Beruf
Filmkritiker, Galerist, Kunsthändler
Geburtsdatum
07.03.1892
Geburtsort
Mannheim
Gender
Mann
Literatur
Diederichs, Helmut H, Der Filmtheoretiker Herbert Tannenbaum, Frankfurt am Main 1987.
Für Die Kunst! Herbert Tannenbaum und sein Kunsthaus. Ein Galerist - seine Künstler, seine Kunden, sein Konzept, Mannheim 1995.
Max Beckmann. Tagebücher 1940-1950. München 1955.
Militärdienstbescheinigung: Stuttgart, vom 8.05.1933. JMB, Inv.Nr. 2009/216/20.
Präger, Christmut, Der Blick des Künstlers und sein Gegenüber, in: Max Biermanns Bildnis Herbert Tannenbaum 1947, Mannheim 2005.
Schroeder, Klaus-Peter, Eine Universität für Jursiten und von Juristen, Die Heidelberger Juristische Fakultät im 19. und 20. Jahrhundert, Tübingen 2010.
Zeitungsausschnitt: Nachruf „Herbert Tannenbaum gestorben", FAZ Nr. 240, S.10, vom 16.10.1958, JMB, Inv.Nr.: 2009/216/54.
Zeitungsausschnitt: The Daily Item, Port Chester. N.Y. vom 13.01.1950, JMB, Inv.Nr.: 2009/216/51.
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/UA1910WSbis1915SS/0001?sid=d5a92a5570c9ce7a9dd0be0137dce6ac (letzter Zugriff am 04.02.2018)
http://landkartenarchiv.de/historischestadtplaene600b.php?q=landkartenarchiv_heidelberg_feb_1928 (letzter Zugriff am 04.02.2018)
http://www.jura.uni-heidelberg.de/fakultaet/fakultaetsgeschichte.html (letzter Zugriff am 04.02.2018)
http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/musik/bilder/sommer09/Leopold.pdf (letzter Zugriff am 04.02.2018)
https://stadtarchiv.mannheim.de/strassen/index.php?table_name=Straßen&function=search&where_clause=&order=Straßenname&order_type=ASC&page=6 (letzter Zugriff am 04.02.2018)
Stationen
Titel
Ein junger Mann mit vielen Facetten
Untertitel
Herbert Tannenbaum in Mannheim
Adresse

Roonstraße 4-6
68165 Mannheim
Deutschland

Geo Position
49.481723, 8.476062
Stationsbeschreibung

Herbert Tannenbaum wurde am 7. März 1892 als erster Sohn von Benni Tannenbaum (1860-1916) und Emma Levi (1871-1922) in Mannheim geboren. Er hatte einen jüngeren Bruder Otto und eine kurz nach ihrer Geburt 1893 verstorbene Schwester. Mit Mannheim blieb Tannenbaum zeitlebens verbunden, feierte er doch hier 1905 seine Bar Mitzwa und besuchte von 1901 bis 1910 das humanistische Karl-Friedrich-Gymnasium. Neben der Bildung, waren es vor allem die Musik und Kunst, die sein Leben prägten. Diese hallten auch noch im Erwachsenenalter nach: Tannenbaum spielte die Bratsche, Violine und Flöte. Nach bestandenem Abitur schrieb sich Tannenbaum auf Wunsch seines Vaters für das Wintersemester 1910/11 an der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg ein. Trotz des juristischen Werdegangs betätigte er sich weiterhin auch im künstlerischen Bereich, insbesondere nach Gründung des „Freien Bundes zur Einbürgerung der bildenden Kunst in Mannheim" im April 1911. Von hier aus ergab sich auch seine Rezensionstätigkeit bei der sozialdemokratischen Zeitung „Volksstimme". Zugleich entdeckte Tannenbaum während seines Studiums auch sein Interesse an der damals progressiven Technik der Kinematographie und des Kinos als künstlerischem Medium. So verfasste Herbert Tannenbaum die als Pionierleistung geltende Schrift unter dem Titel „Kino und Theater". 

