Beruf
Sekretärin
Geburtsdatum
12.04.1927
Geburtsort
Paderborn
Gender
Frau
Literatur
Benz, Wolfgang, Die Kindertransporte 1938/39: Rettung und Integration, Frankfurt am Main 2003.
Heuse, Alina, Verfolgung der Paderborner Juden zur Zeit des Nationalsozialismus, in: Lebensgeschichten ausgesuchter Kinder des ehemaligen jüdischen Waisenhauses in Paderborn, Paderborn 2015, S. 4-12.
JMB: Inv. Nr. 2010/217/101 Ausländerausweis: mit Emigrationsstempeln, Vd., masch., engl., London, 29.05.1946.
JMB: Inv. Nr. R 2010/15/44, 2 Hochzeitsanzeigen: für Beatrice u. Gunther Steinberg, Kopie, engl., 1 Bl., Los Angeles, 23.07.1949.
JMB: Inv. Nr.: 2010/217/94, K 790, Mp. 5: Geburtsurkunde: Vd., masch., Paderborn, 23.02.1939; 3 Ex.
JMB: Inv. Nr.: 2010/217/97, K 790, Mp. 5: Bescheinigung: über Besuch der Privaten Volksschule des jüdischen Waisenhauses, masch., paderborn, 21.02.1939; 2x.
JMB: Inv. Nr.: 2010/217/103, Einbürgerungsantrag: mit eingeklebter Fotogr., Vd., masch., engl., Los Angeles, 10.12.1948.
JMB: Inv. Nr.: 2010/217/104, Einladungsschreiben: zum 10. Jahrestag der Kindertransport Association, masch., engl., 08.2000.
JMB: Inv. Nr.: 2010/217/116, Broschüre: Baun wir doch aufs neue das alte Haus. Jüdisches Schicksal in Paderborn, u.a. über die Familie Rose u. Misch, gdr., Paderborn, 1964.
Lebenserinnerungen der Beatrice Steinberg (JMB: Inv. Nr.: 2010/217/95, M30: Lebenserinnerungen: Kopie, masch., engl., Portola Valley CA, 1997.)
Naarmann, Margit, Die Paderborner Juden 1802-1945, Paderborn 1988.
Neufeld, Katrin, Das jüdische Waisenhaus in Paderborn, in: Lebensgeschichten ausgesuchter Kinder des ehemaligen jüdischen Waisenhauses in Paderborn, Paderborn 2015, S. 12-17.
http://www.jg-paderborn.de/Chronik.htm (letzter Zugriff am 04.02.18)
http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/nstopo/strnam/Umbenennung_1252_Karte.html (letzter Zugriff am 04.02.18)
http://www.zeitreise-paderborn.de/detail/8012?949 (letzter Zugriff am 04.02.18)
www.luise-berlin.de/strassen/bez02h/l544.htm (letzter Zugriff am 04.02.18).
Sonstiger Name
Beate, Beatrice Steinberg
Stationen
Titel
Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit
Untertitel
Familie Rose in Paderborn
Adresse

Friedrichstraße 41
33102 Paderborn
Deutschland

Adressbeschreibung
Historische Friedrichstraße 41 entspricht auch der heutigen Friedrichstraße 41, zwischen 1938 und 1945 wurde diese Straße in „Adolf-Hitler-Wall" umbenannt.
Geo Position
51.719528, 8.747498
Stationsbeschreibung

