Geburtsdatum
21.11.1863
Geburtsort
Berlin-Mitte
Gender
Frau
Literatur
Jüdisches Museum Berlin, 2001/172, Sammlung Bleichröder, Schenkung von Cordula Herbst-Stenger.
Jüdisches Museum Berlin, 2002/15, Sammlung Ramseier, Schenkung von Hans und Therese Ramseier.
Jüdisches Museum Berlin, R-2000/552, Sammlung Bleichröder, Schenkung von Cordula Herbst-Stenger.
Sonstiger Name
Henriette Bleichröder
Stationen
Titel
Wohlbehütete Kindheit in Berlin
Adresse

Dorotheenstraße 8
10117 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.519506, 13.395065
Stationsbeschreibung

Henriette Bleichröder wuchs in einer sehr wohlhabenden Familie auf. Die Wohnung der Familie lag in der Dorotheenstraße 8 in Berlin-Mitte; Damals hieß der Stadtteil noch Dorotheenstadt. Ihr Vater war der Bankier Julius Bleichröder (1828-1907), jüngster Sohn von Samuel Bleichröder (1779-1855), welcher ebenfalls ein bedeutender Bankier war. 

Henriette war die Zweitälteste von sechs Geschwistern und wurde Jettchen genannt.  

Die Kleidung von Henriette weist auf eine reiche Herkunft hin. Das helle Wollkleid ist gut verarbeitet und aufwändig verziert. Dazu trägt sie weiße Strümpfe und elegante Lederstiefel. Insgesamt wirkt sie in dieser Kleidung und mit ihrem ernsten Blick wie eine kleine Erwachsene.  

Titel
Von Berlin nach Dresden
Adresse

Hochschulstraße 13
01069 Dresden
Deutschland

Adressbeschreibung
ehemals Sedanstraße
Geo Position
51.035203, 13.733587
Stationsbeschreibung

Henriette Bleichröder verlobte sich 1888 mit Franz Stenger. Diese Verbindung hatte in Henriettes Familie zu großen Auseinandersetzungen geführt, da Franz Stenger nicht jüdischen Glaubens, sondern Christ war. Jahrzehnte später berichtete Henriette ihrer Enkelin: „Er [ihr Vater Julius Bleichröder] hielt die Juden für bessere Menschen als die Christen, deshalb verbot er mir die Heirat mit Franz Stenger. Ich wurde so elend, dass Papas Widerstand dadurch und durch Mamas stete Fürsprache wie Schnee in der Sonne schmolz." 

Die Hochzeit fand am 21. Dezember 1889 statt. Das junge Paar zog nach Dresden, wo Dr. phil. Franz Stenger eine Professur an der Königlich Technischen Hochschule antrat. Die Wohnung des Paares lag in der Südvorstadt, Sedanstraße 13 (heute Hochschulstraße), standesgemäß im ersten Stockwerk, in der Beletage.   

Titel
Eine gute Partie
Adresse

Jägerstraße 47-48
10117 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.514287, 13.395991
Stationsbeschreibung

Das Aussteuerverzeichnis von Henriette Bleichröder stammt aus dem Wäschehaus der Gebrüder Mosse, Jägerstraße 47–48 in Berlin-Mitte. Das renommierte Fachgeschäft wurde 1865 von Theodor und Salomon in Berlin gegründet, später kam auch eine Filiale in New York, 19 west 45 th Street hinzu. 

Dass Henriette Bleichröder – wie ihre drei Schwestern – eine sogenannte gute Partie war, kann man an ihrem Aussteuerverzeichnis sehen: Tisch-, Bett- und Leibwäsche werden in diesem Verzeichnis genau aufgeführt. Ein Aussteuerverzeichnis war fester Bestandteil eines Ehevertrags. Unterschrieben wurde das Verzeichnis im Allgemeinen vom Vater der Braut; Im 19. Jahrhundert waren Frauen ohne männlichen juristischen Vormund nicht geschäftsfähig.

Titel
Nur ein kurzes Glück
Adresse

Piazza San Domenico 4
50014 Fiesole FI
Italien

Geo Position
43.801189, 11.285645
Stationsbeschreibung

Henriette und ihrem Mann Franz Stenger war nur eine kurze Ehe vergönnt. Franz starb am 21. Mai 1893 kurz vor seinem 34. Geburtstag; sie waren drei Jahre und fünf Monate verheiratet gewesen. In dieser Zeit wurden die Söhne Konrad (24. November 1890) und Rudolf (2. Juni 1892) geboren. Nach dem Tod ihres Mannes lebte Henriette Stenger mit ihren Söhnen überwiegend oberhalb von Florenz in der Nähe des Klosters San Domenico Fiesole.