Titel
Eine Verbindung des „Brotstudium[s] mit dem Objekt seines ästhetischen Interesses"
Untertitel
Studienzeit
Adresse

Grabengasse 8
69117 Heidelberg
Deutschland

Adressbeschreibung
Das heutige juristische Seminar befindet sich in der Friedrich-Ebert-Anlage 6-10 (entspricht der historischen Leopoldstrasse). Das juristische Seminar befand sich im WiSe 1910/11 in der Grabengasse 8, was aus dem Verzeichnis „Heidelberger historische Bestände" der Universität Heidelberg hervorgeht. Auch heute noch heißt diese Straße „Grabengasse".
Geo Position
49.411075, 8.705694
Stationsbeschreibung

Der kunst- und filmbegeisterte Jurastudent Herbert Tannenbaum fand durch sein reges künstlerisches Interesse schnell Eingang in die Mannheimer Kunstszene. Seine Nebentätigkeit als Volontär der Kunsthalle und der „Akademie für Jedermann" des Kunsthistorikers und Direktors der Kunsthalle in Mannheim Fritz Wichtert (1878-1951) begleitete sein Studium.  Er verband also abermals sein künstlerisches Interesse mit seinem beruflichen Werdegang und stellte damit sogar neue fachliche Weichen. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Doktorprüfung kehrte Tannenbaum nach Mannheim zurück, wo er bis 1914 weiterhin Vorträge hielt, Artikel und Rezensionen verfasste. Zeitgleich beschäftigte er sich intensiv mit der „Mannheimer Bewegung" in der Berliner „Kunstwelt". Diese Jahre sollten für Tannenbaum sowohl beruflich als auch privat prägend sein. Hier traf er seine späteren besten Freunde: den damaligen Direktoralassistenten Willy F. Storck, sowie den Mannheimer Architekten Hermann Esch. Ab März 1914 verfestigte sich Tannenbaums filmisches Interesse so stark, dass er nach Berlin zu der Filmfabrik „Projektions-AG Union", dem ersten Filmkonzern Deutschlands, wechselte. Aus dieser Zeit stammt der erste von ihm als Regiesseur veröffentlichte Film „Cognak Fünfstern".

Titel
Erster Weltkrieg
Untertitel
Als Soldat auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs
Adressbeschreibung
Die genaue Adresse ist nicht bekannt, weshalb ein symbolischer Pin in die Ortsmitte gesetzt wurde.
Geo Position
48.858832, 8.205927
Stationsbeschreibung

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 stellte einen tiefen Einschnitt in die Zukunftspläne des jungen Herbert Tannenbaums dar. Als Angehöriger des Bürgertums zunächst von der vermeintlich vorherrschenden Kriegsbegeisterung im August 1914 erfasst, wurde er am 18. November 1914 zum Ersatz-Bataillon des Füsilier Regiments Fürst Karl Anton von Hohenzollern Nr. 40 nach Rastatt eingezogen. Bereits ab März 1915 wurde Tannenbaum als Infanterist an der Westfront eingesetzt. Als Soldat immer wieder befördert und auf den wichtigsten Schlachtfelder der Westfront eingesetzt (1915/16 in der Champagne, 1916 an der Somme, 1916/17 bei Verdun), wurde er zweimal verwundet und erhielt 1918 das Eiserne Kreuz II. Klasse und auch das Verwundetenabzeichen in Schwarz. Von Bedeutung wurden seine Tätigkeit im ersten Weltkrieg vor allem, so der Literaturwissenschaftler Joachim W. Storck über Tannenbaum, „weil sie das durchaus nicht untypische vaterländische Engagement eines Juden bezeugt, vor dessen Hintergrund die späteren Entwicklungen und Verhaltensweisen in diesem Lande ihre besondere Niedertracht noch deutlicher erkennen lassen und, darüber hinaus, die Fragwüridkeit und Doppelzüngigkeit alles „vaterländischen“ im deutschen Sinne bis zum heutigen Tag offenbaren.“

Titel
Erfolgsaussichten: beruflich wie privat
Untertitel
Zwischenkriegszeit
Adresse

