleiter tätig sei. Er trug nie einen Judenstern, zumindest einmal geriet er ohne Papiere in eine Kontrolle, konnte sich jedoch mit Geschick aus der schwierigen Lage herausreden. Im Untergrund lernte Siegfried die nichtjüdische Marianne kennen, die er nach dem Krieg heiratete; mit ihr wohnte er am Rüdesheimer Platz, im August 1950 wurde ihnen eine Tochter geboren. Siegfried Priester betrieb einen Stoffgroßhandel. Mit seiner Familie sprach er nicht über seine Erlebnisse während der Zeit des Naziregimes. Der Bäcker, der ihn verpfiff, soll ihm nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 ein Weißbrot angeboten haben zur Wiedergutmachung, das soll er abgelehnt haben. 1948 wurde der Bäcker in einem Strafverfahren zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Am 9. Dezember 1968 starb Siegfried Priester in Berlin. Seine Tochter heiratete, bekam zwei Kinder und lebt heute in Berlin.<br/> <br/>

Medien
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