Beatrice Steinberg wurde als Beate Rose am 12. April 1927 in Paderborn geboren. Als Tochter des Ehepaares Albert Rose und Erna Rose, geborene Stein, wuchs sie in der Friedrichstraße 41 auf. Zu dieser Zeit lebten nur noch Albert, Erna und Beate Rose in dieser Straße, da die älteren Geschwister bereits alle aus- und weggezogen waren. Familie Rose war bereits seit über 250 Jahren in Paderborn ansässig. Albert Rose war als Rechtsanwalt und seit 1920 auch als Notar in Paderborn tätig. Er war ein bekannter Jurist und Vorsteher der Synagogengemeinde sowie des jüdischen Waisenhauses. In ihren Lebenerinnerungen, welche sie im Alter von 70 Jahren 1997 in Portola Valley in Kalifornien verfasste, berichtete  Beate Rose, später Beatrice Steinberg, dass auch ihre beiden Großmütter bei ihnen wohnten. Weitere Verwandtschaft war ebenfalls nicht weit entfernt. Beatrice Steinberg erinnerte sich noch im hohen Alter vor allem an das traditionelle Lichtanzünden an Chanukka im elterlichen Speisezimmer sowie an das Singen von Channuka-Liedern wie „Maoz tzur y´shu-a-ti" (מעוז צור ישועת). Aber auch an andere jüdische Festtage, wie an Passach oder Yom Kippur, erinnerte sie sich gerne zurück, verbrachte sie doch so viele Stunden ihrer Kindheit mit ihrer gläubigen Mutter in der Paderborner Synagoge. 

Titel
Ein „frisches und natürliches Wesen"
Untertitel
Schulbesuch in Paderborn
Adresse

Michaelstraße 17
33098 Paderborn
Deutschland

Geo Position
51.719819, 8.753723
Stationsbeschreibung

Ab 1933 besuchte Beate Rose als das jüngste von vier Geschwistern die katholische Mädchenschule, das Oberlyzeum und die Studienanstalt St. Michael der Chorfrauen des heiligen Augustinus in Paderborn. Sie erinnerte sich noch mit 70 Jahren an den Abend vor ihrem ersten Schultag an der „Michaelsschule": „[...] I was invited into Papa´s office. […] My father talked of what was expected of me […]: to be honorable, decent, kind, mannerly and to work hard in school. And finally he reached down behind his desk and brought up a most beautiful ›Zuckertüte‹, […] containing all kinds of good things: a red wooden pen and nibs to fit onto its end, a pencil and eraser in a beautiful box, a ruler and – most important – lots of candy, fruit and nuts. I also received a leather ›Ranzen‹ […]." Zeitgleich zur Schulausbildung begann Beate mit den Klavierstunden am elterlichen Bechstein-Klavier ihrer Mutter und erinnerte sich noch im hohen Alter an Werke von Schubert und vielen anderen. 
Schwimmen und Fahrradfahren machten Rose großen Spaß, besonders ihr Fahrrad sowie ihre Rollschuhe wuchsen ihr schnell ans Herz. In einer Bescheinigung des Schulleiters der Privaten Volksschule des jüdischen Waisenhauses vom 21. Februar 1939 wurde Beate Rose als „körperlich und geistig gesundes Kind" mit einem „frische[n], natürliche[n] Wesen mit einer starken Hinneigung zum Sport" beschrieben. 

Titel
Zwischen Diskriminierung und sozialem Ausschluss
Untertitel
Der Aufstieg der Nationalsozialisten
Adresse

Leostraße 3
33098 Paderborn
Deutschland

Geo Position
51.71516, 8.757963
Stationsbeschreibung

Wie für alle deutschen Jüdinnen*Juden begann auch für Beate Rose und ihre Familie mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten ab 1933 nach und nach die Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Im Zuge der gesetzlichen Einschränkungen für Jüdinnen*Juden im gesamten Deutschen Reich musste Beate Rose ab 1938 die Volksschule des Jüdischen Waisenhauses in Paderborn besuchen. Ihr Vater Dr. Albert Rose, ein in Paderborn damals bekannter und angesehener Notar und Rechtsanwalt, erhielt Berufsverbot. Traf sie sich zuvor noch gerne mit Freunden oder spielte Klavier, war dies bereits ab 1937 nur noch eingeschränkt oder gar nicht möglich. Die Verbote über den Besitz von Instrumenten für Jüdinnen*Juden sowie jenes für christliche Kinder, nicht mehr mit ihren jüdischen Freund*innen spielen zu dürfen, schränkte auch das Leben Roses schwer ein. In der 1939 nachträglich erstellten Kopie ihrer Geburtsurkunde wurde noch im Januar 1939 verzeichnet: „Die nebenbezeichnete Beate Rose hat mit Erklärung vom 27. Dezember 1938 zusätzlich den weiteren Vornamen ›Sara‹ angenommen. Paderborn, den 20. Januar 1939. Der Standesbeamte. Breitenstein."