Q7, 17a
68161 Mannheim
Deutschland

Geo Position
49.485517, 8.474893
Stationsbeschreibung

Aus dem Kriegseinsatz nach Mannheim zurückgekehrt, engagierte sich Herbert Tannenbaum bereits 1918 wieder mit zahlreichen Vorträgen, wie „Die Kunst im Hause" oder „Vom Wesen des Kinos" in der Mannheimer Kunsthalle. Gleichzeitig prägten auch die revolutionären Ereignisse des Novembers 1918 und die damit verbundene Umbruchstimmung im Land das soziale Engagement Tannenbaums. Das von Herbert Tannenbaum initiierte und in den 1920ern eröffnete „Kunsthaus", ab 1921 gelegen in Q7, 17a an der Ecke Friedrichsring/„Freßgasse" wurde, so eine Passage aus einem Nachruf für Herbert Tannenbaum von 1958, „weit über Mannheim hinauswirkend, zu einem Begriff für kompromißlose Qualität und künstlerischen Wagemut". Andererseits war die Zwischenkriegszeit für Tannenbaum von vielerlei Veränderungen, beruflicher, aber auch privater Art geprägt. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg lernte Tannenbaum die nichtjüdischen Schwestern Maria Therese und die ältere Juliana Maria Nosbisch kennen. Letztere heiratete Herbert Tannenbaum im Dezember 1921. Sowohl im Privaten als auch in beruflicher Hinsicht war Juliana Maria ihm stets Stütze und Ratgeberin, vor allem in den Nachkriegsjahren, die für den sich gerade als Kunsthändler selbstständig gemachten Tannenbaum oft von Unsicherheit  geprägt waren. Dennoch gelang es den Tannenbaums ihr privates Leben auf festeres Fundament zu setzen. 

Titel
Ein „Feind" in zweierlei Hinsicht
Untertitel
Die Zeit des Nationalsozialismus
Adresse

Q7 17a
68161 Mannheim
Deutschland

Geo Position
49.485517, 8.474893
Stationsbeschreibung

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 hatte für die Tannenbaums zunächst noch keine tiefgreifenden Folgen, hatte Herbert Tannenbaum doch noch 1934 für den Einsatz im Ersten Weltkrieg das „Ehrenkreuz für Frontkämpfer" erhalten.
Wegen seiner Tätigkeit als Kunsthändler jedoch wuchs durch die neuen Machthaber ab Ende 1936 die Sorge, seine Arbeit im „Kunsthaus" nicht mehr länger ungefährdet fortführen zu können. In den Augen der Nationalsozialisten war Herbert Tannenbaum ein Feind in zweierlei Hinsicht: Als Jude und als einer, der die von den Nationalsozialisten als „entartet" degradierte Kunst förderte, gehörte er gleich zwei von dem nationalsozialistischen Regime verfolgten Gruppen an. So fiel der berühmte „Rabbiner" von Marc Chagall, der heute im Basler Kunstmuseum ausgestellt ist, dem Kunstraub der Nationalsozialisten zum Opfer. Unter den Vorzeichen der Nürnberger Rassegesetze, nach denen die Ehe zwischen den Tannenbaums als „Mischehe" galt, und nach der Bücherverbrennung, welche die Buchsammlung des „Kunsthauses" rapide schmälerte, wurde es für Herbert Tannenbaum immer gefährlicher moderne Kunst in seinem „Kunsthaus" auszustellen. Die Tannenbaums bereiteten ihre Emigration nach Holland vor. Dazu gehörte auch die Übertragung des „Kunsthauses", sowie des Bauernhauses in Heppenschwand an den guten Freund Hermann Esch, der zugleich auch Helfer bei dem Transport wichtiger Gemälde für den beruflichen Neuanfang mit einer Galerie in den Niederlanden wurde.