Ihre reiche Herkunft ermöglichte es Henriette, dass sie sich in Italien jedes Jahr für mehrere Monate in einer Villa einmieten konnte, die einem Schweizer Maler (vermutlich Arnold Böcklin) gehörte. Sie reiste ab 1897 mit ihren Söhnen dorthin, begleitet von einer Erzieherin. Konrad und Rudolf gingen in Italien zur Schule, Hauslehrer*innen kümmerten sich um die standesgemäße humanistische Bildung, und die Erzieherin war für die gesellschaftliche Bildung zuständig.    

Titel
Familienbande in Berlin
Adresse

Behrenstraße 6
10117 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.515123, 13.383786
Stationsbeschreibung

Als Henriettes Mann Franz Stenger starb, war sie 29 Jahre alt; Ihr Sohn Konrad war zweieinhalb Jahre und Rudolf war knapp ein Jahr alt. Der Wohnort Dresden und damit auch die Wohnung in der Sedanstraße 13, wurden durch Tod ihres Mannes in Frage gestellt: Was sollte sie noch dort, wohin sie wenige Jahre zuvor mit Franz gezogen war, da er hier doch eine Professur hatte antreten können? 

Mit zwei kleinen Kindern blieb einer Frau in der damaligen Zeit nur die Rückkehr in den Schoß der Familie. Doch Henriette Stenger konnte aufgrund der finanziellen Absicherung – und der Toleranz in ihrer Familie – ein sehr freies Leben führen. Wenn sie sich gerade nicht in Florenz aufhielt, dann war sie gern bei ihrer jüngeren Schwester Gertrud und deren Mann Dr. Paul Arons. Sie wohnten in einem herrschaftlichen Haus in Berlin-Mitte in der Behrenstraße 6. 

Titel
Ein Sommerhaus mit einer langen Geschichte
Adresse

Breite Straße 33
13187 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.569759, 13.406512
Stationsbeschreibung

Betty Wolff hat das Sommerhaus der Familie Bleichröder gemalt, das in Berlin-Pankow stand; Die Adresse lautete Breite Straße 33. Das Grundstück war seit ungefähr 1818 im Besitz der Bleichröders; 1855 kaufte Henriettes Vater Julius Bleichröder noch den angrenzenden alten Pfarracker hinzu und ließ die große Villa bauen. In den Sommermonaten lebte dort die gesamte Familie Bleichröder, und Betty war oft zu Besuch. 

1909 baute Henriettes Bruder Fritz auf dem Grundstück noch eine weitere Villa für sich und seine Familie. Die Nationalsozialisten besetzten 1933 die ältere der beiden Villen; Fritz Bleichröder konnte mit seiner Frau Elli und den drei Kindern zunächst noch in seinem Haus wohnen. Sie emigrierten in den folgenden Jahren; Elli Bleichröder verließ Deutschland nach dem Tod ihres Mannes 1938. Erst im Jahr 2002 wurden beide Häuser nach langem Leerstand abgerissen und ein Park angelegt: der Bleichröder-Park. Eine Gedenktafel erinnert an die Geschichte des Grundstücks mit seinen beiden Villen. 

Titel
Ein neues Zuhause im Berliner Westend
Adresse

Ahornallee 46
14050 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.515424, 13.276956
Stationsbeschreibung

Spätestens ab 1920 verbrachte Henriette Stenger die Wintermonate im Berliner Westend in der Ahornallee 46 (14050 B). Die Stadtvilla war ihr Zuhause nördlich der Alpen, und vielleicht hat das Haus sie an ihre Kindheit in der Sommervilla in Pankow erinnert: Wie dieses Haus war es im neo-klassizistischen Stil erbaut und in einem großen Garten mit alten Bäumen gelegen. 

Die Söhne Konrad und Rudolf waren inzwischen erwachsen; Rudolf war in Kanada verheiratet, aber der erstgeborene Konrad blieb ledig, wohnte in Berlin und hatte eine enge Beziehung zu seiner Mutter. Sie unternahmen gemeinsam große Reisen nach Asien und sogar eine Weltreise in den Jahren 1911/12. 

Sterbedatum
17.08.1947
Sterbeort
Berlin

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Autor
Ulrike Brenning