Titel
Als Elfjährige im Paderborner Gefängnis
Untertitel
Novemberpogromme 1938
Adresse

Königsstraße 21-23
33098 Paderborn
Deutschland

Adressbeschreibung
Heute ist an dieser Stelle das Kaufhaus C&A.
Geo Position
51.718394, 8.748097
Stationsbeschreibung

Mit nur elf Jahren erlebte Beate Rose die Novemberpogrome 1938 in ihrer Heimatstadt Paderborn. Sie beschrieb eindrücklich: „We are headed down the stairs. On the way my mother is trying to negotiate: ›Leave the child, please please please!‹ […] ›No please, Mama. I want to go with you. If you have to die, I want to die with you.‹ We are prodded down the street by the men, past the prison, to the center of town past the cathedral in the freezing night. It must be about 2 a.m. Mama is wearing three layers of outdoor clothes. She is sure we will be deported to Poland where it is even colder than in Paderborn." Diese Nacht verbrachten Beate und ihre Mutter Erna, wie so viele Paderborner Jüdinnen*Juden, im Gefängnis in der Paderborner Königstraße. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 verhaftete die Polizei 42 jüdische Paderborner, die dann ins KZ Buchenwald deportiert wurden, wie auch Albert Rose, der später entlassen wurde. Ihre kindliche Wahrnehmung der Nationalsozialisten beschrieb Beate Rose  dann in ihren Memoiren so: „To me, as a child of about 11, they were the men in brown [...] they marched singing almost daily down the Friedrichstrasse. I remember only the first few lines of one of their songs, composed by Horst Wessel…"

Titel
„That was the last time I saw her."
Untertitel
Emigration nach England
Adresse

Grunigerstraße 3
33102 Paderborn
Deutschland

Geo Position
51.714571, 8.741578
Stationsbeschreibung

Dank des väterlichen Engagements beim „Hilfsverein der Juden in Deutschland" reiste die damals 12-jährige Beate Rose am 20. Juli 1939 mit einem sogenannten „Kindertransport" nach England aus und kam dort bei verschiedenen Familien unter. Sie beschrieb in ihren Erinnerungen im Alter von 70 Jahren den Abschied von ihrer Mutter:
„On July 20, 1939 my mother took me to the train to catch what turned out to be the last children´s transport to England. [...] I was so excited that I rushed up the steps of the railway carriage without even kissing my mother good-bye. She called me back, we hugged and kissed, I entered the train, went to the window, and we waved to each other. That was the last time I saw her. I was 12, she was 50 years old. Her husband and four children had all escaped, and she was left alone in Nazi Germany." Beate Roses Mutter, Erna, geborene Stein wollte ihrem Mann und den Kindern nach England folgen als es schon zu spät war. Sie wurde aus ihrem Haus, Friedrichstraße 41, vertrieben und wurde in ein Haus in die Grunigerstraße 3 in Paderborn zwangsübergesiedelt, wo bereits viele jüdische Menschen zusammengedrängt wohnen mussten. Sie wurde am 30. März 1942 nach Warschau deportiert und im Jahre 1948 nachträglich für tot erklärt, wobei das Todesdatum aus Mangel an Informationen über das tatsächliche Todesdatum auf den 9. Mai 1945 festgesetzt wurde.

Titel
Die Hoffnung auf ein Wiedersehen bleibt
Untertitel
Ein neues Leben in England
Adresse