Titel
Zwischen Isolation, Verlust und Neuanfang
Untertitel
Emigration nach Amsterdam
Adresse

Leonardostraat 6
1077 EV Amsterdam
Niederlande

Geo Position
52.349226, 4.867997
Stationsbeschreibung

Juliana Maria Tannenbaum und Tochter Beate verließen Mannheim im April 1937, Herbert Tannenbaum folgte ihnen einen Monat später in die erste Wohnung der Familie in der Leonardostraat 6 im Süden Amsterdams. Neue Freundschaften bildeteten sich, zumal einige moderne deutsche Künstler, darunter auch Max Beckmann, ebenfalls ihr Exil in Amsterdam fanden. Mit den Novemberpogromen im Jahre 1938 verdichtete sich jedoch die antijüdische Stimmung in den Niederlanden immer stärker. Herbert Tannenbaums Versuche indes von Amsterdam aus für in Deutschland zurückgebliebene Angehörige Ausreisegenehmigungen zu erwirken, blieben vergeblich. Tannenbaums Cousine Paula Straus und sein jüngerer Bruder Otto Tannenbaum (1898-1942) wurden 1942 in Auschwitz ermordet. Familie Tannenbaum versuchte vor allem nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erneut zu emigrieren, was sich aber, besonders ab 1940, als unmöglich herausstellte. Einzig der Status der von den Nationalsozialisten als „Mischehe" bezeichneten Zusammenkunft der Tannenbaums und auch die Ehe der Tochter Beate mit Gerhard Neumann, einem von den Nationalsozialisten als „Mischling 1. Grades" verfolgten und beinahe deportierten jungen Mann, konnten die Tannenbaums bis ans Kriegsende immer wieder vor der Deportation und damit dem sicheren Tod retten. Jedoch mit jahrelanger Isolation, Angst und Gefahr. 

Titel
Neubeginn in den USA
Untertitel
Letzte Lebensjahre in der „neuen" Heimat
Adresse

19 East 57th Street
New York, NY 10022
Vereinigte Staaten

Geo Position
40.762696, -73.972562
Stationsbeschreibung

Für die Tannenbaums entwickelte sich in der Nachkriegszeit das Vorhaben, noch einmal zu emigrieren. Schon am 2. Juli 1947 „verabschiedete sich [Tannenbaum] für New York" von seinem berühmten Portraitierer Max Beckmann („Herbert Tannenbaum auf dem Weg nach New York“). Am 5. Juli 1947 emigrierten Maria und Herbert Tannenbaum nach New York. Max Beckmann hatte zuvor in seinen Tagebucheinträgen immer wieder Begegnungen mit Tannenbaum sowohl in Amsterdam als auch in New York erwähnt. So bekam er „Besuch von Tannenbaum, der mich über Exportsachen beruhigen sollte und selbst nach Amerika geht." In Rye, etwas nördlich von New York, ließ sich Familie Tannenbaum, mit Tochter, Schwiegersohn und deren beiden Töchtern (jetzt Newmann) nieder. An ihr neues Zuhause schloss sich eine moderne Kunstgalerie - die „Herbert Tannenbaum Gallery" - „a large well lit room hung with paintings by Van Gogh, Renoir, Degas, Utrillo, Paul Klee [...]". 1949 eröffnete eine weitere Kunstgalerie in der New Yorker 57. Straße. Die Zeitung „The Daily Item, Port Chester. N.Y." beschrieb ihn 1950 als „squarely built man with a ruddy complexion, heavy eyebrows and penetrating eyes". Mit einem kleinen Bungalow am See in den Bergen von Mount Desert fand Tannenbaum das amerikanische „Pendant" zu seinem Heppenschwand. 1953 reiste das Ehepaar Tannenbaum zurück in die alte Heimat in das vom Krieg und der Verfolgung seiner jüdischen Bürger*innen gezeichnete Mannheim. 1957 übernahm Tannenbaum wieder das Haus in Heppenschwand, in dem er die beiden folgenden Sommer, gezeichnet von einem leichten Herzinfarkt, verbrachte. Am 30. September 1958 verstarb Herbert Tannenbaum kurz vor seiner Abreise zurück in die Vereinigten Staaten am Frankfurter Flughafen.

Sterbedatum
30.09.1958
Sterbeort
Frankfurt am Main

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Autor
Ksenia Eroshina