5 Lambolle Road
London
NW3 4HS
Vereinigtes Königreich

Geo Position
51.546585, -0.167608
Stationsbeschreibung

Die erste Familie, bei der Beate Rose unterkam, war die von Percival und Miriam Wenzel. Sie nahm ihre Schulausbildung  an der St. Barnabas Secondary Girls´ school in Woodford Green auf, doch der Krieg begann auch in England und die Schüler*innen wurden aufs Land evakuiert. Mit 14 Jahren endete die Schulpflicht und der kostenlose Unterricht in England. Aber Beate Rose war auf die auch finanzielle Hilfe anderer angewiesen. Gleichzeit begleitete sie immer eine Hoffnung: „Deep in my heart i always hoped that eventually we would all be reunited with my mother in our old home."  Der Cousin der Mutter, Richard Schlesinger, übernahm indes die Kosten des Unterrichts am Pitman´s College. Nebenbei arbeitete Rose: „I was tremendously fortunate to be able to work for R.A. Peddie, an internationally known bibliographer who was part owner of and worked in an antiquarian bookshop on Great Russell Street at Museum Street, directly across from the British Museum."
Ihre alte Freundin aus Paderborn, Ellen Stern, half ihr verschiedene Jobs in der Import- und Exportfirma zu bekommen, in der auch sie selber arbeitete, welche in der Knightsbridge off Sloane Street on Pont St. lag. Sie freundeten sich mit vielen jungen Leuten an, die im International Youth Center in der Nähe waren. Am 12. Mai, einen Monat nach ihrem 18. Geburtstag, verließ Beate Woodford Green und zog nach Hampstead, London, N.W.3.

Titel
Der erste selbstgewählte Neubeginn
Untertitel
Emigration in die USA
Adresse

52 Argonne Ave
Long Beach, CA 90803
Vereinigte Staaten

Geo Position
33.757419, -118.138676
Stationsbeschreibung

Bereits drei Jahre nach dem Ende des Krieges, emigrierte Beate Rose, nun selbstgewählt, am 29. Juli 1948 aus Southhampton mit in die USA.  In dieser Zeit des Aufbruches und der großen Veränderungen, sowie auch der Vergewisserung über den Tod ihrer geliebten Mutter, veränderte sich für Beate Rose vieles auch in privater Hinsicht: Am 23. Juli 1949 heiratete Beate, jetzt Beatrice Steinberg, Gunther Steinberg in Los Angeles. Eine Annonce des Brautvaters Albert Rose und der Mutter des Bräutigams Hetty Steinberg, welche am 31. Mai 1960 ebenfalls heirateten, kündigte diesen erfreulichen Anlass an. 

Titel
Zwischen neuem Familienglück und alten Erinnerungen
Untertitel
Letzte Jahre in Kalifornien
Adresse

95 Lerida Ct.
Portola Valley, CA 94028
Vereinigte Staaten

Geo Position
37.395712, -122.199316
Stationsbeschreibung

Am 23. Juni 1956 zogen die Steinbergs nach Nordkalifornien. Hier in Walnut Creek gründeten sie eine Famile. Ihr Sohn Paul Gunther wurde im Kaiser Hospital in Walnut Creek geboren. Am 8. April 1964 adoptierten sie ihre Tochter Julia Claire. Am 20. Juli 1997 kam ihr erster Enkel Cole Anderson Steinberg, Pauls Sohn, zur Welt. Der Kontakt zur Heimatstadt Paderborn schien aber auf so große Distanz hin dennoch nie abgerissen zu sein.  Am 19. November 1964 erhielt Beatrice Steinberg mit einem Exemplar der Schrift „Bauen wir doch aufs neue das alte Haus – Jüdisches Schicksal in Paderborn", herausgegeben von der Stadt Paderborn, auch einen Brief des damaligen Paderborner Bürgermeisters Christoph Tölle gesendet nach 165 Los Altos Ave, Wallmut Creek, Kalifornien, USA. Ihre Vergangenheit war auch auf so große räumliche wie zeitliche Distanz für Beatrice Steinberg stets allgegenwärtig.  So schrieb sie im Jahre 1997 ihre Lebenserinnerungen auf und widmete diese den Enkeln ihrer Eltern Albert und Erna Rose und auch ihrer Mutter „I dedicate this story to my mother, who never had the opportunity to know or love any of you." In Portola Valley in Kalifornien verbrachte Beatrice Steinberg ihre letzten Lebensjahre. Hier verstarb sie im Alter von 84 Jahren am 25. März 2012.
 

Sterbedatum
25.03.2012
Sterbeort
Portola Valley, Kalifornien

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Autor
Ksenia Eroshina